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Brugsch, Heinrich [Hrsg.]
Geographische Inschriften altägyptischer Denkmäler (Band 3) — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.5552#0066

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52

habe in dem zweiten Bande dieses Werkes mich bemüht nachzuweisen, dass die femJi
identisch seien mit den Libyern der Alten. Die Erwähnung der Mäu-nebu mit ihnen, in
dem Beispiel Taf. VII No. 3, ist hier nicht nebensächlich, da offenbar unter den letzteren
die in Cyrenaica wohnenden Colonisten griechischer Abkunft verstanden werden sollten.
Noch mache ich, in Bezug auf das Vorkommen der ferftK, auf das Bd. II p. 9ä und dazu
No. 295 angeführte Beispiel *) aufmerksam, in welchem ein libyscher Harpokrates unter
dem Namen PeKu-p.chrud aufgeführt ist.

Wir gehen nunmehr zu der Betrachtung der neun Völkergruppen über, deren Listen
und Zeichen nach den Denkmälern des Pharaonen-Reiches Bd. II p. 18 fl. untersucht wor-
den waren.

Zunächst ist die Bemerkung wichtig, dass wie unter den einheimischen Herrschern
des Landes, von den ältesten Zeiten der ägyptischen Geschichte an, so auch unter den
Macedoniern und Römern das Zeichen des Bogens mit den folgenden neun Strichen dazu
diente, die neun als zum ägyptischen Reiche gehörig angesehenen Völker auszudrücken.
Beispiele sind so häufig, dass wir uns füglich der Mühe überheben können, dieselben hier
weiter anzuführen, besonders in der so oft wiederkehrenden Formel: „die Neun-Völker
„sind unterworfen unter deine Füsse". Rechnet man Aegypten als zehntes Land hinzu, wie
es in der That in der Inschrift No. 127 aus Esne (L. D. IV, 22, c , aus den Zeiten Ptole-
maeus VII., Philometor I.) geschieht, worin Tu-mera und die bekannte Gruppe der neun
Völker miteinander verbunden sind, so könnte man in der That, wie Letronne bereits die
Vermuthung ausgesprochen hat, an eine Beziehung dieser Länder mit den zehn Kronen
der Inschrift von Rosette denken, durch welche sich die ägyptischen Könige auszeichneten.
Ich sage die ägyptischen Könige, nicht etwa bloss Ptolemaeus Epiphanes, der über die
zehn Länder: Aegypten, Libyen (die Cyrenaica mit einbegriffen), Syrien, Phönicien, Cy-
pern, Lycien, Carien, die Cycladen, und vielleicht noch über Arabien und Aethiopien ge-
herrscht zu haben scheint. Von diesen eroberten Ländern der Ptolemäer - Herrschaft ganz
verschieden, wenn auch, aber nur zufällig, einzelne dieselben sein sollten, sind die auf
uralter Eintheilung und ethnographischer Anschauungsweise beruhenden Neun-Völker, die
gleichsam den orbis terrarum der alten Aegypter bildeten und als überlieferte Priesterlehre
selbst aus den Inschriften der jüngeren Geschichte des ägyptischen Reiches nicht zu ver-
wischen waren.

Die Ptolemäer, ganz abgesehen von den mehr berechtigten Römern, betrachteten die
ganze Welt als ihr Eigenthum, wobei die Begrenzung oft auf sehr eigenthümliche Weise
ausgedrückt ist. In der alten Reichsgeschichte bildeten der Berg ttp-tä; cornu mundi, und
das »Ser-Meer die südliche Grenze der ägyptischen Weltherrschaft, wie die „vier Stützen
des Himmels" oder „die peKu (Stationen?) des Landes Men-ti" die nördliche Grenze der-
selben. Hierauf beziehen sich die Inschriften der jüngeren Zeit höchst selten: doch mache
ich beispielshalber auf die in L. D. IV, 7, b publicirte Inschrift von Philae aus den Zeiten
Ptolemaeus IL, Philadelphus I. aufmerksam, in welcher es von diesem Fürsten heisst, er
sei: Mq qänun ar tcs-tef er ap-tä (128) „ein siegreicher Fürst, welcher gesetzt hat seine
„Grenze am Hörne der Welt". Wenn dies keine Uebertreibung ist, so hat doch der Dich-
ter Theokrit Recht, wenn er in dem 15. Eidyllion demselben Ptolemaeus die angezweifelte
Herrschaft über Arabien und, worauf es hier ankommt, über Aethiopien zusingt.

*) Durch ein Versehen ist in der Zeichnung vor der Gruppe für TemK das Zeichen für Land,
Volk ausgelassen worden, welches nothwendigerweise hinzugesetzt werden muss.

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