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auch den Thurm, „einen Anachronismus, eine Verunstaltung der Strasse,
ein völlig werthloses Objekt ohne historische Bedeutung," niederzureissen;
auf den Widerspruch der Mitglieder Brotft und Varrentrapp lehnte die
Versammlung diesen Antrag ab.
Mögen auch fernerhin alle auf die Beseitigung des herrlichen Bau-
werkes zielenden Vorschläge bei den städtischen Behörden dem gleichen
Schicksale begegnen!
Der runde Thurm erhebt sich auf einem quadratischen Unterbau und
wird durch einen Wehrgang mit Zinnen, vier Erkerthürmchen und einen
kegelförmigen Haupthelm nach oben abgeschlossen. Fig. 26 und 27 zeigen
die Grundrisse des Unterbaues mit 10,27 in Quadratseite und der 4,25 m
breiten Thurmhalle. Die Durchfahrt wurde früher durch zwei zweiflügelige
nach Innen aufgehende Thore geschlossen, deren obere, aus Basalt ge-
arbeiteten Pfannensteine noch vorhanden sind, während die unteren im
Jahre 1885 bei Herstellung des Pflasters abgespitzt werden mussten. Die
Laibungsflächen erweitern die Oeffnung nach Innen und sind mit flach-
bogig ansteigenden Tonnen überwölbt. Diese Gewölbe enthalten je
eine quadratische Oeffnung mit steinerner Einfassung nach dem ersten
Stockwerk; durch sie konnte man in den Thurm gelangen, wenn die
Thore geschlossen worden waren; vielleicht hatten sie auch noch den
Zweck, die geschlossenen Thore von oben mit Erde zu hinterfüllen. Der
mittlere Theil der Durchfahrt ist mit einem einfachen, spitzbogigen Kreuz-
gewölbe überdeckt; auf beiden Seiten liegen Aachbogig geschlossene
Nischen, welche in den zwanziger Jahren mit Seitendurchgängen versehen
und 1885 als Bedürfnisanstalten eingerichtet wurden. Auf der Nordseite
befindet sich nach Aussen eine mit Flachbogen überdeckte, aus rothem
Sandstein gearbeiteteNische mit Falzen von 17/17 cm auf jeder Seite, welche
für die Aufnahme des senkrecht herunterzulassenden Fallgitters dienten.
Die Kanten der Nischen sind an den Seiten mittelst Fasen, im Bogen mit
einer einfachen Hohlkehle, abgekantet. Der Sockel mit Fasen, die Eck-
und Thorquader und der nördiiche Thorbogen bestehen aus Basalt, während
der südliche Thorbogen vom Widerlager ab aus rothem Sandstein ge-
arbeitet ist. Letzterer, an den Seiten ohne Profil, im Spitzbogen mit
einer von zwei Fasen begleiteten Hohlkehle profiliert, trägt im Schlussstein
einen Kopf mit Schnurrbart und Mütze; er soll den Wilddieb Hans Winkelsee
darstellen, welcher der Sage nach den Neuner in die Wetterfahne schoss;
wahrscheinlicher klingt die Meldung, hier habe sich der Meister des Unter-
baues, Mengoz, abgebildet. Am nördlichen Bogen befinden sich seitlich
grosse Fasen, in welche die Profile des Spitzbogens, Fasen, Hohlkehle und
Rundstab, einschneiden. Fig. 27 zeigt die Untersicht der einfachen Krag-
steine und Gewölbe, auf denen die beiden nördlichen Thürmchen und die
südliche Gallerie ruhen. Der Unterbau ist mit einer Hohlkehle abgeschlossen.
Durch die im Jahre 1865 durch Henrich erbaute Treppe an der Ostseite
erreicht man den Gang, welcher früher die östlich und westlich an-
 
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