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DIE AUSSTELLUNG DER
ITALIENISCHEN MALEREI DES
17. UND 18. JAHRHUNDERTS IM
PALAZZO PITTI IN FLORENZ
PAUL BUBERL
Noch am Anfang unseres Jahrhunderts wurde die bis zum Ende des
18. Jahrhunderts hochgeschätzte italienische Barockmalerei — von ein
paar großen Namen abgesehen — von der Kunstforschung kaum be-
achtet. Die zünftige Kunstgeschichtschreibung stand noch ganz unter dem
Einflüsse der Burckhardtschen Doktrin von der ausschließlichen Bedeutung
der Renaissance. Auf diese Geringschätzung des Sei- und Settecento als
Verfallperiode war folgerichtig auch der Kunstmarkt eingestellt, und noch
um 1910 konnte man in Italien gute Bilder dieser Zeit um 10 bis 200 Lire
erwerben.
Den Umschwung hierin herbeigeführt zu haben ist zweifellos ein Verdienst
der deutschen Kunsthistoriker, besonders aber jener der Wiener Schule. In
Süddeutschland und Österreich stellt ja gerade die Barockkunst den Höhe-
punkt unserer künstlerischen Kultur dar, und, ausgehend von der Erforschung
der heimischen Monumente, zuerst der Architektur, dann der Plastik und zu-
letzt der Malerei, wurde die deutsche Kunstgeschichte in systematischer Ver-
folgung des Ursprunges des deutschen Barocks auf die Notwendigkeit der
genaueren Durchforschung der italienischen Kunst des 17. und 18. Jahr-
hunderts hingewiesen. Ich nenne nur die Namen Alois Riegl, Dollmayer,
W. Kailab, Hans Tietze, Wilhelm Suida, Hans Posse, August Schmarsow, Her-
mann Voß, Oswald v. Kutschera, Leo Planiscig, A. L. Mayer, Rudolf Olden-
bourg. Seit etwa zehn Jahren hat sich auch die Schule Venturis intensiver
mit dieser Periode zu beschäftigen begonnen, ein Entwicklungsgang, der sich
in ihrer Zeitschrift „L’Arte“ klar widerspiegelt.
Dieser Umwertung durch die Kunstgeschichte folgte gesetzmäßig auch der
Kunsthandel, und heute erfreuen sich die italienischen wie die heimischen
Barockisten bei unseren Sammlern einer stetig steigenden Beliebtheit. Der
Weltkrieg hat diese Entwicklung unterbrochen, der durch den sozialen Um-
schwung bedingte, gewaltig gesteigerte Umsatz an Kunstwerken, der wie ein
riesiges Schaufelrad seit 1918 alles an die Oberfläche wirbelt, was bis dahin
geruhsam und in festem Besitz am Boden lag, sie enorm gefördert. So lag
der Gedanke nahe, über dieses ganze, bisher nur zum geringen Teil er-
forschte Gebiet nun einmal durch eine Sammelausstellung einen Überblick

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