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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung: im Jahre ... — 2.1905

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Dragendorff, Hans: Bericht über die Tätigkeit der Römisch-Germanischen Kommission im Jahre 1905
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Dragendorff, Hans: Provinziale Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.26254#0099
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Terra-sigillata absieht, noch sehr in den Anfängen. Doch beginuen auch da
die Beobaehtungen sich zu niehren.

An neuem fest in einen engen Zeitraum datiertem Material hat uns das
Jahr 1905 nicht viel gebracht. Für die Keramik des I. Jahrlmnderts wird
die Bearbeitung der Scberbenfunde aus der Alteburg bei Cöln voraussichtlich
eine wichtige Lilcke füllen, nämlich die zwischen Haltern und Hofheiin
klaffende. Die dortigen Funde beginnen unter Tiberius. So werden wir
vor allem wohl einen Einblick in den Übergang von der italischen zur
gallischen Terra-sigillata bekommen, der nach der Zeit Halterns liegt, in Hof-
heim aber bereits vollzogen ist. Zugleich aber werden wir die Entwickeluug
der südgallischen Feintöpferei besser versteben lernen, die sicher — man braucht
bloss die lialterner Funde mit frtthen Fundeu aus Osterreich zu vergleichen —
bereits in augusteiscber Zeit eine sehr bedeutende Rolle spielt.

Fttr das erste Jahrhundert wird ferner die Durcharbeitung des Materialés
aus den frühen Gräbern von St. Matthias bei Trier, die ebenfalls noch aus-
steht, manches neue und eigenartige bringen. Ftirs II. und die erste Hälfte des
III. Jahrhunderts erwarten wir dann vornehmlich von der Bearbeitung der
Funde vom Grenzwall reiche Förderung, wo die Scheidung des Materiales
aus den Holz- und Steintürmen etc., die Bearbeitung der der letzten Limes-
periode angehörigen Keramik aus Niederbiber viel ergeben muss.

All dieses Material rnuss dann auch in der zweiten angedcuteten
Richtung ausgenutzt, werden. Genauestc Umsehreibuug des italischen Importes,
bei dem sicher Oberitalien, der Hauptaushebungsbereich der Legionen in der ersten
Zeit der Okkupation, eine wichtige Rolle spielt, das Eintreten Galliens, die
Rolle, die Trier und andere Orte gespielt haben, das alles muss auf Grund
sorgfältigster Beobachtungen, namentlich auch iiber den Ton, die Technik
bearbeitet werden. Dabei wird sich anch schon manche Verschiedenheit in
der Zusammensetzung der Keramik von gleichzeitigen, aber räumlich ge-
schiedenen Fundstellen erklären. Solche Verschiedenheit ist, um nur ein Bei-
spicl anzuführen und von räumlich weiter getrennten Fundgebieten gauz zu
schweigen, scbon in den verschiedenen Teilen des Limes ganz augenfällig.
Wichtig wird hier aucli die Bearbeitung der Töpfereifunde von Heddernheim
werden, die in nächster Zeit bevorsteht und fiir den Taunus und Wetterau-
Limes eine Hauptbezugsquelle aufzeigen wird.

Am weitesten hinsichtlich der Bestimmung der Herkunft ist die Ver-
arbeitung der Terra-sigillata gediehen. In grossen Zügen sind hier der Wechsel
der Fabrikationszentren, ihre zeitliche Abfolge, die Charakteristika der ein-
zelnen Fabriken festgestellt und es lässt sich mit Hülfe dieser Kenntnisse nun
bereits viel interessantes für die Handelswege und -beziebungen gewinuen.
Sehr lehrreich ist, um nur eines hervorzuheben, wenn man einmal die Terra-
sigillata der österreichischen Museen durchmustert, von der Donaugrenze durch
die Provinz Noricum bis hinunter nach Aquileia. Da kommt in den ältesten
Funden natiirlich arretinische Ware vor. Dann folgen Erzeugnisse anderer
italischer Fabriken des I. Jahrhunderts, die wir in ihrem Verhältnis zu
 
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