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Brinkmann, Adolf [Bearb.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 33, 2): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Stadt Quedlinburg — Halle, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.41157#0185
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XIV. Fachwerkbauteil.

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Konsolen gestützt. Dies Übermaß bleibt aber vereinzelt. Dagegen sind Kerb-
schnitzrosetten und Drudenfüße über den Balkenköpfen nach wie vor
angewandt, ebenso ist der Tau st ab an der Saumschwelle häufig. Das älteste Barockstil.
Beispiel dieses Stils Steinweg 45 hat die Benaissanceformen weniger vollständig,
entsprach aber mehr dem Geschmack der Quedlinburger, denn ihm folgen
die übrigen Stilgenossen
weit mehr. Damit be-
ginnt der Barockstil. In
seiner reinsten F orm
tritt der neue Stil auf in
dem Eckhause Stein-
weg 68, vom Jahre 1675,
ein Muster feinsten Ge-
schmacks und Stilgefühls,
dabei in überaus male-
rischer Umgebung, die
durch die dahinter auf-
ragenden mächtigen
Türme der St.-Nikolai-
Kirche besonders wirk-
sam ist. [Tafel 37.] Auf
hohem Unterbau mit
Zwischengeschoß er-
heben sich, in der Mitte
um ein halbes Fach
heraustretend und hier
mit Giebelaufbau gekrönt,
die beiden Stockwerke.
Die Saumschwelle mit
flachen, stark umzogenen
Hohlkehlen, Diamant-
balkenköpfe mit Konsolen, profilierte Füllhölzer dazwischen, schön profilierte, aus
Kundstab und Hohlkehle zwischen Plättchen bestehende Brüstungsleisten sind die
Einzelformen; die Brüstungen haben den doppelten Kreuzverband, der auch z. T.
die ganze Wandfläche eines Faches belebt, wie auch das Giebelfeld des Erkers.
Ebenso vollkommen und noch malerischer durch die reichere Gliederung ist die
sog. „Börse“, Steinweg 23 von 1683 (Abb. 271). Auch hier wirkt der Meister
unter Verzicht auf alle Einzeldekorationen allein durch den Aufbau und die
Gliederung des Ganzen. Die Ecklage hat er besser ausgenutzt, als das bei
Steinweg 68 geschehen ist. An der Ecke selbst ist als wirkungsvollster Teil ein
weit vorspringender Erker angefügt, dessen Saumschwelle die Inschrift trägt.
Während das Erdgeschoß auf hoher Grundmauer einfach in die Höhe strebt
treten die oberen Stockwerke nicht bloß in gewöhnlicher Weise einander über-
kragend vor, sondern an jeder Seite springt ein Vorbau heraus, der durch beide
oberen Geschosse hindurchgeht; an der am Steinweg liegenden Seite wird dieser
noch durch einen giebelgekrönten Aufbau bis zum Dachfirst in die Höhe geführt.


Abb. 271. Börse. Steirweg 23.
 
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