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Kreis Stadt Quedlinburg.
der Stadt zu, ohnentgeltliche Begräbnisse der verstorbenen Armen aus der
Parochie St. Benedikti von undenklichen Zeiten her eingeräumt gewesen“.
Dieser merkwürdige Umstand scheint die alte Sage zu stützen, daß die Ägidii-
kirche älter als St. Benedikti, ja die älteste aller Kirchen der Stadt gewesen sei.
Trotzdem hat die Gemeinde nicht nötig gehabt, den Friedhof zu verlegen. 1841
war er aber durch die Leichen der Benedikti- und Blasiigemeinde so überfüllt,
daß der Kirchenvorstand nur eigene Gemeindemitglieder zuließ. Der Kirchhof
bietet noch heute als der einzige der Stadt durch seine Denkmäler und die ganze
Umgebung ein Bild aus alter Zeit. Das hervorragendste Denkmal ist die an die
Kirchenwand sich lehnende Ziegersche Grabkapelle in schönen spätbarocken
Formen mit kunstvollem schmiedeeisernem Gitter. Die Nordfront hat die Inschrift:
€rl»licgriilmiß | fiir | loljann CljriÖran Sieger | öeflen (Eljcgattiu un& (Srben | ?ur Kulje
iröifdjer lleberlileildel l erhauft unD rcnouirt | mu 1797 u. 1834. An der Ostseite:
Auferstehen, ja auferstehen wirst du etc. An der Westseite: ll)iei)er | nuf?llll{iil)tt
iflörft id) ge|7it | Der lierr der ßrnte geljt | Und fammflt ©Arbeit | Hits fitt, tut* ein, die
ßnrben. | ©elobt fei) ©ott.
Die Grabsteine zerfallen nach Form und*Material in fünf Gruppen:
I. Sie haben die Form eines meist reich verzierten Sargdeckels. 1. In ein-
fachen Empireformen, Rahmen aus Lorbeerblättern, Schmalseite mit Rosenzweig
und Urne. Jahreszahl verwittert. 2. Daneben, ähnlich von 1813. 3. Mit groben
Figuren um Rankenrahmen, „gewitmet 1839 M. Yollroth geb. Wulfert“. 4. Von 1827.
II. Eine zweite Gruppe umfaßt die viereckigen Blöcke mit oder ohne Urne
oder Säulenstumpf. 5. Deckplatte mit Blattgesims, Urne, Todesengel mit Fackel,
Figur des Glaubens gegenüber, beide schlecht, 1835 (stud. theol. Karl Gottfried
Kretschmann). 6. Großer viereckiger Block auf profiliertem Sockel mit behängter
.Urne, die ein Flechtband trägt, 1838 (Elisab. Sprenger geb. Wehmann). 7. Be-
sonders schöner Stein mit Fries aus Ranken, um Urnen in flachem Relief, das
geschwärzt ist, wie auch die erhaben vortretenden Tafeln, 1828 (Fabrikant
Christoph Samuel Oetzel). 8. Desgleichen mit kräftig profilierter Platte (Jungfer
Dorothea Eleonore Hagendorff, 1732—1814). 9. Desgleichen auf profiliertem
Sockel, darauf kannelierte Säule auf Wulst, der aus geflochtenen Lorbeerblättern
besteht. Daneben zwei derbkannelierte kurze behängte Säulen auf Sockeln mit
Urne, eine fehlt, 1756 (Catharine Margarethe Trübe verehlichte Hagendorff).
10. Desgleichen mit Sockel darauf, der einen behängten Säulenstumpf trägt
(Eleon. Henr. Johanne venvittwete Oberpredigerinn NAUT). 11. Desgleichen mit
schönprofiliertem Abakus und Aufsatz, der im Rundbogenfeld Mohnblüten,
Schmetterling, flammende Urne und Eichelkranz trägt, 1820 (Bernh. Jac. Schu-
mann), renoviert 1920. 12. Desgleichen aber mit Akroterien und Giebelfeldchen
(ohne Urne) 1818 (Joh. Wolfg. Vogler, Weinhändler und Stadtrat). 13. Ganz
ähnlicher Stein 1847 (Marie Elisabeth Vogler).
III. Eine dritte Gruppe bilden die wenigen runden Denkmäler, zu denen
z. T. Nr. 9 gehört. 14. Zylinder mit einfach profilierter Deckplatte, meist mit
Urne, 1824 (FRAU DOROTHEA MARIA WILLIG). 15. Hoher Säulenstumpf,
sich stark verjüngend mit acht Kannelüren, 1859 (Georg Karl Willig).
