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Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments Historiques d'Alsace — 2.Sér. 23.1911

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Forrer, Robert: Die römischen Terrasigillata-Töpfereien von Heiligenberg-Dinsheim und Ittenweiler im Elsass: Ihre Brennöfen, Form- und Brenngeräte, Ihre Künstler, Fabrikanten u . Fabrikate
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https://doi.org/10.11588/diglit.24774#0623

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driickte ihn mit der Handflâche platt, so daB ein kleiner Tonfladen
vorlag, und bog diesen dann mit Daumen-und Zeigefinger zusammen.
Das geschah rascher, als der Leser diese kurze
Beschreibung liest. Der ganze Prozel3 lâBt
sich deutlich an jedem einzelnen Lappen-
stànder verfolgen und an den meisten sind
die Eindrücke der beiden Finger nocb voll-
kommen sichtbar.

Schweighàuser, ich selbst und jeder, der
diese zusammengedrückten Tonfladen zum
ersten Mal sali und sich die Frage der
einstigen Bestimmung vorlegte, dachten sich
diese Fladen als eine Art Handgriffe, mit
denen man die heiflen GefàBe, dadurch ge-
schiitzt gegen Verbrennung der Finger, im
Ofen anfaBte, um sie demselben zu ent-
nehmen. So sagt Schweighàuser in seinem Mémoire (Ravenèz, III,
p. 85) : ,,I1 semble que ces morceaux, qu’on a trouvés en grande quan-
tité, étaient destinés à saisir, en prenant un entre les premiers doigts
de chaque main, des objets échauffés sans se brûler la main.“ Prüft man
aber diese Lappen auf den angegebenen Zweck, so müssen zwei Um-
stande zu Bedenken reizen : Die Tatsache, daB bei vielen dieser Fladen
die beiden Lappen dicht aufeinanderliegen, d. h. diese für das Anfassen
eines GefâBrandes gar keinen Zwischenraum lieBen, und weiter, daB diese
Dinger aile hart gebrannt waren, wâhrend für den vermuteten Zweck
ungebrannte, lederweiche Tonlappen doch geeigneter gewesen waren.

Die Losung des Râtsels fand ich mit einem meiner Sohne, als
wir die ersten Tonlappen in den für die Heiligenberger Funde be-
stimmten Glasschrank einordneten. Wir beobachteten an einzelnen
dieser Lappen Abdrücke von Kreissegmenten (Fig. 9—17 u. 22
Tafel XII) und schlossen daraus, daB GefâBrander diese Abdrücke
hervorgerufen haben dürften, daB namlich jene Lappengerate in leder-
weichem Zustande in den Brennofen gesetzt und auf sie die GefàBe
plaziert worden waren, wobei, wenn man den GefâBrand nach unten
stellte und der Lappenstànder zu weich oder die aufgelegte Last zu
groB war, eben jene Kreisabdrücke sich ergaben (vgl. Fig. 43 A). Die
weiteren Grabungen haben dann noch eine groBere Anzahl von
Lappenstândern ergeben, welche den gezogenen SchluB nicht nur
bestâtigen, sondern auch noch weitere Aufschlüsse erbrachten, daB

Fig. 42. Lappenstànder,

gefunden 1822,
facsimiliert nach
Schweighâuser-Ravenèz.
 
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