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Brugsch, Heinrich [Hrsg.]
Geographische Inschriften altägyptischer Denkmäler (Band 3) — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.5552#0043

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von dem oben citirten Localgotte von Latopolis: te-nef res m Chnum neb QebK-mer (No. 32)
„er hat in Besitz genommen das Südland in der Eigenschaft als Chnnm Herr des Mer
„Qebh." Bd. I p. 150 fl. war bemerkt worden, dass der Ort QebK, den Denkmälern zu-
folge, die Hauptstadt (oder Metropolis) des ersten oberägyptischen Nomos, des nubischen,
gewesen sei. Ausser der Belehrung, welche wir der Inschrift von Esne schulden in Bezug
darauf, dass QebK in die Classe der mer-Oertlichkeiten gezählt wird, giebt uns dieselbe noch
das unumstössliche Zeugniss, dass der Cult des Gottes Chnum in den südlichen Theilen des
ägyptischen Reiches, woselbst sich die chnum oder Brunnen d. h. Katarakten oder Quellen
des Niles befanden, von QebK ausging, woselbst sich, den p. 150 angeführten Inschriften
zufolge, beinahe in allen Zeiten der ägyptischen Reichsgeschichte Chnum einer ganz beson-
deren Verehrung erfreute. Ich bemerke noch, dass in der Fortsetzung derselben Inschrift
nach einer halbzerstörten Gruppe die Göttin Sopd*) oder die Sothis erscheint als thronend
in der Stadt Chech (vergl. Bd. I p. 155) oder Syene (?) Wenn ich es wagen darf, die Be-
deutung der zerstörten halben Gruppen zu ergänzen, mit Bezug auf das deutlich stehen
gebliebene Determinativ aller weiblichen Gottheiten, so möchte ich übersetzen: „seine
„göttliche [Gemahlin] ist Sothis von der Stadt Chech."

Der Ort in der Nähe von Latopolis, dessen ich Bd. I p. 173 und dazu in den Tafeln
No. 748 gedacht habe: Hä-atef oder bloss Hä-at, tritt ungemein häufig, in allen möglichen
Varianten, in den hieroglyphischen Legenden des Heiligthums von Esne auf; wobei ich
besonders auf die belehrende Variante No. 34 Hä-atef aufmerksam mache. In einer eigen-
thümlichen Verbindung erscheint der Name dieser dem Chnum geweihten Stadt, die ich
vorbehaltlich mit dem Krokodilopolis der Alten identificirt habe, in folgendem Beispiele:
m tä res Hä-atef pu n tef n (?) rä Hä-mut n Nit neter mut (No. 35) „in dem Südlande
„(Oberägypten) ist Hä-atef die Stadt des Vaters der Sonne [und] Hä-mut die der Nit, der
„göttlichen Mutter." Der Gegensatz ist darin sehr klar. Dem Orte Hä-atef d. h. „Vater-
stadt" wird ein seiner Lage nach unbekannter Ort Hä-mut, wörtlich „Mutterstadt", gegen-
übergestellt, in welchem letzteren die Nit verehrt wurde, und dessen wir Bd. I p. 282
(No. 1464 der Text-Tafeln) gedacht haben. Die Stadt muss wahrscheinlich in dem Nomos
Latopolites zu suchen sein, da die Nomosgottheit desselben, die Göttin Suben, in der In-
schrift 1. L ganz speciell erwähnt wird. Sie ist gewiss identisch mit unserer Nit.

Vier geographisch interessante Angaben gewährt hintereinander eine neue Inschrift,
die unter No. 36 wiedergegeben ist. Die Göttin MenK, die Gemahlin des Localgottes von
Latopolis Chnum, wird darin mit vier uns sämmtlich bekannten Städten in Verbindung ge-
setzt. Die Inschrift lautet: MenK neb Änch-tä Ne-tä-nefer-Käq.t neb Käq-at (?) Ne neb Sä
Ne neb An-res „die Göttin MenK, die Herrin der Stadt Änch-tä (Benennung für einen be-
sonderen Theil von Memphis nach Bd. I p. 237), die Göttin Ne-tä-nefer-Käq.t, die Herrin
„der Metropolis des dreizehnten unterägyptischen Gaues (d. i. Heliopolis, vergl. Bd. I p. 254),
„die Göttin Ne (Net, Nit?), die Herrin der Stadt Sa'is (vergl. 1, L p. 254), die Göttin Ne,
„die Herrin von Süd-On (d. i. Hermonthis)."

*) Bekanntlich hat zuerst Lepsius auf die richtige Aussprache des Dreieckes aufmerksam ge-
macht, das zur Schreibung des Namens dient, den Griechen und Römer Sothis umschrieben und
das in der Hieroglyphik Determinativ der phonetischen Zeichen Spt oder Spd, auch Sbd ist (s.
Chronologie der Aegypter Bd. I p. 176). Die vollständige Schreibung des Namens der Sothis,
worin also das Dreieck nur als Determinativ auftritt, habe ich in einem der thebanischen Königs-
gräber entdeckt, worin deutlich der Sirius hieroglyphisch S. p. d. = Sepud (No. 33) geschrieben ist.
 
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