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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0023
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niedrige Wandstücke, durch zwei Säulen-Einlagen unterbrochen, nach allen vier Seiten hin
einen freien Ausgang und Eingang gestatteten. In einem Abstand von zwölf Metern von der
östlichen Wand dieses Hofes befindet sich ein kleiner wohlerhaltener Pylon K, in der Axe des
Tempels liegend, dessen Flächen nach allen Seiten hin mit Abbildungen und Inschriften bedeckt
sind. Weiter nach Osten hin, gegenwärtig in einem Palmengarten liegend und stehend, zeigen
sich die Trümmer zweier ehemals durch ihre Höhe ausgezeichneter Pylonen,von denen nur die
südliche Hälfte des vordersten den Einwirkungen einer Erderschütterung Trotz geboten hat.
Indem ich nach dieser Beschreibung der äusseren Anlage dieses bemerkenswerthen
Tempelbaues auf die in seinen Inschriften*) und Darstellungen überlieferten historischen und
mythologischen Nachrichten übergehe, muss ich die nothwendige Bemerkung voranschicken,
dass die Sculptur und Malerei der einzelnen Räume um so flüchtiger und unansehnlicher er-
scheinen, je mehr sich der Beschauer von den innersten Räumen aus dem Ausgange I nähert.
Die fein und sauber en creux ausgeführten Darstellungen und Inschriften an den Wänden,
welche sich in dem Treppenhause bei H befinden, weichen im Saale C einer mit blauen Farben
auf Gypsüberzug aufgetragenen Decorirung, deren ganzes Interesse die darin niedergelegten
Gedanken betrifft, während ihre künstlerische oder technische Behandlung nach keiner Seite
hin die Aufmerksamkeit des Beschauers auf sich zieht. Oft haben sich die blauen Schrift-
zeichen, wie vor allen in den sogenannten Königsringen, losgeblättert und es erscheinen jetzt
leere Räume, wo früher Schriftzeichen oder Abbildungen gesehen wurden.

V.
Die Bauherrn und der ISame des Tempels von Hifo.

Nach dem Inhalt der Inschriften verdankt die Anlage ihren Ursprung dem Perser-
Könige Darius I. (521—486 vor Chr. Geb.), sie wurde vollendet von Darius IL (424) und
zum ersten Male restaurirt vom Könige Nait-hor-Mb (378—360), dem ersten Pharao
der dreissigsten Dynastie aus der Stadt Sebennytus in Unterägypten. Die Bestimmung
der beiden Darius, ägyptisch En&arius genannten Könige ist einer gewissen Schwierigkeit
unterworfen, die bereits von anderer Seite in Rücksicht gezogen ward. Die Königsringe,
insofern sie die offiziellen Namen dem Familiennamen Darius hinzufügen, lassen drei
verschiedene Darius voraussetzen, von denen der erste den offiziellen Namen Settu-rü
(Sesostris), der zweite den Namen Mi-ämun-m „Freund Amon-ra's", und der dritte den Namen
Mi-umun-hib-user-yfipe „Freund Amon's von der Stadt Hib, des Armstarken" führt. In

*) Auch moderne Inschriften fehlen nicht, durch welche sich die ersten europäischen Besucher der Oase
verewigt haben. In ihrer chronologischen Reihenfolge lauten Namen und Beischriften an Ort und Stelle wie
nachstehend:

CAILLIAUD fut le premier Europeen qui prit connoissance de ce temple AN. 1818.

Drovetti — Rosincana 1819.

Hyde Dec. 19. 1819.

Hogliton 1819.

Le Torzec Ahouchanapef) 1820.

Muller 1824.

F. Catherwood 1832.

Mathieu 1835.

R. H. Borrowes 1851.

P. Ascherson 1874.

Schweinfurth 1874.
t) Soll das arabische Abu-schaneb ..Vater des Bartes" sein.

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