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Brugsch, Heinrich [Editor]
Geographische Inschriften altägyptischer Denkmäler (Band 3) — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.5552#0018

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suchungen und erhebt zunächst in dieser Beziehung die Städteliste von Abydus zu der Stelle
eines der werthvollsten Denkmäler des ägyptischen Alterthums. Sie liefert fernerhin ein
schönes Material zu neuen ergiebigen Forschungen, die wir uns beeilen dem Leser zur
Kenntniss zu bringen.

An der Spitze der ganzen Liste stehen die drei Ländernamen Ckent-tien-nefer, Kes
oder Kusch, und Tä-kens.t oder die Provinz Nubien, deren Untergaue wir in.dem ersten
Bande unserer Geographischen Inschriften kennen gelernt haben. Die beiden andern Land-
schaften bildeten wie Nubien unter Ramses II. zwei besondere Provinzen, über deren Lage
Bd. II p. 4 fl. Näheres angegeben ist.

Nach den Städten Elephantine, Ombos, Silsilis und Apollinopolis magna, welche sich
unmittelbar den Figuren der drei bezeichneten ausserhalb Aegypten gelegenen Provinzen
anschliessen, und die sämmtiich in dem zweiten Nomos oder in dem, von der Metropolis
so genannten Apollinopolites zu suchen sind, treffen wir zunächst den Ort Chen an, den
wir früher nicht zu bestimmen vermochten. Wenn uns auch die genaue Angabe der Lagt«
des Orts bis jetzt immer noch nicht möglich ist, so weist doch die Städteliste von Abydus
im Allgemeinen auf dieselbe hin, welche nördlich von Apollinopolis magna, dem heutigen
Edfu, zu suchen ist. Bd. I p. 285 war bereits erwähnt worden, dass Chen, und zwar ge-
meinschaftlich mit der Stadt Pe oder Pu (s. I p. 295) in der ägyptischen Göttergeschichte,
älteren und jüngeren Inschriften der Denkmäler zufolge, eine besondere Polle spielte. Hier
ward Horns, der Rächer und Nachfolger seines königlichen Vaters Osiris, als König mit
der weissen Krone Oberägyptens, wie in Pu (östlich von Latopolis, s. I p. 296) als Herr-
scher Unterägyptens mit der rothen Krone gekrönt. Sehr belehrend ist dafür folgende In-
schrift, welche ich in dem Tempel von Esne kopirt habe. Darin sagt die Göttin MenKj.t,
eine besondere locale Gestaltung der Pacht, sich zum König wendend: tä.a nek h'et m Chen
cleser m Pu (5) „Ich schenke dir die weisse Krone in der Stadt Chen und die rothe Krone
in der Stadt Pu.11 Chen scheint, wie Pu, zu dem Nomos Latopolites gehört zu haben,
woselbst der Mythos des Horus, der Nachbarschaft von Apollinopolis wegen, eine beson-
dere Ausprägung erhalten hatte. Das bezeugen wenigstens die zahlreichen Darstellungen
und Inschriften auf den noch erhaltenen Tempelruinen.

Weiter gehend in der Betrachtung stossen wir hinter Chen auf den Ortsnamen Pe-mer,
der I p. 172 besprochen worden ist. Angegeben war da, und bewiesen durch die Schen-
kungsurkunde von Edfu, dass die so bezeichnete Stadt auf dem linken Ufer des Niles im
Gebiet des Nomos Latopolites gelegen war, ohne dass es uns vergönnt wäre den Ort ge-
nauer zu bestimmen. Dennoch ist es ein neuer Gewinn für unsere Untersuchungen, dass
die Städteliste von Abydus diese Angabe auf das schlagendste bestätigt.

Nächst Pe-mer erscheint als 10. Ortsname Anj. Ich hatte Bd. I p. 174 zunächst das
nachgewiesen, dass hierunter eine grössere Stadt verstanden wurde, welche zu dem Nomos
Latopolites gerechnet ward, und deren Gouverneure bereits in den älteren Geschichten des
ägyptischen Reiches in den Gräbern von Eileithyia aufgeführt werden (vergl. I p. 171).
Der Umstand mm, dass 1. in der Städteliste von Abydus die Stadt Sni, Latopolis, die
Metropolis des Nomos scheinbar gar nicht aufgeführt ist, während die Metropolis jedes
andern Nomos genannt ist, dass 2. die Gottheiten von Anj, den Inschriften gemäss, genau
denen von Sni-Latopolis entsprechen, dass 3. in dem Festkalender des Tempels von
Esne (vergl. I p. 174) Anj an der Spitze der drei Orte steht, für welche der Festkalender
die Ordnung der Fest- und Feiertage vorschreibt, während Latopolis unter ihrer gewöhn-
lichen Schreibung gar nicht erwähnt ist, und 4. dass die Schreibung Sni in älteren In-
 
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