DIE WIENER MALERSCHULE VON 1420-1440
VON WILHELM SUIDA
Das Stift Klosterneuburg, dessen Geschichte so vielfach mit der Wiens verknüpft ist, sollte
die Hüterin der wichtigsten Schätze der frühen Wiener Tafelmalerei werden. Dort finden
sich sechs Bilder von annähernd gleichen Maßen, die einem unvollständig erhaltenen
Zyklus angehören. Die Rückseiten sind abgehobelt und mit Rost versehen, über ihre
ursprüngliche Anordnung, wohl als Flügelbilder eines kleineren Altars, kann man heute
nicht einmal mehr Vermutungen aufstellen.
1. Die Verkündigung an Maria, auf Fichtenholz, parkettiert, Höhe 74 cm, Breite 41 cm.
Der Engel in hochrotem Kleid mit weißer Stola und grünen Flügeln kniet vor Maria,
die ganz von einem hellblauen Kleid umhüllt ist. Die Architekturteile sind lilagrau, die
Decke des Zimmers grünblau. Die äußere Umrahmung bräunlich und weißlich. Der
Goldgrund ist nur im Tordurchblick zu sehen. Die Karnation ist hellrosa mit weißlichen
Lichtern und bräunlichen Schatten. Mittelvertikalsprung grob übermalt, sonst gut erhalten.
2. Die Darbringung des Christkindes im Tempel, auf Fichtenholz, parkettiert, Höhe 74’8 cm,
Breite 40’2 cm. Maria in tiefmeerblauem Kleide tritt, das in weiße Linnen gewickelte
Kind haltend, auf Simeon zu, der zinnoberroten Mantel trägt und ein weißes, in den
Schatten graues Tuch über Schultern und Arme gebreitet hat. Links am Rande sieht man
Josef in leuchtend karminrotem Kleide mit den beiden schneeweißen Tauben. Über den
weißen Altartisch ist eine grün und gelb gestreifte, mit hellrotem Saum versehene Decke
gebreitet. Lilagraue Architektur, ebensolcher marmorierter Fußboden, weißlicher, in den
Schatten bräunlicher Umfassungsbogen, über dem noch ein Streifen des Goldgrundes
mit eingepunztem Randornament zu sehen ist. In die aus weißlichen und rötlichen Tönen
gebildete Karnation ist graue Innenzeichnung eingefügt, die beiden Greisengesichtern
etwas Bleiernes gibt. Erhaltungszustand im ganzen sehr gut.
5. Die Kreuzigung Christi, auf Fichtenholz, parkettiert, Höhe 75’5 cm, Breite 41’5 cm.
Zu Seiten des Kruzifixus stehen Maria in tiefblauem Mantel und weißem Kopftuch, hinter
ihr, großenteils verdeckt, eine Frau in schwärzlichviolettem Mantel und rechts Johannes in
leuchtend karminrotem Mantel, daneben Longinus in grünem Kleid mit weiß und rotem
Hut. Von einem dritten Mann ist nur ein Stück der grauen Mütze zu sehen. Der Körper
Christi ist mit olivgrauen Schatten modelliert 5 der alte Goldgrund von eingepunztem Rand-
ornament umsäumt; ein Felsstück zeigt Muschelgefüge und Farnkräuter beleben den
Grund. Außer einem Vertikalsprung durch die Figur des Johannes ist das Bild gut erhalten.
4. Erscheinung Christi vor Maria Magdalena, auf Fichtenholz, parkettiert, Höhe 75'8 cm,
Breite 41 cm. Magdalena hellblauer Mantel, weißes Kopftuch, Christus: karminroter Mantel,
rote Fahne mit Goldkreuz. Goldgrund mit Rand Ornament, dunkelbraune und grüne
Hügel, Bäume und Hürde, der Vordergrund voll unruhiger, grob hingesetzter Pflanzen.
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VON WILHELM SUIDA
Das Stift Klosterneuburg, dessen Geschichte so vielfach mit der Wiens verknüpft ist, sollte
die Hüterin der wichtigsten Schätze der frühen Wiener Tafelmalerei werden. Dort finden
sich sechs Bilder von annähernd gleichen Maßen, die einem unvollständig erhaltenen
Zyklus angehören. Die Rückseiten sind abgehobelt und mit Rost versehen, über ihre
ursprüngliche Anordnung, wohl als Flügelbilder eines kleineren Altars, kann man heute
nicht einmal mehr Vermutungen aufstellen.
1. Die Verkündigung an Maria, auf Fichtenholz, parkettiert, Höhe 74 cm, Breite 41 cm.
Der Engel in hochrotem Kleid mit weißer Stola und grünen Flügeln kniet vor Maria,
die ganz von einem hellblauen Kleid umhüllt ist. Die Architekturteile sind lilagrau, die
Decke des Zimmers grünblau. Die äußere Umrahmung bräunlich und weißlich. Der
Goldgrund ist nur im Tordurchblick zu sehen. Die Karnation ist hellrosa mit weißlichen
Lichtern und bräunlichen Schatten. Mittelvertikalsprung grob übermalt, sonst gut erhalten.
2. Die Darbringung des Christkindes im Tempel, auf Fichtenholz, parkettiert, Höhe 74’8 cm,
Breite 40’2 cm. Maria in tiefmeerblauem Kleide tritt, das in weiße Linnen gewickelte
Kind haltend, auf Simeon zu, der zinnoberroten Mantel trägt und ein weißes, in den
Schatten graues Tuch über Schultern und Arme gebreitet hat. Links am Rande sieht man
Josef in leuchtend karminrotem Kleide mit den beiden schneeweißen Tauben. Über den
weißen Altartisch ist eine grün und gelb gestreifte, mit hellrotem Saum versehene Decke
gebreitet. Lilagraue Architektur, ebensolcher marmorierter Fußboden, weißlicher, in den
Schatten bräunlicher Umfassungsbogen, über dem noch ein Streifen des Goldgrundes
mit eingepunztem Randornament zu sehen ist. In die aus weißlichen und rötlichen Tönen
gebildete Karnation ist graue Innenzeichnung eingefügt, die beiden Greisengesichtern
etwas Bleiernes gibt. Erhaltungszustand im ganzen sehr gut.
5. Die Kreuzigung Christi, auf Fichtenholz, parkettiert, Höhe 75’5 cm, Breite 41’5 cm.
Zu Seiten des Kruzifixus stehen Maria in tiefblauem Mantel und weißem Kopftuch, hinter
ihr, großenteils verdeckt, eine Frau in schwärzlichviolettem Mantel und rechts Johannes in
leuchtend karminrotem Mantel, daneben Longinus in grünem Kleid mit weiß und rotem
Hut. Von einem dritten Mann ist nur ein Stück der grauen Mütze zu sehen. Der Körper
Christi ist mit olivgrauen Schatten modelliert 5 der alte Goldgrund von eingepunztem Rand-
ornament umsäumt; ein Felsstück zeigt Muschelgefüge und Farnkräuter beleben den
Grund. Außer einem Vertikalsprung durch die Figur des Johannes ist das Bild gut erhalten.
4. Erscheinung Christi vor Maria Magdalena, auf Fichtenholz, parkettiert, Höhe 75'8 cm,
Breite 41 cm. Magdalena hellblauer Mantel, weißes Kopftuch, Christus: karminroter Mantel,
rote Fahne mit Goldkreuz. Goldgrund mit Rand Ornament, dunkelbraune und grüne
Hügel, Bäume und Hürde, der Vordergrund voll unruhiger, grob hingesetzter Pflanzen.
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