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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung: im Jahre ... — 2.1905

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Dragendorff, Hans: Bericht über die Tätigkeit der Römisch-Germanischen Kommission im Jahre 1905
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Dragendorff, Hans; Wolff, G. [Bearb.]: Okkupation Germaniens durch die Römer
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https://doi.org/10.11588/diglit.26254#0058
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benutzt worden. Es ist sclion friiher gesagt worden (vgl. Bericht 1904 S. 19),
dass die Römerforschung in Westfalen besonders viel von der Wegeforschung
erwarten darf und zwar einer Wegeforsehung, die von den karolingischen und
prähistorischen Wegen ausgehend die Strassen festzustellen sucht, welche aucli
den Römern bei ihrem Vordringen zur Verfflgnng standen. Daher sci gerade
diesem Teile von Preins Schrift besondere Aufmerksamkeit zugewandt. Wege,
wie der alte „Hunenpad“, der an der Siidseite der Burg voriiber ziehend bei
Beckinghausen auf eine Furt in der Lippe trifft, an deren anderer Seite ein
prähistorischer Begräbnisplatz, der Wiistenknapp liegt, oder der von diesem
Wege zur Westseite des Lagers hinauf und dann das Lager der Länge nach
durchziehende Espelweg, der sicli östlich vom Lager als Landwehr fortsetzt,
sind gewiss nicht ohne Bedeutung aucli ftir das römische Lager selbst.

Sofort nach Bekanntwerden der Oberadener Entdeckung ist natiirlich auch
wieder — zunächst in den Tagesblättern — der Streit um Aliso entbrannt.
Prein hat seine Ansicht, dass Aliso in dem .neugefundenen Lager bei Ober-
aden zu erkennen sei, eingehend in der obengenannten Schrift begriindet.
Widersprochen hat Schuchhardt in einem Vortrage im historischen Verein
fiir Niedersachsen (kurzes Referat im Hannoverschen Conrier vom 23. Dez. 1905
S. 5) und ausführlicher jetzt in der Westd. Ztschr. XXIV S. 315 ff.), während
Koepp im einem im Verein fiir Geschichte uud Altertumskunde Westfalens
gehaltenen Vortrage (F. Koepp, Altes und Neues von Aliso) unter lebhafter
Anerkennung der grtindlichen Arbeit Preins und ohne von vornherein die
Möglichkeit der Gleichsetzung von Aliso und Oberaden abzulehnen, sich
abwartend verhält. Fiir Oberaden hat sich entschieden K n o k e in der Osnabriicker
Ztg. vom 7. Okt. 1905 ausgesprochen. Ebenso H. N. in der Miinch. Allg. Ztg.
von 21. März 1906.

Prein gewinnt schon aus der Interpretation der wenigen bekannten*
Stellen, die wir iiber Aliso in der alten Literatur haben, die Gewissheit, dass
Aliso am mittleren Lippclauf gelegen haben miisse. Das castellum Lupiae
flumini adpositum ist fiir ihn (wie fiir Domaszewski, Westd. Ztschr. 1902
S. 187) niclit identisch mit Aliso. Gibt man dies zu — und fiir unmöglich
halte ich es keineswegs, dann muss in der Tat das castellum unterhalb Aliso
gelegen haben uud letzteres kann nicht bei Haltern gesucht werden, weil fiir
das castellum unterhalb Haltern kein Raum mehr bliebe. Prein sieht folge-
richtig in den Resten bei Haltern das castellum L. fl. adpositum und setzt
Aliso 30 km weiter stromaufwärts, bei Oberaden an. Neben den römischen
Fùnden kommt fiir diese Ansetzung eine Namensgleichung in Betracht; an
das Terrain der Burg angrenzend und in alter Zeit dieses mit umfassend, wie
Prein aus Urkunden nachweist, liegt .eine Bauernschaft Elsey. Ihr Name
kann natiirlich mit Aliso und dem Elison zusammenhängen. Doch kann, da
Else = Erle ist und dieser Name öfter vorkommt, das Argument nicht aus-
schlaggebend sein. Wichtig wäre, wenn sich nacbweisen liesse, dass die
Seseke urspriinglich Else geheissen habe. Prein sucht auch dies wahr-
scheinlich zu machen, aber ohnc mich zu iiberzeugen.
 
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