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Brugsch, Heinrich [Hrsg.]
Geographische Inschriften altägyptischer Denkmäler (Band 3) — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.5552#0064

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Während derartige Vorstellungen, die sich in der Mehrzahl von Fällen auf den Fa-
caden der Tylone befinden, in den älteren Zeiten der ägyptischen Geschichte von ganzen
Reihen in Ringen eingeschlossener Hieroglyphen begleitet sind, welche die Namen der über-
wundenen Völker, an ihrer Spitze die Bd. II vielfach erwähnte Neunvölkergruppe, enthal-
ten: so sind in den späteren Zeiten die Namen der überwundenen Völker fast immer in
den längeren oder kürzeren Texten zu suchen, welche jenen Abbildungen in Colonnen als
Erklärung beigegeben sind und von denen ich auf Taf. VII bis IX unter No. 1 bis No. 13
alle Beispiele zusammengestellt habe, die mir auf den Denkmälern oder in Publicationen
zugänglich geworden sind. In Ringen geordnete Reihen von Namen sind dagegen äusserst
selten, so selten, dass ich nur ein einziges Beispiel kenne: die von Rosellini in seinen
Monum. stor. tom. IV pl. 270 veröffentlichte kleine Reihe von vier Völker- oder Ländernamen:

Mä-gä-den (No. 120) oder Macedonien,
Per-su (No. 121) oder Persien,
Ä-ro-mä (No. 122), Alam oder Elymais,
Trik-su (No. 123) oder Thracien.
Champollion, in dem zwölften seiner Lettres ecrites d'Egypte et de Nubie p. 204 fl.,
berichtet über den Fundort dieser Namen folgendes, nachdem er vorher von dem im Nor-
den der Stadt Esne gelegenen Tempel gesprochen hat: „Le hasard m'a fait decouvrir dans
le soubassement exterieur de la partie gauche du temple, une serie de captifs represen-
tant de peuples vaincus (par Evergete Ier, selon toute appai-ence), et, ä Taide des ongles
de nos Arabes, qui fouillerent vaillamment malgre les pierres et les plantes epineuses, je
parvins ä copier une dixaine des inscriptions onomastiques de peuples, gravees sur Fespece
de bouclier attache ä la poitrine des vaincus. Parmi les nations que le vainqueur se vante
d'avoir subjuguees, j"ai lu les noms de l'Armenie, de la Perse, de la Thrace et de
la Macedoine; peut-etre encore s'agit-il des victoires d'un empei'eur romain: je n'ai rien
trouve d'assez conserve aux environs pour eclaircir ce doute."

Indem Champollion hierin die ägyptischen Umschreibungen Mogadan, Perm und Driksu
ganz richtig durch die ihnen entsprechenden griechischen Namen wiedergiebt, hat er da-
gegen für den vierten Namen eine Uebersetzung, Armenien, gewählt, die sich nur auf
ganz oberflächliche Lautälmlichkeit basirt und ganz abweicht von einer zweiten Erklärung
desselben Gelehrten an einem anderen Orte. In dem Dictionnaire nämlich wird nach dem
Beispiele in der Grammaire egyptienne p. 504 das entsprechende ägyptische Wort Äram
durch Assyrien übersetzt. Weder die eine noch die andere Erklärung ist indess die rich-
tige. Ich habe bereits im I. Bde. p. G8 die Gründe auseinandergesetzt, die mich nöthig-
ten, die ägyptische Wortform ärmä mit dem semitischen dtu, Elymais, zusammenzustellen.

Eine besondere Eigenthümlichkeit der Denkmäler, welche ihren Ursprung den Pto-
lemäern oder den römischen Kaisern verdanken, besteht darin, dass sich ganze Reihen
pei-sonificirter Länder- und Völkernamen vorfinden, ganz entsprechend der Anordnung in
Figuren und Beischriften nach den früher im ersten Bande der geographischen Inschriften
behandelten Nomoslisten, die manches Licht auf die ägyptische Geographie in den ange-
deuteten Epochen werfen. Ihre Zahl ist indess sehr klein und es ist mir nur vergönnt
auf zwei derselben aufmerksam machen zu können, welche auf Taf. X und XI abgebildet
sind, so weit es die Notwendigkeit erheischt ihre besonderen Details kennen zu lernen.
Wir werden weiter unten darauf zurückkommen. —
 
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