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Kreis Stadt Quedlinburg.
Edelsteine fehlen ganz; auch diesen Umstand darf man dem geläuterten
Kunstgefühle zuschreiben, das in der "Verwendung zahlreicher Edelsteine eine
Beeinträchtigung der rein künstlerischen Form sieht. Edelsteine hemmen eben
oft den schönen Fluß der Linien.
Leider ist dies herrliche "Werk nicht unbeschädigt geblieben; auf dem
Deckel ist die Eigur des Gekreuzigten etwas eingedrückt; die rechte Schmalseite
des Rahmens hat ihren Eiligranschmuck fast ganz verloren; es sind nur die
kleinen Rosetten stehengeblieben, von den großen Eckrosetten ist nur eine ganz
erhalten. An den Wänden ist weder die Oberkante noch Unterkante unversehrt
erhalten.
Drei Schreine mit hohem Dach wie Kapellen.
IY. Reliquienschrein aus Holz, vergoldet, 66 cm lang, 261/2 cm breit,
36V2 cm hoch, mit je zwei Figuren an den Schmalseiten, je sechs an den Lang-
seiten, alle unter mäßig hohen Spitzbogen, handwerksmäßig gute Arbeit des
14. Jahrhunderts.
Y. Reliquienschrein aus Holz, vergoldet, 103 cm lang, 391/2 cm breit,59 cm
hoch. Die Langseiten von je vier Spitzbogennischen mit je einem Heiligen ge-
schmückt, die Schmalseiten in Flachbogennischen mit je einer Darstellung:
1. Heilige Corona, mit den Füßen an zwei Bäumen hängend, von denen sie zer-
rissen wurde; 2. Heinrich II. und Kunigunde mit Kirchenmodell. Arbeit des
15. Jahrhunderts von mäßigem Kunstwert.
YI. Reliquienschrein aus Holz, vergoldet, 37x94 cm, 76 cm hoch. Lang-
seiten: je fünf Rundbogen auf gedrehten Säulen, in jedem Bogen eine Figur.
Handwerksmäßig tüchtige Arbeit, auch die Gewandung einfach und nicht übel.
15. Jahrhundert.
YII. und YIII. Zwei kleine Reliquienkasten mit Holzintarsien.
Evangelien büch er.
Es sind ihrer drei vorhanden, von denen zwei dem 10. Jahrhundert
angehören und eins dem 15. Ihr kunstgeschichtlicher Wert beruht auf den
Malereien von Figuren und Initialen sowie auf den kostbaren Deckeln aller drei
Bücher. 1. Evangelienbuch in Großfolio, Pergamenthandschrift, das älteste
Denkmal der sächsischen Buchmalerei1). Sie enthält die vier Evangelien nach
der Vulgata, der eine Harmonie der Evangelisten vorangeht und ein
Kalendarium servatianum folgt. Die herrlichen Majuskeln sind meist in je zwei
Kolumnen in Gold, z. T.. in Silber geschrieben. Das Bild des betreffenden
Evangelisten mit seinem über ihm schwebenden Symbol beginnt jedes Evangelium.
Haben diese Miniaturen auch durch spätere Übermalung gelitten, so läßt sich
doch erkennen, daß sie ebenso wie die zugehörigen Initialen mit ihrer Deck-
farbentechnik auf Goldgrund der karolingischen Zeit nahestehen und mehr der
antiken Tradition entsprechen als der später romanischen Formen- und Farben-
gebung. Auch die Darstellung des Johannes als eines Greises entspricht der
0 Ltibke-Semrau, S. 241.
Kreis Stadt Quedlinburg.
Edelsteine fehlen ganz; auch diesen Umstand darf man dem geläuterten
Kunstgefühle zuschreiben, das in der "Verwendung zahlreicher Edelsteine eine
Beeinträchtigung der rein künstlerischen Form sieht. Edelsteine hemmen eben
oft den schönen Fluß der Linien.
Leider ist dies herrliche "Werk nicht unbeschädigt geblieben; auf dem
Deckel ist die Eigur des Gekreuzigten etwas eingedrückt; die rechte Schmalseite
des Rahmens hat ihren Eiligranschmuck fast ganz verloren; es sind nur die
kleinen Rosetten stehengeblieben, von den großen Eckrosetten ist nur eine ganz
erhalten. An den Wänden ist weder die Oberkante noch Unterkante unversehrt
erhalten.
Drei Schreine mit hohem Dach wie Kapellen.
IY. Reliquienschrein aus Holz, vergoldet, 66 cm lang, 261/2 cm breit,
36V2 cm hoch, mit je zwei Figuren an den Schmalseiten, je sechs an den Lang-
seiten, alle unter mäßig hohen Spitzbogen, handwerksmäßig gute Arbeit des
14. Jahrhunderts.
Y. Reliquienschrein aus Holz, vergoldet, 103 cm lang, 391/2 cm breit,59 cm
hoch. Die Langseiten von je vier Spitzbogennischen mit je einem Heiligen ge-
schmückt, die Schmalseiten in Flachbogennischen mit je einer Darstellung:
1. Heilige Corona, mit den Füßen an zwei Bäumen hängend, von denen sie zer-
rissen wurde; 2. Heinrich II. und Kunigunde mit Kirchenmodell. Arbeit des
15. Jahrhunderts von mäßigem Kunstwert.
YI. Reliquienschrein aus Holz, vergoldet, 37x94 cm, 76 cm hoch. Lang-
seiten: je fünf Rundbogen auf gedrehten Säulen, in jedem Bogen eine Figur.
Handwerksmäßig tüchtige Arbeit, auch die Gewandung einfach und nicht übel.
15. Jahrhundert.
YII. und YIII. Zwei kleine Reliquienkasten mit Holzintarsien.
Evangelien büch er.
Es sind ihrer drei vorhanden, von denen zwei dem 10. Jahrhundert
angehören und eins dem 15. Ihr kunstgeschichtlicher Wert beruht auf den
Malereien von Figuren und Initialen sowie auf den kostbaren Deckeln aller drei
Bücher. 1. Evangelienbuch in Großfolio, Pergamenthandschrift, das älteste
Denkmal der sächsischen Buchmalerei1). Sie enthält die vier Evangelien nach
der Vulgata, der eine Harmonie der Evangelisten vorangeht und ein
Kalendarium servatianum folgt. Die herrlichen Majuskeln sind meist in je zwei
Kolumnen in Gold, z. T.. in Silber geschrieben. Das Bild des betreffenden
Evangelisten mit seinem über ihm schwebenden Symbol beginnt jedes Evangelium.
Haben diese Miniaturen auch durch spätere Übermalung gelitten, so läßt sich
doch erkennen, daß sie ebenso wie die zugehörigen Initialen mit ihrer Deck-
farbentechnik auf Goldgrund der karolingischen Zeit nahestehen und mehr der
antiken Tradition entsprechen als der später romanischen Formen- und Farben-
gebung. Auch die Darstellung des Johannes als eines Greises entspricht der
0 Ltibke-Semrau, S. 241.