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Benndorf, Otto
Die Metopen von Selinunt: mit Untersuchungen über die Geschichte, die Topographie und die Tempel von Selinunt — Berlin, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.1109#0005
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\ on allen historisch bedeutenden griechischen Seulpturwerken Italiens sind die im Museum
von Palermo befindlichen Metopen-Reliefs von Selinunt am wenigsten bekannt. Obwohl sie in jeder
griechischen Kunstgeschichte den Reigen der Monumente zu eröffnen pflegen, ist. ihnen eine gründ-
liche Untersuchung an Ort und Stelle mit Rücksicht auf ihre geschichtliche Bedeutung, seit der
Zeit ihrer Entdeckung nicht wieder gewidmet worden. Nur ein Theil von ihnen ist in Gipsab-
güssen vervielfältigt, und gerade die hervorragendsten Stücke sind nur in Abbildungen verbreitet, welche
von ihrem Stil ungenügende Vorstellung geben. Auch über die Geschichte ihrer Entdeckung, über
die Bedeutung ihrer Gegenstande, Uber die Art ihrer Technik, ihres äussern Schmucks und ihrer
ursprünglichen Verwendung herrschen unbegründete Ansichten, welche durch Fortpflanzung aus einer
Darstellung in die andere populär geworden sind.

Aus diesen Gründen erschien es mir wünschenswerth die Metopen von Selinunt, mit den
Ergebnissen einer genaueren Beobachtung und mit Benutzung des wichtigsten wissenschaftlichen
Materials, in zuverlässigeren Abbildungen wieder zu veröffentlichen. Während eines zweimaligen
Aufenthaltes in Palermo und Selinunt habe ich mich bemüht, alle dafür nöthigen Vorbereitungen zu
treffen. Durch eine glückliche Fügung hatte ich mich in Selinunt des lehrreichen Verkehrs mit
dem Aufseher der sicilianischen Alterthümer, Herrn Dr Saverio Cavallari zu erfreuen, als er gerade
Ausgrabungen veranstaltete, und konnte gemeinsam mit ihm die Topographie der Stadt einer neuen
Prüfung unterziehen. Durch seine und Herrn Professor Antonino Salmas' freundliche Vermittlung
wurde mir im Museum von Palermo trotz ungünstiger Umstände ein mehrwöchentliches Studium
ermöglicht, welchem noch frische Eindrücke eines Aufenthalts in Athen, wie ich hoffe, nützlich
gewesen sind. Ein Palermitaner Photograph, Loforte, führte nach den Originalen mögliehst unter
demselben Gesichtswinkel und in gleicher Grösse wohlgelungene Photographien aus, und nach diesen
sind, unter gelegentlicher Benutzung skizzirter Zeichnungen, in thunlichster Treue die vorliegenden
Lithographien ausgeführt worden.

Die Mängel welche diesem Verfahren der Wiedergabe anhaften, sollen nicht verhehlt werden.
Photographien nach so vielfach beschädigten, überdies nicht in homogenem Material gearbeiteten
Sculpturen haben, neben den allgemeinen Fehlern welche das Verfahren der Photographie an sich
bedingt, den unleugbaren Nachtheil, dass sie die zufälligen Verletzungen in derselben Stärke zum
Auge sprechen lassen wie die unversehrten Formen, und das Relief in einer die Deutlichkeit beein-
trächtigenden Schärfe der Lichtwirkung hervorheben. Die Lithographie kann dieses störende Ver-
hältniss nur mildern, nicht beseitigen: sie muss, wenn sie anders auf Unmittelbarkeit nicht verzichten
soll, in steter Abhängigkeit von der Photographie bleiben. Indessen könnte die gewöhnlich mit
Recht bevorzugte Wiedergabe im Stich in diesem Fall die Aufgabe kaum besser erfüllen, da sie,
überall zur Bestimmtheit und zur Tilgung zahlreicher Störungen genöthigt, scheinbar gereinigtere,
in Wirklichkeit aber ergänzte Bilder bieten würde, welche für die zu leistende Treue im besten
 
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