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BEITRÄGE ZUM KATALOG DER
WERKE VON MÄGNASCO
BENNO GEIGER
I.
In meinem Magnasco-Katalog (verlegt bei Paul Cassirer, Berlin 1914) habe
ich die Werke dieses Meisters publiziert, die ich selbst im Verlauf der
Jahre 1912 bis 1913 hauptsächlich in Italien zu finden und zu sammeln
bemüht war; und an der Hand von Rattis Biographie sowie von ein paar
von mir aufgefundenen Urkunden, die fragmentarische, wo überhaupt vor-
handene Ansicht, die man bisher von diesem Meister hatte, nach den ver-
schiedenen Seiten seiner Tätigkeit auszubauen und zu ergänzen versucht.
Das umfangreiche Material, das so zutage kam, erlaubte mir vorerst, auf die
in öffentlichen und privaten Sammlungen enthaltenen Werke nicht näher
einzugehen, zumal ich Beispiele für jede Gattung seines Schaffens brachte.
So ließ sich auch, auf Grund des Dargebrachten — Volks- und Genreszonen,
Heiligen-, Mönchs- und Nonnenbilder, Landschaften, Marinen und Ruinen,
Graphik usw. —, der Gang einer Entwicklung zeichnen, die, nicht auf Worte
aufgebaut, sich aus der Übersicht des Materials selbst ergab.
Das Werk Magnascos (1667—1749) ist aber dadurch keineswegs erschöpft
beziehungsweise abgegrenzt, vielmehr erfährt cs durch die bisher weniger
beachteten Gemälde in öffentlichen und privaten Sammlungen seine folge-
richtige Ergänzung. In Genua, Mailand und Bassano, im Haag, in Dresden
und in Wien, in Hermannstadt, in Seitenstetten usw. hängen Bilder dieses
Meisters, die im Zusammenhang gesehen werden wollen; und wenn dazu
die große Anzahl jener weitverstreuten, hier in Katalogform angeführten
Werke noch gerechnet und ihre jeweilige Qualität mit in Betracht zur Ab-
schließung eines definitiven Urteils über ihren Urheber gezogen wird, ergibt
sich eine Anschauung, die einesteils den Künstler nach dessen wahrem Um-
fange bewertet und anderenteils die etwa schon an ihn gestellten Erwartungen
bestätigt.
Es liegt mir fern, dies Urteil selbst zu fällen, da ich es indirekt durch meine
seinerzeitige Bemühung schon zum Ausdruck brachte. Ich will hier nur so-
viel gesagt haben, daß es in Dingen des Barocks mir überhaupt nicht an
der Zeit scheint, anders als in analytischer Beziehung vorzugehen. Es werden
viele Hände hier verlangt, um das, was brach liegt, aufzudecken und all
das Gegenständliche vorerst in eine klare Übersicht zu stellen. Und eine
kritische Beurteilung ist wohl nur insofern am Platze, als man sich in der
Wahl des Aufzuhellenden nicht irrt und nur dort eingreift, wo sich die Gegen-
wart und die Vergangenheit im Essentiellen treffen.

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