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aufgefasst hatten, gezeichnet, jedoch ohne Zahnschnitt nnd Eierstab, nnd
besteht, aus Architrav, glattem Friese und Kranzgesims mit weit aus-
ladender Hängeplatte. Hauptgesims und Gurtgesims, ferner die Oberkante
des Sockels sind in gleichbleibendem Abstande um den ganzen Bau herum
geführt. Die Mauer des ersten Stockwerkes springt aussen überall 4 cm
zurück. An den Fenstern des Erdgeschosses sitzt das Gewände auf einem
vorne vierfach vertikal geknickten Sockel (Fig. 391). Die mit besonderem
Profile versehene Fensterbank springt vor und wird von zwei spiralfeder-
artig gedrückten, sich nach unten schwach verjüngenden Konsolen gestützt,
welche auf der Vorderseite drei Schlitze von halbkreisförmigem Querschnitt,
durch schmale. Stege getrennt, tragen. Im oberen Stockwerke dagegen
ist die Fensterumrahmung an der Unterseite glatt herumgeführt. Im
Erdgeschosse sind in Sturz und Bank befestigte, aus Stabeisen geschmiedete
Gitter angebracht, welche in ihrer unteren Hälfte ausgebaucht sind. Die
entstehenden Seitenflächen werden durch vier ineinanderlaufende, schlicht
gezeichnete Voluten ausgefüllt.
Von dieser einfachen, nur durch die wohl abgewogenen Verhältnisse
wirkenden Strassenfront, hebt sich das reich ausgebildete, von je zwei
Säulen toskanischer Ordnung mit dahinter liegenden Pilastern flankierte
Portal und sein plastischer Schmuck vortheilhaft ab. In der stummen,
aber dennoch eindringlichen und verständlichen Sprache der Baukunst
soll es symbolisch den Vorübergehenden an die Macht und Kunstliebe
des Fürstenhauses erinnern und den Eintretenden auf die Pracht der
fürstlichen Wohnung vorbereiten. Die Säule hat unten 64 cm und oben
55 cm Durchmesser (Fig. 392); der zugehörige Pilaster ist unten und
oben 64 cm breit. Die Detaillierung des entsprechend gekröpften Haupt-
gesimses ist mit der Eintheilung des Gurtes, gegen welchen es anstösst,
in Einklang gebracht. Die Thoröffnung wird durch zwei Pfeiler, welche
ohne Basis auf dem Hauptsockel stehen, mit halbkreisförmigem Sturze
gebildet (Fig. 393). Das Kämpfergesims zeigt dasselbe Profil wie das
Säulenkapitäl, ist aber etwas niedriger als letzteres und setzt sich zwischen
den gekuppelten Pilastern fort; den Sturz durchschneidet ein Schluss-
stein, welcher, einer in der Mitte geknickten Volute gleichend, in der
oberen Hälfte einen schmalen, scharf hervorgehobenen Mittelgrat trägt,
der nasenartig unten hervorragt. Die untere Platte des Thorgesimses
überschneidet er durch eine kleine Palmette.
Die aus grauem Sandstein hergestellte plastische Bekrönung zerfällt
in drei Theile. Ueber jedem Säulenpaare erhebt sich auf einem kehi-
förmigen Sockel eine phantastische, barocke Ziervase, welche von je drei
übermüthig spielenden Putten umgeben ist. Während diese Gruppen
ganz freistehend gearbeitet sind, lehnt sich die Mittelgruppe gegen die
Terrasse an. Mit grosser Geschicklichkeit ist hier der Raum zwischen
der Vorderkante des Gesimses und der Brüstung ausgenutzt, ohne dass
die Figuren zu weit Überhängen oder ein gänzlicher Uebergang zum
 
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