Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
140

VII. ABENTEUER

hat. Inzwischen erfährt Iwein von ihr, daß Gawein Artus’ Hof verlassen
habe, um die geraubte Gemahlin des Königs zu suchen. Darauf verab-
schiedet er sich von Duneten, um sich für den bevorstehenden Kampf zu
rüsten.

Dö truoc in diu geschiht
(wand’ er’n versach sich es niht)
vil rehte an siner vrouwen laut,
da er den selben brunnen vant,
von dem im e was geschehen,
als ich in hän verjehen,
gröz heil und michel ungemach,
als er die linden drohe sach,
und dö im da zuo vor erschein
diu kapelle unde der stein,
dö wart sin herze des ermant
wie er sin ere und sin laut
hete verlorn und sin wip.
des wart so riuwec sin lip,
von jämer wart im so we,
daz er vil nach als e
von sinen sinnen was körnen,
s. 150 unde im wart da benomen
des herzen kraft also gar
daz er züo der erde tötvar
von dem orse nider seic.
und als er vol sich geneic,
daz swert im üz der scheide schöz:

3925

3930

3935

3940

3945

3923 vgl. zu 3630—31. — 3925 vil rehte adv., gerades Weges, gerade. —
3928 verjehen stv., ausdrücklich sagen. — 3930 drobe — dar obe, darüber. —
3931 da zuo, noch dazu, außerdem. — einem vor ersehenen , einem sichtbar
werden, einem erscheinen. — 3933 des ermanen, daran erinnern. — 3936 sin
lip, eine im Mittelalter übliche Umschreibung für: er (seine Person). —
3941 des herzen kraft ist der sin, diu witze, welche im Herzen ihren Sitz
haben; vgl. 1. Büchl. 1413 und die Vorbemerkung dazu, S. 45. — 3942 töt-
var, wie der Tod aussehend, todblaß. — 3943 eigen stv., sinken, fallen. —
3944 genigen stv., sich neigen, ins Neigen kommen; das Wort wird in der
guten alten Zeit sonst nur intransitiv gebraucht, kann daher eigentlich
nie reflexiv stehen wie hier; daher vermuthete Benecke volliche neic für
vol sich geneic, und Lachmann setzte vür sich geneic (vorwärts sich neigte)
in den Text. Wenn eine Verderbniss vorliegt, möchte ich lesen: und als
er volle geseic — und als er vollständig ins Sinken gekommen war; der
rührende Reim könnte dann den Schreibern Veranlassung zum Ändern
gewesen sein. Indessen auch Thomasin von Zircl. 10133 sagte: swenne
sich ein höher muot niget; und es wird damit wahrscheinlich, daß dieser
Sprachfehler ziemlich allgemein war. —
 
Annotationen