Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0044
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
38

und schliesslich in der steigenden Fluth sein wohlthätigstes Werk stiftet. Bei dieser
Gelegenheit wird uns eine überraschende Thatsache mit den klarsten und durchsichtigsten
Worten überliefert. Wenn nämlich der Strom „wird" d. h. die Fluth des Niles zu steigen

beginnt, an dem Platze der Standsäule, ijs&f "~~ä£i welche sich in Herakleopolis befindet, am

15. Mesori, so ströme dann das Wasser des Niles in den Moeris-See am 23. Thoth d. h.
42 Tage später. Dass diese Daten sich auf ein festes Kalenderjahr beziehen müssen, wird von
vornherein Jedem einleuchten. Dass aber dieses feste Jahr nicht das Sirius-Jahr sein kann,
in welchem nach der älteren Ueberlieferung der Aufgang des Sirius und der Eintritt der Nil-
schwelle am Neujahrstage des 1. Thot stattfand, wird ebenso leicht begreiflich erscheinen, da
in unserem Texte bereits der 15. Mesori, 20 Tage vor dem 1. Thoth, als Beobachtungs-

Horus entspricht hierin dem ,,Horus mit der Strahlenkrone" (Sommersolstiz) und Sokar dem „zarten Har-
pohrates" (Wintersolstiz) der gnostischen Terminologie. Für die Bestimmung des Sonnenalters in den zwölf
Monaten des Jahres bieten zweifelsohne eine sehr bestimmte Analogie die zwölf Stunden des Tages dar, in welchen
der Sonnengott von der ersten bis zwölften Stunde hin die Phasen des Wachsthums eines Erdenkindes zurück-
zulegen schien. Die Denkmäler geben darüber sehr ausführlich nähere Andeutungen (vergl. meinen Aufsatz
in der ägypt. Zeitschrift 1867 S. 21 fil. unter dein Titel: „Die Kapitel der Verwandlungen"). Ziehe ich
ausser der angeführten Quelle (= A) eine sehr merkwürdige Darstellung der Sonnenalter im Tempel von
Dendera (Deckenbild, = B) zu Bathe, so lässt sicli folgende Beihe der zwölf Namen herstellen.

I. Quartal (Winterwende).

1. Ra als neugeborenes Kind: ©2) ne%en (A), zerstört in (B). „Der zarte Harpokrates."

2. Rä als sitzender Knabe: \ Nofcr-tum (A), *-* " j5j) rä em neyen „die Sonne als Kind" (B).

0^n=n: | OSO JT

3. Rä als hockender Sperber auf der Lotusblume: §<JL hm „Jüngling" (A) oder als liegender Löwe auf
der Lotusblume (B. Name zerstört).

IL Quartal (Frühlingsnachtgleiche).

4. Rä als Mann mit Widderkopf: 1^ nofer-hir „Schöngesicht" (A), desgleichen in (B) mit dem Namen

Q | yu „der Strahlende". „Der leuchtende Jupiter Amnion."

5. Rä als stehender Gott mit Sperberkopf und Sonnenscheibe darüber: (A und B). Name in (B) »y<- rä
„die Sonne".

6. Rä als Widder mit vier Köpfen (A u. B). Name in (B) wQ | yepcrä „das Sein".

III. Quartal (Sommerwende).

7. Rä als stehender Affe mit Pfeil und Bogen: |T ha „die Höhe" oder „der Hohe" (A), in (B) desgleichen,

Name

8. Rä als gebückter Mann mit Widderkopfe: *XjfO][ tieb-t hch „Herr langer Zeit" d. h. gealterter. In
(B) stehender Mann mit dem Kopfe eines Kynokephalos. Name i~J- rä „die Sonne".

9. Rä als gebückter Mann mit (Löwen ?)kopf: (1 rÄ d „der Alte". In (B) Rä als Gott mit Löwenkopf und
Sonnenscheibe darüber. Name r-1 (jfl TT? nepi „das Getreide" (sie).

IV. Quartal (Herbstnachtgleiche).

10. Rä als gebückter Mann mit Widderkopf. Name A TO aotep (?). In (B) namenloser Gott mit Widderkopf.

11. Rä als gebückter Gott mit Widderkopf, dem Tropfen entströmen (symbolische Andeutung des schwellen-
den Niles!): $0 Xu ''"' „Strahlen der Sonne" (A). In B Gott 'Tum, NamoJg^. Tum.

12. Rä wie ad 11: & rfi ter „der Greis" (A). In (B) stehender Gott: /Ir^^ U 1 nGtfi'(. ur dtum „der

Urgreis Atum'1. Nebenbei sei bemerkt, dass in A die drei letztgenannten Götter sich auf einen Stab
stützen, um dadurch ihr hohes Alter auch äusserlich anzudeuten.
 
Annotationen