Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Drittes Kapitel.
Die italienischen Theoretiker,

10. Die Stadt als Gesamtbau.

Eine Darstellung der Renaissanceanlagen wäre unvollständig.
würden die theoretischen Forderungen und Konstruktionen
übergangen. Sie erst lassen das Ideal der Zeit deutlich er-
kennen, die schöpferische Idee eilt der langsamen Ausführung
voran.
In der literarischen Darstellung der Renaissancetheoretiker
macht sich der Einfluß der Alten stark geltend, während die
Praxis ohne genügende Anschauung doch nur eignes Gefühl
und eigne Ideen mit abgewandelten antiken Ausdrucksformen
gestaltete. Die größte Anregung gibt Vitruv, der Baulehrer
der goldenen augusteischen Zeit, doch werden nach und nach
die Forderungen und Schilderungen aller lateinischen Klassiker
und der griechischen, die in lateinischen Übersetzungen all-
gemeiner zugänglich waren, in den Text verarbeitet. Erst um
1600 beginnt man sich auch den literarischen Vorbildern gegen-
über selbständiger zu fühlen, nachdem lange Michelangelo die
antike Formensprache durchbrochen. La differenza de’ tempi
trä gli antichi e noi ha causato tanta diversitä nelle cose come
anco nel fare le Cittä: die politischen Verhältnisse sind ge-
ordnetere bei anderer Art der Kriegsführung; Verkehr und
Handel haben sich gesteigert12).
Die Stadtanlage als künstlerische Einheit zu entwickeln,

12) V. Scamozzi, Idea dell’ Arehitettura universale. Vinezia 1615.
I, lib. II, cap. 18.
 
Annotationen