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Kreis Stadt Quedlinburg.
dies; nur ist der untere Pfuhl von stärkerer Ausladung. Der Sockel der Säulen
ist aber in Form und Technik wie in den Maßen den umgekehrten Kämpfern
der alten Säulen im Westteil der Krypta völlig gleich. Man hat die Kapelle
demnach wohl unmittelbar an die Errichtung der Oberkirche anzusetzen, zumal
sie auf die südliche Stützenreihe Rücksicht nimmt, an die sie scharf anschließt.
Die Kapelle wird erbaut sein, um einen Altar des hl. Nikolaus aufzunehmen.
Es lassen sich die Nuten in den Stirnseiten der Brüstungen und an den Säulen-
sockeln durch die Annahme erklären, daß man die Kapelle durch Bohlentüren
völlig verschließen wollte1).
III. Die Fürstengruft unter dem südlichen Seitenschiff. Zugänglich
durch die an der Kapelle St. Nicolai in vinculis vorüberführende Treppe und
einen schmalen Gang erstreckt sie sich in zwei durch eine dünne Wand ge-
schiedene Räume nach Westen; der östliche Raum ist 5 m breit und 10,20 m
lang, der westliche 8,70 m lang und auch 5 m breit. Dieser war früher durch
eine breite, 19 Stufen hohe Treppe vom Mittelschiff aus zugänglich, die an der
Westseite des westlichsten freistehenden Pfeilers hinabführt. Beide Räume sind
mit Tonnengewölben gedeckt und von vier viereckigen kleinen Fenstern erhellt.
Sie gehören beide der Erneuerung dieses Teiles 1708—11 an, doch ist diese
Anlage wohl nur als eine bedeutende Erweiterung einer schon in alter Zeit vor-
handenen kleineren Gruft gewesen, die einen Teil des jetzigen östlichen Teiles
umfaßt haben wird. Der Zugang zur östlichen Gruft ist alt.
IV. Die südliche Terrasse und ihre Gewölbe. Dieser mächtige
Quaderbau legt sich vor den südlichen Kreuzarm der Kirche und den östlichsten
Teil des südlichen Seitenschiffes des Langhauses. 11—14 m hoch und senkrecht
abfallend schließt ihre Umfassungsmauer, 1,50 m dick, einen trapezförmigen freien
Platz ein, 8 m am westlichen, 6,24 m am östlichen Ende breit und 18 m lang,
der sich aber nach Osten als Garten fortsetzt und so zusammenhängt mit dem
ganzen östlichen Burgplateau, das durch gewaltige Futtermauern, die den natür-
lichen, wohl ungleichmäßigen Abfall des Burgfelsens ausgleichend bis annähernd
zu derselben Höhe wie die Terrasse emporstreben und den ganzen südlichen
und östlichen Teil des Berges zu einer unnahbaren Festung gestalten. Die Süd-
front der ganzen Terrassenmauer ist 68 m lang. Ihr westlicher Abschnitt enthält
in seinem oberen Teile vier nebeneinanderliegende und durch Türöffnungen mit-
einander verbundene Tonnengewölbe jedes i. L. 3,55 m breit, 5,30—6,60 tief und
3,40 m hoch. Sie lehnen sich an die Substruktionen der Kirche (s. Grundriß) an,
die deutlich sichtbar sind. Diese sind aus großen Bruchsteinen ohne Lagerfugen
aufgeführt und zeigen in den beiden östlichsten Gewölben je einen vermauerten
Rundbogen von 2,43 m Spannung. — Ob sie bloß Entlastungsbogen sind oder
ursprünglich als Blendbogen zur Belebung der Riesenwand dienten, läßt sich
schwer entscheiden. — Die Räume und Gewölbe der Terrasse sind dagegen aus
tadellosem Sandsteinquader - Mauerwerk aufgeführt und werden von je einem
schmalen romanischen Rundbogenfenster erhellt, das sich nach innen auf 81 cm
erweitert. Alle Räume sind zugänglich durch die dem westlichen Teile der
1) Nach der kindlichen Sage hat Otto I. den widerspenstigen Bischof von Halberstadt
hier eingesperrt.
