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Siebenles Kapitel.
Deutschland seit 1700.

32. Regelmäßige Stadtanlagen.
Mit der Wende des XVII. zum XVIII. Jahrhundert wird
für Deutschland die französische Baukunst vorbildlich.
Die Entwicklung der deutschen Architektur drängte auf ähnliche
Wege und so nahm man die neuen Anregungen vorbereiteter
auf wie einst die italienische Renaissance. Man hatte seitdem
eifrig von Italien und dem vermittelnden Holland gelernt, die
französische Einwanderung nach der Revokation des Edikts von
Nantes (1685) sowie das Trachten der deutschen Souveräne,
im kleinen die glänzenden Gewohnheiten des französischen
Königtums nachzuahmen, färbte dann besonders die südwest-
deutsche Kultur stark französisch. Paris versorgt, wie es Patte
so stolz sagen durfte, Europa mit Kunst und Künstlern wie
einst Griechenland das römische Reich. Der fruchtbare Wert
des französischen Einflusses ist nicht in den Detailformen,
sondern in der neuen Art der Raumanordnung, der Grundriß-
disposition zu suchen. Deutsche Gestaltungskraft, die zu sehr
am einzelnen hing, um im großen überzeugend komponieren
zu können, lernt jetzt aus dem Mannigfachen eine höhere
Einheit herausbilden. In der Einzelarchitektur wie im Städte-
bau werden die Teilschönheiten zusammengefaßt zu einem
organischen Gesamtgebilde.
Die Gründung neuer Residenzstädte in Verbindung mit
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