662 Beschluß des kMy on rke ^VnrinZs
hat vielleicht seinen Pope dem Homer und Vir-
gil an die Seite zu setzen geglaubt: Denn man weiß
aus seiner göttlichen Sendung Mosis, daß er so
wohl in der Jliade, als in der Aeneide, nichts an-
ders, als ein politisches System, suchte. Die beyden
Dichter hatten nach seiner Meinung keine andere Ab-
sicht, als eine vollständige Politik zu hinterlassen —.
Der letzte Abschnitt handelt von den beyden Brie-
fen Sappho an Phaon und Abelard an Eloise.
„Diese Art von poetischen Briefen, unter dem
„Namen von erdichteten Charakter«, ist eine Erfin-
dung des Ovids. Sie ist der griechischen Elegie
„weit vorzuziehen, indem sie zu der beweglichen Spra-
ye, die in jenen herrscht, noch das Dramatische hin-
„zuthut. Eigentlich ist sie nichts anders, als eine im
„Affekte mit sich selbst gehaltene Unterredung, da das
„Gemüth den heftigen Bewegungen, die es erschüt-
tern , den freyen Lauf läßt. Indem aber der Auö-
„bruch der Leidenschaft an eine gewisse Person gerich-
tet wird; so erhält das Gedichte dadurch den Grad
„der Bestimmtheit und das Eigenthümliche, woran es
„dem besten Selbstgespräch in einem Trauerspiele feh-
„let.„ — Unser Autor tadelt an den Briefen des
Ovids die Einförmigkeit des Gegenstandes. Sie
enthalten alle nichts, als Klagen von verlassenen
Liebhabern. Sie sind ihm auch zu lang; ein Um-
stand, der den Dichter genöthigt hat, in Wiederho-
lungen zu verfallen, und die Sentiments zu entkräf-
ten. Insbesondere bemerkt er in diesem Sendschrei-
ben von Sappho an Phaon, daß der Dichter sei-
ner Heldinn mehr witzige und feine Galanterien in
den Mund legt, als zärtliche und rührende Senti-
ments,
hat vielleicht seinen Pope dem Homer und Vir-
gil an die Seite zu setzen geglaubt: Denn man weiß
aus seiner göttlichen Sendung Mosis, daß er so
wohl in der Jliade, als in der Aeneide, nichts an-
ders, als ein politisches System, suchte. Die beyden
Dichter hatten nach seiner Meinung keine andere Ab-
sicht, als eine vollständige Politik zu hinterlassen —.
Der letzte Abschnitt handelt von den beyden Brie-
fen Sappho an Phaon und Abelard an Eloise.
„Diese Art von poetischen Briefen, unter dem
„Namen von erdichteten Charakter«, ist eine Erfin-
dung des Ovids. Sie ist der griechischen Elegie
„weit vorzuziehen, indem sie zu der beweglichen Spra-
ye, die in jenen herrscht, noch das Dramatische hin-
„zuthut. Eigentlich ist sie nichts anders, als eine im
„Affekte mit sich selbst gehaltene Unterredung, da das
„Gemüth den heftigen Bewegungen, die es erschüt-
tern , den freyen Lauf läßt. Indem aber der Auö-
„bruch der Leidenschaft an eine gewisse Person gerich-
tet wird; so erhält das Gedichte dadurch den Grad
„der Bestimmtheit und das Eigenthümliche, woran es
„dem besten Selbstgespräch in einem Trauerspiele feh-
„let.„ — Unser Autor tadelt an den Briefen des
Ovids die Einförmigkeit des Gegenstandes. Sie
enthalten alle nichts, als Klagen von verlassenen
Liebhabern. Sie sind ihm auch zu lang; ein Um-
stand, der den Dichter genöthigt hat, in Wiederho-
lungen zu verfallen, und die Sentiments zu entkräf-
ten. Insbesondere bemerkt er in diesem Sendschrei-
ben von Sappho an Phaon, daß der Dichter sei-
ner Heldinn mehr witzige und feine Galanterien in
den Mund legt, als zärtliche und rührende Senti-
ments,