Kreis Stadt Quedlinburg.
dies; nur ist der untere Pfuhl von stärkerer Ausladung. Der Sockel der Säulen
ist aber in Form und Technik wie in den Maßen den umgekehrten Kämpfern
der alten Säulen im Westteil der Krypta völlig gleich. Man hat die Kapelle
demnach wohl unmittelbar an die Errichtung der Oberkirche anzusetzen, zumal
sie auf die südliche Stützenreihe Rücksicht nimmt, an die sie scharf anschließt.
Die Kapelle wird erbaut sein, um einen Altar des hl. Nikolaus aufzunehmen.
Es lassen sich die Nuten in den Stirnseiten der Brüstungen und an den Säulen-
sockeln durch die Annahme erklären, daß man die Kapelle durch Bohlentüren
völlig verschließen wollte1).
III. Die Fürstengruft unter dem südlichen Seitenschiff. Zugänglich
durch die an der Kapelle St. Nicolai in vinculis vorüberführende Treppe und
einen schmalen Gang erstreckt sie sich in zwei durch eine dünne Wand ge-
schiedene Räume nach Westen; der östliche Raum ist 5 m breit und 10,20 m
lang, der westliche 8,70 m lang und auch 5 m breit. Dieser war früher durch
eine breite, 19 Stufen hohe Treppe vom Mittelschiff aus zugänglich, die an der
Westseite des westlichsten freistehenden Pfeilers hinabführt. Beide Räume sind
mit Tonnengewölben gedeckt und von vier viereckigen kleinen Fenstern erhellt.
Sie gehören beide der Erneuerung dieses Teiles 1708—11 an, doch ist diese
Anlage wohl nur als eine bedeutende Erweiterung einer schon in alter Zeit vor-
handenen kleineren Gruft gewesen, die einen Teil des jetzigen östlichen Teiles
umfaßt haben wird. Der Zugang zur östlichen Gruft ist alt.
IV. Die südliche Terrasse und ihre Gewölbe. Dieser mächtige
Quaderbau legt sich vor den südlichen Kreuzarm der Kirche und den östlichsten
Teil des südlichen Seitenschiffes des Langhauses. 11—14 m hoch und senkrecht
abfallend schließt ihre Umfassungsmauer, 1,50 m dick, einen trapezförmigen freien
Platz ein, 8 m am westlichen, 6,24 m am östlichen Ende breit und 18 m lang,
der sich aber nach Osten als Garten fortsetzt und so zusammenhängt mit dem
ganzen östlichen Burgplateau, das durch gewaltige Futtermauern, die den natür-
lichen, wohl ungleichmäßigen Abfall des Burgfelsens ausgleichend bis annähernd
zu derselben Höhe wie die Terrasse emporstreben und den ganzen südlichen
und östlichen Teil des Berges zu einer unnahbaren Festung gestalten. Die Süd-
front der ganzen Terrassenmauer ist 68 m lang. Ihr westlicher Abschnitt enthält
in seinem oberen Teile vier nebeneinanderliegende und durch Türöffnungen mit-
einander verbundene Tonnengewölbe jedes i. L. 3,55 m breit, 5,30—6,60 tief und
3,40 m hoch. Sie lehnen sich an die Substruktionen der Kirche (s. Grundriß) an,
die deutlich sichtbar sind. Diese sind aus großen Bruchsteinen ohne Lagerfugen
aufgeführt und zeigen in den beiden östlichsten Gewölben je einen vermauerten
Rundbogen von 2,43 m Spannung. — Ob sie bloß Entlastungsbogen sind oder
ursprünglich als Blendbogen zur Belebung der Riesenwand dienten, läßt sich
schwer entscheiden. — Die Räume und Gewölbe der Terrasse sind dagegen aus
tadellosem Sandsteinquader - Mauerwerk aufgeführt und werden von je einem
schmalen romanischen Rundbogenfenster erhellt, das sich nach innen auf 81 cm
erweitert. Alle Räume sind zugänglich durch die dem westlichen Teile der
1) Nach der kindlichen Sage hat Otto I. den widerspenstigen Bischof von Halberstadt
hier eingesperrt.