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Abschnitt II: Blatt 53. Verleihung des Goldes. — bis — Blatt 55. Vorführen von Tieren.

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die anderen drei Tänzerinnen geübt haben, das zu bestimmen, bleibt unserer Phantasie über-
lassen. Die am meisten links gezeichnete hat wieder am Boden gesessen, das ist das
einzige, was dabei sicher ist. Hinter ihr stand ein Mann mit Stab und Szepter, den üblichen
Abzeichen vornehmer Ägypter dieser Zeit, wohl nicht der Tanzmeister, sondern ein der Vor-
stellung in Gala beiwohnender Großer des Reiches.

Sängerinnen. Links davon sind die kümmerlichen Reste zweier Sängerinnen hin-
gesetzt, die im Ostteil des südlichen Umgangs aufgelesen wurden. Sie werden wohl, wie
das üblich ist1, mit erhobenen Händen den Takt zu ihrem Gesänge schlagen.

Blatt 55. Vorführen von Tieren. Ein beträchtlicher Teil der Bruchstücke, die
aus Bildern von Tiervorführungen stammen, namentlich das große Fragment von Blatt 56,
ist im südlichen Umgangsarm (f, 7) gefunden worden. Da außerdem in dem zuletzt er-
wähnten .die Ausarbeitung für eine größere, oben abgerundete S'ehmet-Stele angebracht ist,
so wird der Fundort in diesem Falle wohl die Lokalisierung richtig bestimmen. Ob aller-
dings alle Tierdarstellungen hier unterzubringen sind, ist mir fraglich. Ein Teil des Geflügels
wird wohl im nördlichen Umgangsarm bei den Bildern des Vogelfanges gesessen haben.

Eine Rekonstruktion des Bildes könnte man mit allem Vorbehalt etwa sich so
denken: in der unteren Reihe stehen, den Tieren entgegen, Beamte des Pharao, die also
wohl bei der Besichtigung vor ihm hergingen, es waren mindestens drei Tierärzte — Blatt 55
unten links —, Domänenbeamte2 — an gleicher Stelle — und Gefolgsleute — ebendort.
Darüber kam zuerst in einer bei kleineren Tieren nochmals geteilten Reihe das Geflügel,
darüber Vierfüßler, deren Reihen auch erforderlichenfalls in je zwei Halbreihen geteilt waren.
Die Anordnung ist also durchaus die gewöhnliche3, nur sind in den Bildern der Privatgräber
die Hofbeamten, die hier den unteren Rand bilden, natürlich nicht vorhanden.

Für die Identifikation der Tiere kann hier auf den besonders davon handelnden Ab-
schnitt V von Dr. Hilzheimer und Dr. Heinroth verwiesen werden.

Die Kleidung der Leute, die die Tiere vorführen, scheint nach ihrer Beschäftigung
verschieden zu sein. Eine Säbelantilope wird von einem Manne mit riemenbehängtem Gurte
— Mitte —, also wohl einem Treiber vom Jagdgehege des Königs, herbeigebracht, die
Hirten, die das Rindvieh treiben, haben weite, gewiß aus grobem Stoff gefertigte Schurze,
deren Klappen vorn herabhängen — rechts daneben —, oder sie tragen enge Schurze mit
besonderem Vorderlatz4 — darüber und links.

Bemerkt mag noch werden, daß der Halsschmuck des großen Ochsen — oben links —
in der Form genau einer der den Beamten des Pharao verliehenen Dekorationen6 gleicht; nur
durch das Material dürften sich beide unterschieden haben.

Das Stück oben in der Mitte, auf dem die Wasserpflanze unter dem watenden Rinde
gezeichnet ist, gehört natürlich nicht eigentlich zu den Tiervorführungen, wurde aber hier
mithergesetzt, da es einen gewissen Zusammenhang damit hat. Es ist das einzige Fragment
eines Bildes, das die Rückkehr der Rinderherden aus dem Delta nach Süden, eine in den
Mastabas6 häufige Darstellung, wiedergab.

1) z. B. L.D. II 52, 53.

2) So ist der Titel hnti-s vielleicht besser übersetzt als „Pyramidenbeamter" (A. Z. 1905 4) oder „Pächter"
(E. Meyer, Gesch. d. Alt. I2 S. 181). 3) S. z. B. Davies, Ptahhetep I Bl. 21 rechts u. L. D. II 6970.

4) Vgl. die der Soldaten, Kairo cat. gen. Nr. 257/8 in Borchardt, Stat. S 164 u. Bl. 556.

5) S. Bl. 52—54. 6) Z. B. im Grabe des Ty auf der Nordwand der großen Kultkammer.
Borchardt, S'a3hu-re' II. q
 
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