Haltung des Körpers und die sorgfältig behandelten Hände, die ein Buch halten,
um den den höchsten geistigen Interessen zugewendcten, dabei liberal denkenden
und handelnden Minister anzudeuten, zeigen, welcher Kraft und Eindringlichkeit
der Meister bei schlichter und breiter Behandlung des Details fähig ist.
Die 90 er Jahre bilden das Thema des psychologisch erfaßten und ausge-
führtcn Bildnisses nach mehreren Richtungen weiter durch: in den Bildnissen
2.K. H. der Großherzogin Luise (1893) und des Großherzogs Friedrich (1894),
des Prinzen Ludwig (1893), in dem Relief und der Büste des Oberbürgermeisters
Lauter (1894 und 1895) für Karlsruhe, in dem Nadlerdenkmal für Heidelberg,
dem Relief Nacgelc, den Büsten Deffner, Baisch usw.
Der vorwiegende Teil des Gegenständlichen bringt es mit sich, daß mit dem
psychologischen ein repräsentativer Zug verbunden werden mußte. Aber wie hat
es Volz verstanden, dort das Repräsentative als Würde und Hoheit, hier als
bürgerliche oder jungdcutsch burschikose Geste pfälzischer Lebensfröhlichkeit nut dem
Zauber und der Feinheit des Reinmenschlichen zu verschwistern und über die Schwelle
des Naturalistischen zu heben!
2n der Büste der Großherzogin Luise ist neben der fürstlichen Hoheit,
die hauptsächlich in der Haltung und in der Drapierung liegt, vor allem das
menschlich Gütige, das Geistige und das gemütlich Bedeutungsvolle, das rastlos
Energische zum Ausdruck gebracht und so ein Spiegelbild lebendigster fürstlicher
Landesmütterlichkeit gegeben.
Rein äußerlich betrachtet, könnte man bei dieser Büste vielleicht an Anklänge
an die Jos. Kopfsche Kaiserin-Augusta-Büste in Baden-Baden denken, obschon
bei näherem Zusehen beide Werke doch aus sehr entfernt voneinander liegenden
Bezirken bildnerischer Kunstwcise stammen. Dies wird ganz klar und verständ-
lich, wenn man etwa die Büste Großherzog Friedrichs I. und die Kopfsche Kaiser-
büste zu Baden-Baden in Vergleich sehen wollte.
Aus der schönen Männlichkeit des Großherzogs leuchtet jene Würde und Güte,
jene Selbstschähung, die unziemliche Nähe fernhält, und doch wieder so viel inner-
lich freie Freundlichkeit und vertrauenerweckendes Wohlwollen, wie es in einziger
Weise in diesem deutschen Fürsten vereinigt war. Der Ehrentitel „Vater des
Vaterlandes" floß aus dieser Vereinigung edler Menschlichkeit.
Man darf bei diesen Werken auch die Bildnisse des Prinzen Ludwig nicht
übersehen, der eben in seiner prangenden Zugendschönheit gestorben war. Schon
beim Porträt des Sarkophag-Denkmals ist darauf hingedeutet, wie fein nur
durch die Umdeutung in den ruhigen Schlaf das erloschene Leben dargcstellt ist,
und wie über der Vernichtung edler Hoffnung sür das Erdcnlebcn doch die eine
Hoffnung des ewigen Fortlebcns leuchtet. Von solcher Gestaltung aus könnte
man wohl die Frage erörtern, „wie die Modernen den Tod bilden". Die Ant-
wort wäre möglich, daß sie ohne irgendwelches Beiwerk im Tod nur die schlafende
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um den den höchsten geistigen Interessen zugewendcten, dabei liberal denkenden
und handelnden Minister anzudeuten, zeigen, welcher Kraft und Eindringlichkeit
der Meister bei schlichter und breiter Behandlung des Details fähig ist.
Die 90 er Jahre bilden das Thema des psychologisch erfaßten und ausge-
führtcn Bildnisses nach mehreren Richtungen weiter durch: in den Bildnissen
2.K. H. der Großherzogin Luise (1893) und des Großherzogs Friedrich (1894),
des Prinzen Ludwig (1893), in dem Relief und der Büste des Oberbürgermeisters
Lauter (1894 und 1895) für Karlsruhe, in dem Nadlerdenkmal für Heidelberg,
dem Relief Nacgelc, den Büsten Deffner, Baisch usw.
Der vorwiegende Teil des Gegenständlichen bringt es mit sich, daß mit dem
psychologischen ein repräsentativer Zug verbunden werden mußte. Aber wie hat
es Volz verstanden, dort das Repräsentative als Würde und Hoheit, hier als
bürgerliche oder jungdcutsch burschikose Geste pfälzischer Lebensfröhlichkeit nut dem
Zauber und der Feinheit des Reinmenschlichen zu verschwistern und über die Schwelle
des Naturalistischen zu heben!
2n der Büste der Großherzogin Luise ist neben der fürstlichen Hoheit,
die hauptsächlich in der Haltung und in der Drapierung liegt, vor allem das
menschlich Gütige, das Geistige und das gemütlich Bedeutungsvolle, das rastlos
Energische zum Ausdruck gebracht und so ein Spiegelbild lebendigster fürstlicher
Landesmütterlichkeit gegeben.
Rein äußerlich betrachtet, könnte man bei dieser Büste vielleicht an Anklänge
an die Jos. Kopfsche Kaiserin-Augusta-Büste in Baden-Baden denken, obschon
bei näherem Zusehen beide Werke doch aus sehr entfernt voneinander liegenden
Bezirken bildnerischer Kunstwcise stammen. Dies wird ganz klar und verständ-
lich, wenn man etwa die Büste Großherzog Friedrichs I. und die Kopfsche Kaiser-
büste zu Baden-Baden in Vergleich sehen wollte.
Aus der schönen Männlichkeit des Großherzogs leuchtet jene Würde und Güte,
jene Selbstschähung, die unziemliche Nähe fernhält, und doch wieder so viel inner-
lich freie Freundlichkeit und vertrauenerweckendes Wohlwollen, wie es in einziger
Weise in diesem deutschen Fürsten vereinigt war. Der Ehrentitel „Vater des
Vaterlandes" floß aus dieser Vereinigung edler Menschlichkeit.
Man darf bei diesen Werken auch die Bildnisse des Prinzen Ludwig nicht
übersehen, der eben in seiner prangenden Zugendschönheit gestorben war. Schon
beim Porträt des Sarkophag-Denkmals ist darauf hingedeutet, wie fein nur
durch die Umdeutung in den ruhigen Schlaf das erloschene Leben dargcstellt ist,
und wie über der Vernichtung edler Hoffnung sür das Erdcnlebcn doch die eine
Hoffnung des ewigen Fortlebcns leuchtet. Von solcher Gestaltung aus könnte
man wohl die Frage erörtern, „wie die Modernen den Tod bilden". Die Ant-
wort wäre möglich, daß sie ohne irgendwelches Beiwerk im Tod nur die schlafende
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