785
VII.
Lady Johanna Gray, ein Trauerspiel, von
C. M. Wieland, k'ruüra 1eAL8 er IN3NI3 jurL
ruenri leire mori 1or8 op>rim3!-Aürch,
bey Heidegger und Compagnie, 1758. 108
Seiten, in großOctav.
(Wiests Trauerspiel ist, bevor es im Drucke er-
schienen, von der ackermannischen Gesellschaft
zu Zürch aufgeführt worden, und es gereichet dem
dasigen Publico eben so wohl, als dem Dichter zur
Ehre, daß es mit Beyfall ausgenommen worden.
Die deutschen Dichter haben selten das Glück, ein
Parterre zu finden, das Einsicht und Geschmack ge-
nug hat, die wahren erhabenen Gesinnungen in ihrer
völligen Größe zu fühlen, und mit ihrem Beyfalle
zu krönen. Indessen kann der Beyfall des Publici
nicht alles entscheiden. Bey der ersten Aufführung
kann der Kenner selbst nichts, als einzelne Schönhei-
ten und Situationen, beurtheilen; und wenn diese
sich gut ausnehmen, so ist er zufrieden. Nach viel-
fältig wiederholten Vorstellungen erst ist er im Stan-
de, das Ganze zu fassen, und von der Anlage und
Symmetrie der Theile zu urtheilen. So lange un-
sere Empfindungen beschäfftiget sind, können wir
nichts, als das Gegenwärtige, beurtheilen: wenn
aber der Ueberlegung Platz gemacht wird; so fangen
wir an, das Gegenwärtige mit dem Vergangenen
gegen einander zu halten, und einen jeden Theil in
seiner Beziehung aus das Ganze zu betrachten.
Es
VII.
Lady Johanna Gray, ein Trauerspiel, von
C. M. Wieland, k'ruüra 1eAL8 er IN3NI3 jurL
ruenri leire mori 1or8 op>rim3!-Aürch,
bey Heidegger und Compagnie, 1758. 108
Seiten, in großOctav.
(Wiests Trauerspiel ist, bevor es im Drucke er-
schienen, von der ackermannischen Gesellschaft
zu Zürch aufgeführt worden, und es gereichet dem
dasigen Publico eben so wohl, als dem Dichter zur
Ehre, daß es mit Beyfall ausgenommen worden.
Die deutschen Dichter haben selten das Glück, ein
Parterre zu finden, das Einsicht und Geschmack ge-
nug hat, die wahren erhabenen Gesinnungen in ihrer
völligen Größe zu fühlen, und mit ihrem Beyfalle
zu krönen. Indessen kann der Beyfall des Publici
nicht alles entscheiden. Bey der ersten Aufführung
kann der Kenner selbst nichts, als einzelne Schönhei-
ten und Situationen, beurtheilen; und wenn diese
sich gut ausnehmen, so ist er zufrieden. Nach viel-
fältig wiederholten Vorstellungen erst ist er im Stan-
de, das Ganze zu fassen, und von der Anlage und
Symmetrie der Theile zu urtheilen. So lange un-
sere Empfindungen beschäfftiget sind, können wir
nichts, als das Gegenwärtige, beurtheilen: wenn
aber der Ueberlegung Platz gemacht wird; so fangen
wir an, das Gegenwärtige mit dem Vergangenen
gegen einander zu halten, und einen jeden Theil in
seiner Beziehung aus das Ganze zu betrachten.
Es