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Brugsch, Heinrich [Hrsg.]
Geographische Inschriften altägyptischer Denkmäler (Band 3) — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.5552#0024

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durch bezeichnete Stadt bestimmt, welche im Koptischen Jizyj£ lautet und, wie ich
a. a. 0. bemerkt hatte, in demselben Nomos von Diospolis parva gelegen war, auf dessen
Gebiet die gegenwärtige Untersuchung geführt hat.

Neu ist uns dagegen die folgende Stadtgruppe, die 29. der Reihe, welche den Na-
men führt Gär (Amen-meri-Rämses) „die Stadt Gär oder Gäl Königs Miamun-Ramses".
Der Zusatz des Könignamens deutet uns an, dass jene in Rede stehende Stadt, wie so
manche andere ihrer Zeit (ich erinnere z. B. an Pithom Ramses' II.) vom Pharao Ram-
ses II. gegründet oder durch Bauten erweitert und verschönert .war. Obgleich wir bereits
aus den Untersuchungen Bd. I (p. 277) her eine Stadt Gar kennen gelernt haben, so zwei-
feln wir dennoch an der Identität, da die Sylbenzeichen, welche den Lautwerth- gär aus-
drücken, bei beiden ganz verschiedene Bilder darstellen. Die Lage unserer, sonst in den
Inschriften mir unbekannten Gär-Stadt, ist durch den folgenden Ortsnamen von Abydus
(den 30. der Reihe) näher bestimmt. Es lag demzufolge Gär zwischen Abydus und Dios-
polis parva, oder noch bestimmter Pa-zaza = U'/T'A. obgleich die genauere Lage dieses
Ortes nicht bekannt ist. Die Stadt Gär muss einer.der grösseren Städte entsprechen, die
sich heute unter arabisirten Namensformen auf dem eben bezeichneten Gebiete befinden
und von denen ich Bd. I p. 2Ü5 gelegentlich gesprochen habe.

Die folgenden Stadtgruppen, als 30. und 31. der Reihe, lauten Abdu und Teni; beide
habe ich Bd. I p. 206 und 208 fl. bereits als Abydus und Thynis (This) der Alten erklärt.
Die Richtigkeit meiner Auslegung, besonders was die zweitgenannte Stadt Teni anbetrifft,
wird durch die Liste von Abydus auf das schlagendste bestätigt.

Die daran sich reihende Gruppe (32. der Reihe) ist in der Mitte leider stark beschä-
digt. Das erste phonetische Zeichen ist unzweifelhaft ein n, das zweite scheint ein $ ge-
wesen zu sein. Der Stadtname mag daher nes gelautet haben. Ihn näher zu bestimmen
wage ich aus Mangel an sicherer Lesung nicht.

Die folgende Gruppe (33.), zu lesen Apu, ist wiederum bekannt. Ich habe sie Bd. I
p. 212 fl. als die von den Griechen Panopolis bezeichnete Stadt nachgewiesen. Die Rich-
tigkeit meiner Deutung wird durch die Folge in der Liste von Abydus wiederum festge-
stellt, da sich Apu - Panopolis, die Metropolis des neunten Nomos, ganz entsprechend an
Teni, der Metropolis des achten Nomos Oberägyptens, anschliesst.

Apa ist der letzte lesbare und erhaltene Name der kostbaren Liste, welche dem er-
sten Theile dieses Kapitels zu Grunde gelegt ist. Die folgenden vier Städtegruppen, wel-
che den Schluss der Liste bildeten, sind so zerstört, dass kein einziges Zeichen mehr er-
kennbar ist.

Trotz dieser zerstörten Zeichen und mancher Ungewissheit über die Bedeutung ein-
zelner Städtenamen, wird es nach unserer Auseinandersetzung einleuchten, dass die Städte-
liste von Abydus aus Ramses' II. Zeit neben den Nomoslisten älterer und jüngerer Zeit als
eine der werth-v ollsten Urkunden des Alterthums zum Studium der Geographie des alten
Aegyptens nach den Denkmälern die höchste Beachtung verdient. Um so mehr ist es zu
wünschen, dass sie sobald und so unversehrt als möglich von ihrem jetzigen Orte in ir-
gend ein öffentliches Museum versetzt werde, wozu gerade jetzt mein verehrter Freund
Herr Mariette die beste Gelegenheit und die ausreichendsten Mittel besitzt.
 
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