..
und sonstwo, die teils mit heiligen, teils mit profanen Darstellungen, mit
Göttern, Nymphen oder Hirten, mit Pilgern, Gauklern und Soldaten, Einsied-
lern und Bettlern, Büßern oder Bauernvolk staffiert sind, durchaus eigen-
händig, von Bildern abgesehen, die seiner Schule angehören und nicht den
Gegenstand dieser Erörterungen bilden. Und obschon außer Nantes kein ein-
ziges Museum eine eigenhändige Marine von Magnasco aufweist und in
Berlin ihm eine irrtümlich gegeben wird, war es mir möglich, gerade hier,
in den erregten Sturmbildern, ein Hauptfeld seiner schwungvollsten, bisher
zwischen Tempesta und Salvator Rosa auf geteilten Tätigkeit zu konstatieren.
Doch auch als Genremaler wächst er über seine eigene Tradition hinaus,
da zu der Rattischen Sujetliste, zur Bergamasker Urkunde sich unter anderem
Hauptbilder vom Rang der großen „Marktszone“ in Mailand, der „Garten-
gesellschaft“ im Palazzo Bianco, wie auch die Folterkammer in Frankfurt,
Budapest und Fischau, die „Volkssänger“ in Warschau, die mythologischen
Allegorien im Museum von Hermannstadt, das „Bacchanal“ in italienischem
Privatbesitz gesellen. Sui generis, von einem Geist und Stimmmungsernst,
der in dem Genre nicht begriffen ist, getragen, stellt sich nunmehr die lange
Reihenfolge seiner Mönchs- und Nonnenbilder dar, ein Unikum der Kunst-
geschichte, eine bemerkenswerte Epopöe, die den Asketen oder Kleriker vom
Tage der Weihe bis zur Grablegung begleitet. Kamaldulenser, Franziskaner
und Trappisten, Klarissinnen und einsame Styliten, Kartäuser und Jesuiten,
wir sehen sie, verzehrt und knöchern, inbrünstig und hingestreckt, in den
verschiedensten Funktionen ihres Daseins. In Kellerlöchern, Kirchen, Sälen,
Grotten oder Wäldern, am Meeresstrand und in der Zelle, im Betstuhl und
beim Mahle, vereinzelt oder in Gesellschaft, jung, alt und greisenhaft, Novizen
oder Leichen. Die Kunkelstube, die Frisierstube, die Wärmstube, die Sprech-
stube, die Bibliothek, das Refektorium, die Werkstatt. Er hat sie dargestellt
in Buße und Verzückung, im Schlaf und bei der Predigt, versucht vom Teufel
und besucht von Engeln, beim Messerschleifen und beim Traubenpflücken,
in Anbetung des Kreuzes einsam, zu hunderten beim Festbankett. Er hat das
Thema, das er im Höhepunkt der Existenz erfaßte, malerisch erfunden und
erschöpft.
War von dem stofflichen Zusammenhang und Umfang dieser Klosterserie
bisher nichts laut geworden, so war Magnasco als Maler kleiner Andachts-
bilder, biblischer Historien und Heiligenlegenden noch weniger bekannt, was
durch den Umstand unterstützt wurde, daß seine oft in entlegenen öffentlichen
Sammlungen verwahrten Bilder dieser Gattung, wie in Meran, Lyon und
Schleißheim, unter falschen Namen stehen. Die vier Passionsbilder des Grafen
Giacomo Carrara — Christus vor Pilatus, Christus wird seiner Kleider be-
raubt, die Kreuzigung, die Grablegung — sind zwar, mit Ausnahme von
einer Kreuzigung, die aber nicht zur Serie gehört, noch nicht rekognosziert
38
und sonstwo, die teils mit heiligen, teils mit profanen Darstellungen, mit
Göttern, Nymphen oder Hirten, mit Pilgern, Gauklern und Soldaten, Einsied-
lern und Bettlern, Büßern oder Bauernvolk staffiert sind, durchaus eigen-
händig, von Bildern abgesehen, die seiner Schule angehören und nicht den
Gegenstand dieser Erörterungen bilden. Und obschon außer Nantes kein ein-
ziges Museum eine eigenhändige Marine von Magnasco aufweist und in
Berlin ihm eine irrtümlich gegeben wird, war es mir möglich, gerade hier,
in den erregten Sturmbildern, ein Hauptfeld seiner schwungvollsten, bisher
zwischen Tempesta und Salvator Rosa auf geteilten Tätigkeit zu konstatieren.
Doch auch als Genremaler wächst er über seine eigene Tradition hinaus,
da zu der Rattischen Sujetliste, zur Bergamasker Urkunde sich unter anderem
Hauptbilder vom Rang der großen „Marktszone“ in Mailand, der „Garten-
gesellschaft“ im Palazzo Bianco, wie auch die Folterkammer in Frankfurt,
Budapest und Fischau, die „Volkssänger“ in Warschau, die mythologischen
Allegorien im Museum von Hermannstadt, das „Bacchanal“ in italienischem
Privatbesitz gesellen. Sui generis, von einem Geist und Stimmmungsernst,
der in dem Genre nicht begriffen ist, getragen, stellt sich nunmehr die lange
Reihenfolge seiner Mönchs- und Nonnenbilder dar, ein Unikum der Kunst-
geschichte, eine bemerkenswerte Epopöe, die den Asketen oder Kleriker vom
Tage der Weihe bis zur Grablegung begleitet. Kamaldulenser, Franziskaner
und Trappisten, Klarissinnen und einsame Styliten, Kartäuser und Jesuiten,
wir sehen sie, verzehrt und knöchern, inbrünstig und hingestreckt, in den
verschiedensten Funktionen ihres Daseins. In Kellerlöchern, Kirchen, Sälen,
Grotten oder Wäldern, am Meeresstrand und in der Zelle, im Betstuhl und
beim Mahle, vereinzelt oder in Gesellschaft, jung, alt und greisenhaft, Novizen
oder Leichen. Die Kunkelstube, die Frisierstube, die Wärmstube, die Sprech-
stube, die Bibliothek, das Refektorium, die Werkstatt. Er hat sie dargestellt
in Buße und Verzückung, im Schlaf und bei der Predigt, versucht vom Teufel
und besucht von Engeln, beim Messerschleifen und beim Traubenpflücken,
in Anbetung des Kreuzes einsam, zu hunderten beim Festbankett. Er hat das
Thema, das er im Höhepunkt der Existenz erfaßte, malerisch erfunden und
erschöpft.
War von dem stofflichen Zusammenhang und Umfang dieser Klosterserie
bisher nichts laut geworden, so war Magnasco als Maler kleiner Andachts-
bilder, biblischer Historien und Heiligenlegenden noch weniger bekannt, was
durch den Umstand unterstützt wurde, daß seine oft in entlegenen öffentlichen
Sammlungen verwahrten Bilder dieser Gattung, wie in Meran, Lyon und
Schleißheim, unter falschen Namen stehen. Die vier Passionsbilder des Grafen
Giacomo Carrara — Christus vor Pilatus, Christus wird seiner Kleider be-
raubt, die Kreuzigung, die Grablegung — sind zwar, mit Ausnahme von
einer Kreuzigung, die aber nicht zur Serie gehört, noch nicht rekognosziert
38