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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung: im Jahre ... — 2.1905

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Dragendorff, Hans: Bericht über die Tätigkeit der Römisch-Germanischen Kommission im Jahre 1905
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Dragendorff, Hans: Provinziale Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.26254#0100
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den arretinisclien, vor allem aber zu den gallischen, noch viel zu wenig
kennen. Aus diesen beiden Quellen stammt die Hauptmasse der Terra-
sigillata in den grossen Römerplätzen von Aquileia nordwärts. Dass sie in der
Ilauptsache iiber Aquileia ins Land gekommen, ist sicher. Äusserst selten sind
demgegenüber südgallische Terra-sigillata-Gefässe. Erst die Produkte der
Töpfereien von Lezoux und namentlich von Rheinzabern werdeu dann wieder
häufiger. Aus ilirer Verbreitung aber kann man sicher schliessen, dass sie
von Westen her und zwar hauptsächlich längs der Militärgrenze an der Do-
nau ins Land kamen. Rheinzaberner Getasse geben in den Kastellen bis weit
nach Ungarn hinein (ebenso wie z. B. aucli vereinzelte rheinische schwarz-
gefirnisste Becher mit weissen Trinksprüchen). Im Innern der Provinz aber
werden sie immer seltener, je weiter man nacli Siiden geht. So erklärt sich
auch, dass, während die Kastelle noch verhältnismässig reich an Terra-sigillata
der Spätzeit sind, die stidlicheu Teile der Provinz uur sehr wenig späte Terra-
sigillata haben, gerade zu einer Zeit, wo Gallien und die germanischen Pro-
vinzen unendliche Massen von Sigillata produzieren und konsumieren. Jene
nutzten die Bezugsquellen im Westen aus, in Italien aber, der Bezugsquelle der
inneren Provinz, hatte die Fabrikation aufgehört uud die westlichen provinzialen
Terra-sigillaten gelangten nur spärlich bis in diese Gegend. Vereinzelt treten
hellrote Sigillaten auf, die anscheinend weiter ostwärts zu Hause sind und mehr
wie Nachkommen der siidrussischen roten Tonwaren als wie der arretinischen
Ware aussehen. Charakteristisch sind für sie die plumpen Töpfermarken,
Blätter oder Zweige auf dem Grunde der Teller. Die lokale Produktion scheint
sehr gering. In Aquileia findet sich eine gelbrote Sigillata, anscheinend ein
lokales Produkt, das aucli in den Formen mit der gallisclien Keramik nichts ge-
rnein hat. Sigillataartige mattrote Ware, die von der eehten leiclit zu unter-
scheiden ist, mag an verschiedenen Orten fabriziert sein. Besonders zahlreich
findet sie sich, worauf mich Herr Maionica hinweist, in Aquileia in den
späten Gräbern und ist von dort aus in die Provinz gewandert. Man kann
bis nach Carnuntum hinauf einzelne Stiicke verfolgen, die wohl sicher dieser
Gruppe später Keramik, die einen Ersatz fiir Terra-sigillata zu schaffen suchte,
angehören.

Diese Andeutungen miissen hier geniigen, die genauere Ausfiihrung
anderer Gelegenheit vorbehalten bleiben. Sie zeigen jedoch, worauf es
hier ankam, wie weit wir jetzt schon mit der Terra-sigillata zu arheiten
imstande sind. Im einzelnen ist freilich auch liier noch mancherlei zu tun.
Als ein sehr wichtiges Werk wurde im vorigen Bericht das Werk von Ludo-
wici erwähnt, der eine grosse Masse von in Rheinzabern gefundenen Stempeln
in Faksimile veröffentlicbt. Mit Htilfe seiner Veröffentlichung lassen sich jetzt
weit sicherer als bisher die Erzeugnisse der Rheinzaherner Töpfereien und ihr
Verbreitungsgebiet erkennen. Sehr dankenswert ist, dass Ludowici die Ver-
öffentlichuug seiner durch Ausgrabungen in Rheinzabern gewonnenen Samm-
lung in derselben Weise fortgesetzt hat. Das Werk; Stempelbilder Römischer
Töpfer bringt im ersten Teile eine ueue grosse Serie von Stempeln, die uns,
 
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