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Boeheim, Wendelin
Handbuch der Waffenkunde: das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.13832#0654

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VIF. Die Beschau- und Meisterzeichen etc.

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sie das berühmt gewordene Zeichen auch auf ihren Waren anbrachten.
Nicht immer ist dabei an eine Fälschung im vollen Sinne des Wortes
zu denken, denn es finden sich zahlreiche Klingen, auf denen der
Meister neben der fremden Marke seinen Namen, seine eigene Marke,
ja nicht selten den Ort der Erzeugung beigefügt hat. Damit erklärt
sich das häufige Vorkommen von Klingen, die den Namen Ferrara,
Piccinino etc., den spanischen Halbmond oder die Marke der Meister
von Sahagun etc. tragen, zum grofsen Teile aber in Deutschland ge-
schmiedet sind. Wie Solingen schon frühzeitig den Wolf unbe-
rechtigt führte, der, nebenher bemerkt, im 15. Jahrhundert gleich-
falls in Spanien gefälscht wurde, so führte es im 16. Jahrhundert
Marken, die mit spanischen auffällige Ähnlichkeit haben. Es war
dies die Zeit, wo die spanischen Werkstätten mit ihren Degenklingen
ganz Europa überfluteten.

In dem folgenden Verzeichnisse bringen wir u. a. auch jene
Marken spanischer Klingenschmiede, die uns durch Iubinal „L'Armeria
Real de Madrid" vermittelt wurden. Der Vergleich mit den wirklichen
Marken hat freilich ergeben, dafs der Zeichner aus Ungeschicklichkeit
nur den allgemeinen Charakter wiederzugeben vermochte und keines-
wegs faksimile darstellte. Wir haben darum in einigen Fällen die
genaueren Faksimilia nach Abdrücken an deren Stelle gesetzt.

Es sei noch bemerkt, dafs die Franzosen vom 17. Jahrhundert
an auf Klingen und Gewehren in der Regel keine Marken führten,
sondern zumeist ihre vollen Namen darauf setzten, und oft auch den
Erzeugungsort beifügten.

Zu dem folgenden Verzeichnisse der Marken und Meister be-
merken wir, dafs der Verfasser es dabei durchaus nicht auf Voll-
ständigkeit gesehen hat. Was ihn bei der Auswahl aus einer mehr
als zehnfachen Zahl leitete, war die Absicht, die ersten und besten
Meister zu kennzeichnen, die ihm vor Augen getreten sind. Diese
Auswahl dürfte für den Zweck dieses Werkes wohl genügen. Unter
den beiläufig 700 Namen, die wir hier bringen, findet sich mancher,
der bisher unbekannt war oder weniger geachtet dastand.

Manche Meisternamen sind den Archiven entnommen, die meisten
aber geben wir nach den in Sammlungen noch vorhandenen Werken
und haben zur Förderung des Studiums die Orte angeführt, wo sich
solche finden, ohne jedoch darauf auszugehen, den Gegenstand zu
erschöpfen. Der Kürze halber haben wir diese Orte in Chiffren
gegeben, und zwar: Wien W., Paris P., Madrid Mdr., Turin T.,
London L#„ Brüssel Br„ Berlin Bl., Graz G., München Mch.,
Frankfurt a. M. Fr., Dresden Drd., Emden E., Erbach Erb., Sigma-
ringen Sg., Venedig V., Mailand Mld., Florenz Fl., Ambras A.,
Capo di Monte Cap., Wartburg Wtbg., Kopenhagen Kop., Nürn-
berg N., Stockholm Stockh. Meister von besonderem Rufe wurden
mit einem Sternchen bezeichnet.
 
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