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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0086
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den Kriegsgefangenen übergeben ward, lüsst sich von vornherein auf den günstigen Boden
schliessen, welchen die genannten Oasen für die Entwickelang des Weinstockes bereits im 13.
Jahrhundert vor Chr. darboten. Die Ertragsfälligkeit und Fruchtbarkeit war indess in erster
Linie abhängig von dem Vorhandensein des Wassers. Wir dürfen daher voraussetzen, ohne
uns zu täuschen, dass bereits Quellen und Brunnen die erwähnten Oasen bewässerten. Sowohl
die Weintrauben als der gekelterte Wein lieferten sehr begehrte Export-Artikel nach Aegypten,
dessen Tempel diese Oasen-Producte zu schätzen verstanden. Der Wein, aus mehreren Sorten
bestehend, wird in den Texten, insofern sie sich auf die Oasen beziehen, unter drei verschie-
denen Benennungen aufgeführt, als fl h =0= <irp (die ältere Form des davon abgeleiteten kop-
tischen Wortes Hpn, hAh mit der allgemeinen Bedeutung von Wein), als " ^^^ T\ ä'-her

vot und als vT^f^ Sefeh. Der Unterschied, welcher die dreifache Bezeichnung rechtfertigt,
kann kaum auf der besonderen Qualität der Weinsorte beruhen. In der oben bereis mitgetheilten
Weinkarte des Tempels von llib erscheinen an zweiter Stelle „die Weine der Oase", offenbar
mit Bezug auf die grosse Oase (die südliche) gesagt. Der allgemeine Ausdruck „der Oase"
herrscht in ähnlicher Weise in einer Menge von Beispielen vor. So wird in einem Kyphi
Kecepte (s. ägypt. Zeitsch. 18(35, S. 65 fl. Taf. col. 6; die Oasen-Weintraube von Dakhel be-
zeichnet als

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Testes

tot

er

drer Uit

Melone

von

Testes

es heisst

SO

die Weintraube der Oase".

Was ich durch Melone übertragen habe, im Urtext sop (var. (j1-^"1 vi asop) lautet im

Koptischen tyon or/.vog, cucumis, ujoBe melo, cucumis. Offenbar enthält diese sonderbare Be-
zeichnung der Oasen-Weintraube von Testes (Dakhel) eine Anspielung auf den süssen, melonen-
artigen Geschmack derselben.

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ar-hor not tot er drp en Uit

„Ar-hor-uot es heisst so der Wein der Oase". (Zeitsch. 1865, S. 65 fl.)

In diesem Beispiele, gleichfalls einem Kyphi-Iiecepte entlehnt, wird der oben besprochene
Ausdruck tir-her uot ganz allgemein auf den Oasen-Wein*) bezogen. Wie es den Anschein
hat, lieferten die Oasen von Kenem (Khargeh) und Testes (Dakhel) die besten Weinsorten. Die
Inschriften der Ptolemäer- und ßömerzeit sind überreich an Beispielen, welche des Weines der
beiden Oasen gedenken, die sie in den meisten Fällen gemeinschaftlich "nebeneinander aufführen.
Man vergleiche die nachfolgenden Texte:

*) Seltener tritt an Stelle der Gruppe Uit „die Oaso", die bereits oben (s. S. 73) besprochene Variante
ta-üment „das Land dos Westens" ein. So ist in einer der Inschriften von Nadurab (s. Taf. V, 7) die Rede
von „dem Lande des Westens, welches ihre (sie, also wohl Länder vorher zu lesen) Weine trägt." In einer
von Marictte mitgetheilten Inschrift aus Dendora (I, 70, 1) erscheint dasselbe Land als Produccnt des Steines

o her&es. Man liest daselbst: dn-f net Ta-cimcnt ycr lier&cs cm tet-f er Uta tet-& „or bringt zu

„dir das Land des Westens mit dem Steine Hcrthos in seiner Gestalt um zu feyen deine Gestalt". Dieser
Stein, nach Lepsius eine Art von Quarz, wäre somit ein neues Product der libyscheil Wüsto.
 
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