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verdienst an dieser gründlichen Arbeit gebührt unstreitig Johann Friedrich
von UHenbach; er ist der Baumeister der Brüche gewesen. An der
Ausführung waren die bedeutendsten Maurer, Steinmetzen, Zimmermeister
des damaligen Frankfurt betheiligt; die Steine kamen von den besten
Steinhauern des Frankenlandes. Die Stadt hatte keine Kosten gespart,
ein Werk hinzustellen, auf dessen Dauer man vertrauen durfte.
Im Vergleich zu dieser Herstellung sind die späteren nur gering-
fügig gewesen. Wir müssen darauf verzichten, die Aenderungen an den
verschiedenen Blockhäusern und anderen Anbauten im einzelnen zu ver-
folgen, da wir aus Mangel an Plänen und Abbildungen diese Anbauten
nicht alle feststellen können. 1779 werden die vier Rondele zu beiden
Seiten des Kreuzbogens durch eiserne Gatter von dem Brückenweg abge-
schlossen und mit je einem Geschütz besetzt. Der 27. Februar 1784 war
wieder ein höchst kritischer Tag für die Brücke; das aufgehende Eis und
Hochwasser nahm sie hart mit, riss eine ganze Anzahl Quader und drei
Blockhäuser mit, während zwei andere schwer beschädigt wurden; an
beiden Mühlen wurde das Mahlwerk zerstört. Die Wiederherstellung er-
folgte in den nächsten Jahren: auf die alte Brückenmühle musste man
2900, auf die neue 2700 Gulden verwenden; mehrere Pfeiler und Vorlager
wurden neu gemacht oder gründlich ausgebessert; von den steinernen
Bogen der Brüstungen blieben nur die beiden auf der westlichen Gallerie
gegenüber der alten Mühle und einer an dem 1776 erbauten Wachthause
auf der Sachsenhäuser Seite stehen.
Am 31. Oktober 1813 tobte noch einmal ein heftiger Kampf auf der
Brücke, wie zuletzt im Jahre 1635. Die Bayern hatten Sachsenhausen
besetzt, um den Franzosen den Rückzug nach Süden zu verlegen. Auf
der Brücke kam es zu einem harten Kampf; es gelang den Bayern, welche
den Holzbelag der beiden Oeffnungen auf der Brücke abgeworfen hatten,
die Franzosen an dem Vordringen über die Brücke zu verhindern; durch
eine am Obermain-Thor aufgestellte französische Batterie wurde die alte
Brückenmühle zusammengeschossen. Kreuz, Kruzifix und Hahn gingen
diesmal unversehrt aus dem erbitterten Kampfe hervor.
Die alte Mühle wurde wieder in dem noch erhaltenen Zustande auf-
gebaut. Mehrfache Ausbesserungsarbeiten wurden in den Jahren nach
dem Kriege an der Brücke vorgenommen; 1816 wurde sie einer Unter-
suchung auf ihre Tragfähigkeit unterzogen: nach dem Gutachten des
Stadtbaumeisters Hess war sie jeder Last gewachsen, so dass man auf die
Erneuerung der Verordnungen von 1739 und 1769, wonach sie nur von
*) Battonn nennt als Baumeister den Steinmetz Therby; er habe als Dank für
seine Arbeit vom Rathe das Bürgerrecht geschenkt bekommen. Das ist vollständig
unrichtig: der aus Pest stammende Joseph Therbu war seit 1741 Parlierer am Brückenbau
und wurde 1747 auf sein Ansuchen und gegen die üblichen Gebühren als Steinmetz-
meister in das Bürgerrecht aufgenommen; als solcher hat er hauptsächlich die Brücken-
brüstung mit den Portalen ausgeführt.

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