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Borchardt, Ludwig
Das Grabdenkmal des Königs S'aḥu-Re (Band 2,1): Die Wandbilder: Text — Leipzig, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.3367#0074
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64

Das Grabdenkmal des Königs S'a3hu-re', II: Die Wandbilder.

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Dienerinnen durch Geschenke an Kleidungsstoffen, Salben, Schmuck und Geschmeide. Das-
selbe tat der König seinen Dienern, die wir allerdings heute als Staatsdiener bezeichnen würden.
Hier fielen jedoch bald die Geschenke aus weniger kostbarem Material, also die Kleiderstoffe
und Salben, fort. Aus den dann nur allein noch verliehenen Kostbarkeiten, die bald —
vielleicht, wie wir sahen, schon in der 5. Dynastie — sich stets wiederholende Formen
bekommen, wurden dann die Orden.

Kehren wir hiernach zu Blatt 53 zurück, so ist nur noch nachzutragen, daß die beiden
einzelnen Fragmente rechts, die nur Beine zeigen, wohl nicht in die Bilderreihe der Verleihung
des Goldes gehören und nur der Raumausnutzung wegen hier untergebracht sind. Eher kann
man das Stück oben rechts hierher rechnen. Es ist von irgendeinem Beamten, der den
Hathor-Schmuck als Emblem seiner Würde tragen darf1.

Blatt 54. Verleihung des Goldes. Die hier im oberen Teile des Blattes vereinigten
Fragmente bieten außer den Namen und Titeln der Beschenkten nichts Neues. Darunter
sind auch „Zimmerer und Maurer2 des Königs", womit, wie Prof. Sethe unten zeigen wird,
hohe Baubeamte bezeichnet werden. Diese Fragmente können vielleicht zu einem Bilde von
größerer Breite als die bisher besprochenen analogen gehören. Sie hätten dann wohl auf
Wänden im östlichen Teile des Schatzkammerganges gesessen.

Tänzerinnen. Die unten gesondert gesetzte Reihe gehört zu einer ganz anderen
Art von Bildern. Die rechts darin angeordneten Stücke wurden im Ostende des nördlichen
Umgangsarmes (c, 8) gefunden, werden also, da sie gleichartig in größerer Anzahl dort vor-
kommen, wohl auch dort gesessen haben.

Nach Tracht und Stellungen sollen es Tänzerinnen oder Akrobatinnen sein, an deren
Künsten sich der König erfreut hat. Sie haben ein sehr kurzes gestreiftes Röckchen mit
Gürtel an. Schurz kann man dies wohl nicht nennen, da kein Schluß des um die Hüften
gelegten Zeuges zu sehen ist, es scheint vielmehr geschlossen genäht zu sein. Um Brust
und Taille ist ein breites, buntes Band gelegt, das oben mit den von den Libyern3 ge-
tragenen Brustriemen und unten am Bund mit der Knüpfung des Gürtels der Puntmänner4
entfernte Ähnlichkeit hat. Um den Hals ist eine lose Schnur gelegt, deren Puschelenden frei
hängen. Offen flatterndes Haar erhöht noch den Eindruck dieser extravaganten Tracht, die
aber nicht weiter aufzufallen braucht, da sie die übliche von Tänzerinnen6 ist. Wir haben
sie bisher nur nirgends so detailliert und mit solcher Liebe gezeichnet gesehen.

Die Künste, die diese Mädchen hier ausführen, würden wir heute kaum der Tanz-
kunst zurechnen, es sind eher Knabenkunststücke und -spiele, wie wir sie z. B. im Grabe
des Ptah-hotep auch dargestellt sehen. Das eine Mädchen, von der nur der Teil, mit dem
sie auf der Erde sitzt, erhalten ist, scheint das dort auch abgebildete6 Balanzierkunststückchen
auszuführen, daß sie am Boden sitzend den einen Fuß mit dem Hacken auf die Zehen des
anderen setzt, ein Trick, in den unsere heutigen Jungen noch dadurch einen interessanten
Fortschritt gebracht haben, daß sie sich dabei auf eine längs liegende Flasche setzen. Was

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1) S. Mariette, Mast. S. 466 und 566 und im Grabe des Ty.

2) Das Zeichen für Maurer stellt die mit einem Griff versehene Lehre dar, womit Wandböschungen angelegt
wurden. Das Wort s'qd „Böschung" wird daher auch damit geschrieben. Aus dem n. R. sind solche Instrumente erhalten,

3) Bl. 1 u. oft. 4) Bl. 5 u. oft.

5) S. z. B. Petrie, Deshasheh Bl. 12, L. D. II 6i» u. Berl. Mus. Nr. 15004.

6) Davies, Ptahhetep I Bl. 21 oben links, Mitte der zweiten Reihe.

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