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eine Gesammtdicke von 2—3 m ergab. Oben lag ein Wehrgang mit
einer fast 2 m hohen Brüstungsmaner, welche mit Zinnen und Schiess-
scharten versehen war. Der mit Platten belegte Wehrgang war zumTheil
mit einem beschieferten Satteldache überdeckt (vgl. Eschenheimer Thurm),
welches nach Innen auf einer durchbrochenen AVand oder auf Holzpfosten,
nach Aussen auf der oben genannten Brüstungsmauer auflag. Das übrige
Stück war ohne Dach und hin und wieder mit kleinen Häuschen besetzt,
welche Vertheidigern undAVächtern zum Aufenthalte dienten. Ein solches
Häuschen ist in Eig. 4 zu sehen; neben demselben befindet sich ein grösseres
auf die Stadtmauer aufgesetztes Gebäude, das Salmensteinsche Haus um
1350, welches in der Gegend des heutigen Börne-Platzes gelegen war.
^ Man erreichte den Wehrgang durch
3- . A _ __ Holztreppen, welche schmal und steil
waren, oder durch steinerne Wendel-
treppen, sogenannte „Schnecken". Vor
dieser Mauer lag aussen ein Zwinger,
3—4 m breit, mit einer niedrigen
Brüstungsmauer abgeschlossen und
vor diesem der 8—10 m breite nasse
Graben, welcher auf beiden Seiten
durch Ufermauern eingefasst war; die
innere Ufermauer wurde durch die
erwähnte niedrige Zwingermauer ge-
bildet. Er wurde vom Main und den
kleineren Bächen gespeist und war
durch Kämme an einzelnen Stellen
aufgestaut, welche mitUeberlaufrinnen
versehen waren. Auf der Innenseite
der hohen Mauer befand sich eine
Strasse von etwa 4 m Breite, der
Zwinger, welche der Linie der Be-
festigung folgte und zum Verkehr
der Vertheidiger diente (vgl. Fig. 165). In grösseren Abständen war
die Mauer durch Thürme unterbrochen, welche ein besonders starkes
AVehrmittel bildeten. Der Wehrgang der Stadtmauer ging entweder
durch diese Thürme hindurch oder er wurde — wie am Eschenheimer
Thurm — hcrumgeführt. Die Thore der Stadt waren durch besondere
Bauten, hohe Thürme u. s. w. in hervorragendem Maasse befestigt. Die
Oelfnungen wurden mit schweren hölzernen Flügeln und Fallgittern ge-
schlossen.
Aus dieser Periode erst erfahren wir auch Manches über die Be-
festigung Sachsenhausens; wann dieselbe zuerst stattfand, ist uns nicht
überliefert worden. Der Belagerungsplan zeigt oberhalb der alten Brücke
eine mit Thürmen besetzte Mainmauer, unterhalb derselben, bis zum Ulricli-
Fig. 4. Salmcusteinsclics Haus.