sowohl die Mehrsprachigkeit der Texte sowie die zahlreichen Auflagen zeu-
gen. Eine Analyse der einzelnen Gemälde, wie sie nur wenige Jahre später
Andre Felibien für die Tableaux du Cabinet du Roy (1677) vornimmt, fehlt
noch ganz. Dagegen erscheint mit der ausführlichen Beschreibung der Gale-
rieräume in Wien und ihrer beispielhaften Wiedergabe, die auch die Hän-
gung der Gemälde veranschaulicht, die gesamte Galerie als repräsentatives
Attribut des Fürsten. Mit der Fülle des gezeigten Bilderschatzes, über den
die Künstlerliste mit den zusätzlich in der Sammlung vertretenen Malern
sowie die Beschreibung der neu in Wien eingerichteten Galerie noch hinaus-
weisen, präsentiert das Theatrum Pictorium den gebildeten Herrscher als
Virtuoso, als Sammler und Kunstkenner. Leopold Wilhelm wird so zum
Vorbild für andere Sammler, denen die bedeutende Kollektion und Zur-
schaustellung der Kunst einen herausfordernden und schwer zu überbieten-
den Maßstab liefert.
2.2 Kunstgeschichte im Galeriewerk: Die Tableaux du Cabinet du Roy
(1677/1679)
Schon kurz nach Erscheinen der ersten Ausgabe von Teniers' Theatrum
Pictorium 1660 fasste am französischen Hof Jean-Baptiste Colbert (1619-
1683) den Entschluss, die künstlerischen sowie die wissenschaftlichen Er-
rungenschaften unter Ludwig XIV. (1638-1715) in einer aufwendigen Stich-
serie zu veröffentlichen und damit den Ruhm des Herrschers in die Welt zu
tragen. Waren die bis dato erschienenen Kupferstichwerke einer einzelnen
künstlerischen Gattung, einem spezifischen Wissensgebiet oder dem Werk
eines Künstlers gewidmet, so entwickelte Colbert den Plan, Stiche nach un-
terschiedlichsten Gattungen zur Glorifizierung des Herrschers zu nutzen.
Systematisch geordnet nach Kunstwerken, königlichen Gebäuden und Gär-
ten, Festen sowie verschiedenen naturwissenschaftlichen Schriften der Bota-
nik, Anatomie und Zoologie stellte die etwa fünfzigbändige, als Cabinet du
Roy bekannt gewordene Stichserie damit einen Überblick über die kulturpo-
litischen Leistungen am Hofe Ludwigs XIV. dar. Damit wurden nicht nur die
Wissenschaften als Mittel der Repräsentation des Herrschers vereinnahmt,
sondern im gleichen Zuge erfuhren auch die Künste eine Gleichstellung mit
den Wissenschaften, wie sich dies auch im Aufbau der Akademien unter
Colbert spiegelt.
Eingebunden in diese Stichserie des Cabinet du Roy erschien 1677 die
erste, zwei Jahre später die zweite Ausgabe der Tableaux du Cabinet du Roy.
Zeigte sie mit zunächst 22, dann 24 Gemäldereproduktionen nur einen klei-
nen - im Vergleich zu Teniers' Galeriewerk sehr bescheidenen - Ausschnitt
der unter Ludwig XIV. aufgebauten Sammlung, setzte doch der begleitende,
von Andre Felibien (1619-1695) verfasste Text mit Beschreibungen der Ge-
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gen. Eine Analyse der einzelnen Gemälde, wie sie nur wenige Jahre später
Andre Felibien für die Tableaux du Cabinet du Roy (1677) vornimmt, fehlt
noch ganz. Dagegen erscheint mit der ausführlichen Beschreibung der Gale-
rieräume in Wien und ihrer beispielhaften Wiedergabe, die auch die Hän-
gung der Gemälde veranschaulicht, die gesamte Galerie als repräsentatives
Attribut des Fürsten. Mit der Fülle des gezeigten Bilderschatzes, über den
die Künstlerliste mit den zusätzlich in der Sammlung vertretenen Malern
sowie die Beschreibung der neu in Wien eingerichteten Galerie noch hinaus-
weisen, präsentiert das Theatrum Pictorium den gebildeten Herrscher als
Virtuoso, als Sammler und Kunstkenner. Leopold Wilhelm wird so zum
Vorbild für andere Sammler, denen die bedeutende Kollektion und Zur-
schaustellung der Kunst einen herausfordernden und schwer zu überbieten-
den Maßstab liefert.
2.2 Kunstgeschichte im Galeriewerk: Die Tableaux du Cabinet du Roy
(1677/1679)
Schon kurz nach Erscheinen der ersten Ausgabe von Teniers' Theatrum
Pictorium 1660 fasste am französischen Hof Jean-Baptiste Colbert (1619-
1683) den Entschluss, die künstlerischen sowie die wissenschaftlichen Er-
rungenschaften unter Ludwig XIV. (1638-1715) in einer aufwendigen Stich-
serie zu veröffentlichen und damit den Ruhm des Herrschers in die Welt zu
tragen. Waren die bis dato erschienenen Kupferstichwerke einer einzelnen
künstlerischen Gattung, einem spezifischen Wissensgebiet oder dem Werk
eines Künstlers gewidmet, so entwickelte Colbert den Plan, Stiche nach un-
terschiedlichsten Gattungen zur Glorifizierung des Herrschers zu nutzen.
Systematisch geordnet nach Kunstwerken, königlichen Gebäuden und Gär-
ten, Festen sowie verschiedenen naturwissenschaftlichen Schriften der Bota-
nik, Anatomie und Zoologie stellte die etwa fünfzigbändige, als Cabinet du
Roy bekannt gewordene Stichserie damit einen Überblick über die kulturpo-
litischen Leistungen am Hofe Ludwigs XIV. dar. Damit wurden nicht nur die
Wissenschaften als Mittel der Repräsentation des Herrschers vereinnahmt,
sondern im gleichen Zuge erfuhren auch die Künste eine Gleichstellung mit
den Wissenschaften, wie sich dies auch im Aufbau der Akademien unter
Colbert spiegelt.
Eingebunden in diese Stichserie des Cabinet du Roy erschien 1677 die
erste, zwei Jahre später die zweite Ausgabe der Tableaux du Cabinet du Roy.
Zeigte sie mit zunächst 22, dann 24 Gemäldereproduktionen nur einen klei-
nen - im Vergleich zu Teniers' Galeriewerk sehr bescheidenen - Ausschnitt
der unter Ludwig XIV. aufgebauten Sammlung, setzte doch der begleitende,
von Andre Felibien (1619-1695) verfasste Text mit Beschreibungen der Ge-
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