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Bode, Wilhelm; Bertoldo <di Giovanni> [Hrsg.]
Bertoldo und Lorenzo dei Medici: die Kunstpolitik des Lorenzo il Magnifico im Spiegel der Werke seines Lieblingskünstlers Bertoldo di Giovanni — Freiburg im Breisgau, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.16719#0057
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DIE RELIEFS

ENN man die „Plaketten", die kleinen Bronzetäfelchen,
regelmäßig als eine besondere Gattung den größeren Bronze-
reliefs gegenüberstellt, so ist dies keineswegs eine so will-
kürliche Unterscheidung, wie es auf den ersten Blick
erscheint. Nicht nur die Verschiedenheit der Größe scheidet
sie, vor allem erhalten sie durch die verschiedene Bestim-
mung ihren eigenen, abweichenden Charakter: als Einsatzstücke und Teile
von kleinen Arbeiten des Kunsthandwerks, namentlich von Kästchen aller
Art, sind die Plaketten von diesen abhängig im Stil, richten sich nach
ihnen in Größe und Form wie im Maßstab der Figuren. Dadurch
stehen sie den figürlichen Kompositionen auf den Rückseiten der
Medaillen nahe, die von den Porträts auf den Vorderseiten abhängig
sind. Das eigentliche Relief hat dagegen seinen Sonderzweck, selbst
wenn es der Teil eines größeren Ganzen ist. Gerade bei Bertoldo zeigt
sich diese Verschiedenheit zwischen kleinen und großen Reliefs, zwischen
„placchette" und „placche" in besonders deutlicher Weise. Reliefs des
Künstlers im eigentlichen Sinne glaube ich jetzt schon mehr als ein
Dutzend nachweisen zu können; sie sind unter sich in Größe wie im
Reliefstil sehr verschieden und daher besonders geeignet, ihn von neuen
Seiten kennen zu lernen.

Sein größtes, von seinem gewöhnlichen Stil am meisten abweichendes
Relief ist das Bronzerelief der Reiterschlacht, jetzt im Bargello, ur-
sprünglich im Palazzo M.cdici in der Via Larga, wo es 1492 im In-
ventar des Nachlasses von Lorenzo Magnifico über dem Kamin eines
der Zimmer aufgeführt wird (»nella saletta rimpetto alla sala grande«).
Da es ziemlich getreue Kopie und Ergänzung des Reliefs eines römischen
Marmorsarkophags im Campo Santo zu Pisa ist, schließt es sich auch
im Reliefstil, in dem die Figuren zum Teil fast frei aus der Fläche
herausspringen, dem römischen Vorbild an. Da das Relief im Nachlaß-
inventar von Lorenzos Vater noch fehlt, so ist die Bestellung wohl
sicher erst von Lorenzo ausgegangen. Auf seine Zeit weist auch der
Stil, weisen Guß und Ziselierung, welche die Hand von Bertoldos
Schüler Adriano bekunden; auf Lorenzo weisen aber auch die engen
Beziehungen zu Pisa, wo er häufig weilte, und das er in jeder Weise
zu fördern suchte, vor allem durch die Wiedererrichtung der Universität
(beschlossen im Dezember 1472), durch die Instandsetzung des Campo

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