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Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Hrsg.]; Pursh, Frederick [Hrsg.]; Block, Ludwig Heinrich von [Hrsg.]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0032

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I

Jährtausenden ihn in ein Sienitgebürge gewühlt, dessen ersiatinlichc Festigkeit
kaum auf die Vermuthung leitet, dass die Gewässer eines unbeträchtlichen Flüss-
chens so harte Maden zertrümmern und aushöhlen konnten, bis die dadurch
entstandene tiefe Schlucht nach und nach die Gestalt erhielt, die sie nun hat,
Doch was iit diesem mächtigen Elemente nicht möglich, das lieh zu einer so
wunderbaren Höhe erhoben, ganze Gebirge zermalmt, und auf diese Weise die
ursprüngliche Gestalt der Oberssäche der Erde verändert, und mancherlei zertrüm-
merte Massen von Urgebirgen mit Wäldern, Landthieren und Seegeschöpfen zu»
sammen geknetet hat! Hiervon liefern, gleich am vordem Theile des Grundes,
drei über einander geschichtete Lagen von Flötzgebirgs - Arten mit verseinerten
Seegeschöpfen auf den Sienitgebürgen zur Rechten und Linken, den klarlten Be-
weis; und gleiche Spuren einer allgemeinen Verwüßung entdeckt man durch die
ganze Länge desselben. Ueberall wechseln aufgeschwemmte Gebirge und Stein-
kohlenssötze mit Porphyrgebirgen und Gneis ab, und fast durchgängig in einer
Verbindung, welche die ganze Aufmerksamkeit des Naturforschers erregt.
An welchen Schrecklichen Zeitpunkt erinnert nicht dieser Anblick, und was
für ernste Betrachtungen bringt er hervor! In der Natur selbst liegen die Keime
der Zerstörung wie zur Entwicklung der bildenden Kraft. Vermöchten wir die
grosse Gesetzgebung des Schöpfers überall mit hellem Blick zu durchsehauen,
dann würden uns die Revolutionen des Erdballs nicht befremdender seyn, als
die täglichen EreigniJsise, die wir in der Natur der Dinge wahrnehmen. Alles er-
folgt nach unabänderlichen Gesetzen, welche die höchße Weisheit entworfen, sie
mögen die phyhsche oder moralische Welt betreffen: nur der Mensch vermag,
unter gewisser Beschränkung, den Gesetzen seiner geistigen und körperlichen Na-
tur eine andere Richtung zu geben, aber nie ungestraft, wo aufgeklärter Ver-
stand und richtiges Gefühl dieser Richtung widerstreben. Die wahre Freiheit des
Willens, in weicher die Würde seines Wesens und das Ziel seiner Bildung und
Vollendung beliebt, Scheint diese auf ihn lieh beziehende Gesetzgebimg des erha-
benen Schöpfers zu seinem Vortheil leiten zu können, ohne die Ordnung ihrer
Wirkungen zu hindern; und sogar der Missbrauch dieses Vorrechts, welcher die
nachtheiligsten Verwirrungen sowohl in der Geschichte des einzelnen Menschen
als in der Geschichte des gesamten Menschengeschlechts hervorbringt, kann die
 
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