Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (4.1758/1759)

542 Oden und vermischte Gedichte.
ne Sitten, und die Schriftsteller einer gewissen Relir
gion Meten ihrs Gedichte mit Glaubensgrundsätzen an,
die zu Schwärmerey und Menschenhaffe verleiten.
Endlich folget noch ein Anhang einiger Oden.
Wir glauben, der Hr. Verf. werde es uns Dank
wissen, wenn wir davon stille schweigen.
I-
W W W B B B B W B B B B V E B L- V V E E
VIII.
Oden und vermischte Gedichte 1757. i87
Seiten in groß Octav.
/Ain gewisser Schriftsteller hat wohl nicht unrecht
gehabt, wenn er saget, daß sehr viel darauf an-
komme, zu welcher Zeit man in der Wett auftrete.
Wer mit den größten Gaben gezieret, zu einer Zeit in
die Welt kommt, da sie nicht brauchbar sind, der wird
unberühmt bleiben, und wer mit mittelmäßiger Ge-
schicklichkeit zur rechten Zeit erscheinet, kann wenig-
stens auf eine Zeit zu einem großen Ruhme gelangen.
Der größte Fehler des Verfassers der gegenwärtigen
Gedichte ist, daß er dreyßig Jahre zu späte in die
Welt gekommen ist. Wäre er vor dreyßig Jahren
aufgetreten, so wäre er gewiß ein geschickter Mann,
ein vortrefflicher Dichter genennet worden, und seine
Gedichte würden unter den Oden und Cantaten der
deutschen Gesellschaft einen ansehnlichen Platz einneh-
men. Ja wenn er nur vor ohygefähr zwanzig Jah-
ren erschienen wäre, so hätte ihn vielleicht die einePar-
they heimlich gelesen, wenn ihn gleich die andere Par-
they