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Dioscorides, Pedanius; Berendes, Julius [Transl.]
Des Pedanios Dioskurides aus Anazarbos Arzneimittellehre in fünf Büchern — Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.69903#0070
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Die Arzneimittellehre des Dioskurides.

unreifen Oliven und ^2 Chons Wasser und koche bei gelindem Feuer
unter schwachem Umrühren. Nach zweimaligem Aufkochen ziehe das
Feuer darunter weg und nach dem Abkühlen schöpfe das Oel mit einer
Schale aus. Dann gib anderes Wasser dazu und koche es damit, mache
das Uebrige, wie eben angegeben ist, und stelle es bei Seite. Dieses wird
aber vorzugsweise in Sikyon1) hergestellt und Sikyonion genannt. Es hat
aber eine gewisse erwärmende Kraft und ist angezeigt bei Fiebern und
Nervenleiden2). Die Frauen gebrauchen dasselbe auch beim Glänzend-
machen (der Haut).
*) Sikyon ist eine Landschaft in Achaja mit der gleichnamigen Hauptstadt,
welche durch blühende Industrie, sowie durch eifrige Pflege von Kunst und Wissen-
schaft eine gewisse Berühmtheit hatte. Der dortige Boden war nach Livius XXVII 31
für die Cultur des Oelbaumes besonders geeignet. Die späteren griechischen Aerzte
(Paulus von Aegina, Aetius von Amida u. A.) stellten das Sikyonium mit Gurken-
saft oder Gurkenwurzel dar; sie schreiben daher σικυόνιον und nicht wie D. σικοώνιον.
2) νεδρα sind theils die Nerven, theils die Sehnen. Die Hippokratiker warfen
die Nerven fortwährend mit den Sehnen, zum Theil auch mit den Gefässen zu-
sammen, und auch bei Aristoteles sind die Nerven von den faserigen Gebilden keines-
wegs streng geschieden. Erasistratos (gest. 280 v. Chr.) unterschied zwar schon Em-
pfindungs- und Bewegungsnerven, trennte sie aber nicht völlig von den Sehnen. Erst
Rufus von Ephesus um die Mitte des 1. Jahrhunderts theilte den Nerven nicht nur
die Empfindung und Bewegung, sondern auch alle Thätigkeit (πάσα πράξις) des Kör-
pers zu. Galen endlich lieferte auf Grund von Thierversuchen eine anatomische Be-
schreibung des Nervensystems, er suchte durch Vivisectionen die Verrichtungen des
Gehirns, der Rückenmarksnerven zu erforschen (vgl. Ha es er, Gesch. d. Med.).
Cap. 34. 'Ρύπος βαλανείων. Der Schmutz der Bäder. Der
in den Bädern gesammelte (Schmutz) hat die Kraft zu erwärmen, zu er-
weichen , zu zertheilen, auch dient er in Salben gegen Risse und Ge-
schwülste (Kondylome).
Beim Baden wurde in besonderen Zellen der Schweiss, oft mit Salböl ge-
mischt, mit dem Schabeisen (στλεγγίς), einem krummen Instrumente, nicht selten aus
edlem Metall oder Elfenbein, abgeschabt.
Cap. 35. 'Ρύπος έκ της παλαίστρας. Der Schmutz aus den
Ringplätzen. (Der Schmutz,) der sich aus den Ringplätzen den Sand
dazu genommen hat, gleicht dem Schmutz (der Bäder) und ist aufge-
legt heilsam bei Gelenkanschwellungen; er hilft warm aber auch denen,
die an Ischias leiden, wenn er statt einer Salbe oder Bähung ange-
wandt wird.
Die Ringkämpfer wurden, bevor sie in den Kampf gingen, in dem αλειπτηριον
mit Oel gesalbt, um den Körper geschmeidig zu machen, und dann auf dem Staub-
platze, der κονίστρα, mit feinem Sand beworfen, um die Glitschigkeit wieder aufzu-
heben. Der aus Sand, Oel und Schweiss bestehende Schmutz wurde abgeschabt und
als Heilmittel sehr geschätzt.
 
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