IV. Allein steht 15. neugotischer Stein mit Zinnenkrönung, Strebepfeilern,
Spitzbogennischen, 1850 (Sophie Angelica Ahllemann geb. Boße). Die letzte
Kreis Stadt Quedlinburg.
der Stadt zu, ohnentgeltliche Begräbnisse der verstorbenen Armen aus der
Parochie St. Benedikti von undenklichen Zeiten her eingeräumt gewesen“.
Dieser merkwürdige Umstand scheint die alte Sage zu stützen, daß die Ägidii-
kirche älter als St. Benedikti, ja die älteste aller Kirchen der Stadt gewesen sei.
Trotzdem hat die Gemeinde nicht nötig gehabt, den Friedhof zu verlegen. 1841
war er aber durch die Leichen der Benedikti- und Blasiigemeinde so überfüllt,
daß der Kirchenvorstand nur eigene Gemeindemitglieder zuließ. Der Kirchhof
bietet noch heute als der einzige der Stadt durch seine Denkmäler und die ganze
Umgebung ein Bild aus alter Zeit. Das hervorragendste Denkmal ist die an die
Kirchenwand sich lehnende Ziegersche Grabkapelle in schönen spätbarocken
Formen mit kunstvollem schmiedeeisernem Gitter. Die Nordfront hat die Inschrift:
€rl»licgriilmiß | fiir | loljann CljriÖran Sieger | öeflen (Eljcgattiu un& (Srben | ?ur Kulje
iröifdjer lleberlileildel l erhauft unD rcnouirt | mu 1797 u. 1834. An der Ostseite:
Auferstehen, ja auferstehen wirst du etc. An der Westseite: ll)iei)er | nuf?llll{iil)tt
iflörft id) ge|7it | Der lierr der ßrnte geljt | Und fammflt ©Arbeit | Hits fitt, tut* ein, die
ßnrben. | ©elobt fei) ©ott.
Die Grabsteine zerfallen nach Form und*Material in fünf Gruppen:
I. Sie haben die Form eines meist reich verzierten Sargdeckels. 1. In ein-
fachen Empireformen, Rahmen aus Lorbeerblättern, Schmalseite mit Rosenzweig
und Urne. Jahreszahl verwittert. 2. Daneben, ähnlich von 1813. 3. Mit groben
Figuren um Rankenrahmen, „gewitmet 1839 M. Yollroth geb. Wulfert“. 4. Von 1827.
II. Eine zweite Gruppe umfaßt die viereckigen Blöcke mit oder ohne Urne
oder Säulenstumpf. 5. Deckplatte mit Blattgesims, Urne, Todesengel mit Fackel,
Figur des Glaubens gegenüber, beide schlecht, 1835 (stud. theol. Karl Gottfried
Kretschmann). 6. Großer viereckiger Block auf profiliertem Sockel mit behängter
.Urne, die ein Flechtband trägt, 1838 (Elisab. Sprenger geb. Wehmann). 7. Be-
sonders schöner Stein mit Fries aus Ranken, um Urnen in flachem Relief, das
geschwärzt ist, wie auch die erhaben vortretenden Tafeln, 1828 (Fabrikant
Christoph Samuel Oetzel). 8. Desgleichen mit kräftig profilierter Platte (Jungfer
Dorothea Eleonore Hagendorff, 1732—1814). 9. Desgleichen auf profiliertem
Sockel, darauf kannelierte Säule auf Wulst, der aus geflochtenen Lorbeerblättern
besteht. Daneben zwei derbkannelierte kurze behängte Säulen auf Sockeln mit
Urne, eine fehlt, 1756 (Catharine Margarethe Trübe verehlichte Hagendorff).
10. Desgleichen mit Sockel darauf, der einen behängten Säulenstumpf trägt
(Eleon. Henr. Johanne venvittwete Oberpredigerinn NAUT). 11. Desgleichen mit
schönprofiliertem Abakus und Aufsatz, der im Rundbogenfeld Mohnblüten,
Schmetterling, flammende Urne und Eichelkranz trägt, 1820 (Bernh. Jac. Schu-
mann), renoviert 1920. 12. Desgleichen aber mit Akroterien und Giebelfeldchen
(ohne Urne) 1818 (Joh. Wolfg. Vogler, Weinhändler und Stadtrat). 13. Ganz
ähnlicher Stein 1847 (Marie Elisabeth Vogler).
III. Eine dritte Gruppe bilden die wenigen runden Denkmäler, zu denen
z. T. Nr. 9 gehört. 14. Zylinder mit einfach profilierter Deckplatte, meist mit
Urne, 1824 (FRAU DOROTHEA MARIA WILLIG). 15. Hoher Säulenstumpf,
sich stark verjüngend mit acht Kannelüren, 1859 (Georg Karl Willig).
IV. Allein steht 15. neugotischer Stein mit Zinnenkrönung, Strebepfeilern,
Spitzbogennischen, 1850 (Sophie Angelica Ahllemann geb. Boße). Die letzte