Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (4.1758/1759)

Ein Trauerspiel. 97
Selim. (giebt ihn.)
Da! Fasse dieses Herz.
Zaphire.
Mein Gott! "was soll ich thun?
Selim.
Du zweifelst!
Zaphire.
Welch ein Schmerz!
Selim.
Schlag! eil! ich höre schon ein lermendes Getümmel. -
Zaphire.
Nun wohl, so hebe dann die Augen hin zum Himmel,
Fleh den Propheten an, daß er mir Kraft verleiht.
Selim.
Ach fühle nichts. Wie ist dieß Mitleid Grausamkeit!
Zaphire.
Drück dann die Augen zu!
(Er thuts, sie holt aus mit dem Dolche.)
O Gott! was will ich wagen?
Den einigen theuren Sohn! — Nein, ich kann ihn
nicht schlagen,
Und sollt' auch der Tyrann ich kann nicht grausam
seyn,
Und sollt auch meine Schmach gleich unvermeidlich
seyn.
(ste wirft den Dolch weg.)
Vermaledeyter Stahl! kehr zu der Hölle nieder.'
(Selim hebt ihn auf.)
Ach! was willst du mit ihm ? gieb mir ihn, gieb ihn
wieder!
Anh.MrBLbl.r75S. G SeliM.