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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0088
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ägyptischen Kyphi-Texte ein Gleiches, da als Bestandteil der ßecepte, und zwar wiederum
mit der Oase in Verbindung gesetzt, die Pflanze:

EMS* -~ ^3©

kaiui en Uit,

„Kami von der Oase."

aufgeführt wird (s. Zeitsch. 1865 S. C5 — Rec. IV, 8, 48). Dem älteren hieroglyphischen Worte
steht mit unverkennbarer Deutlichkeit die jüngere koptische Ableitung Riwoy cyperus, arab.
^o gegenüber.

Von den übrigen Producten der Pflanzenwelt habe ich bereits oben auf das Vor-
kommen der «ä-Acacie, acacia nilotica, von den Arabern Sont genannt, hingewiesen, welche
wiederum in den Kyphi-Recepten unter den Nebenbezeichnungen inen-när oder men-riäl und
pir-Sen auftritt. Demnächst finde ich genannt in einer Inschrift von Edfu den Oelbaum, alt-
ägyptisch bah. Es werden nämlich darin erwähnt:

Jl ^Pfu I "\ "I ^e nu test'e's "clie Oelbaum-Oele der Oase Testes (Dakhel)."

Ueber das Vorkommen des Olivenbaumes in der Oase von Dakhel habe ich bereits oben das
Notlüge bemerkt.

Bereits früher, Kap. IX habe ich gelegentlich der Besprechung des Tempels von Na-
durali die Bemerkung mit unterlaufen lassen, dass die Inschriften an den Wänden desselben

ausser des Weines [^2>^"'ljkö einer Pflanze Erwähnung thun, welche nach den an

zwei Stellen erhaltenen Buchstaben die Bezeichnung lumlcek jj vXtt^J führte. Der betreffende

Pflanzenname ist nicht gewöhnlich in den Texten. Ich kenne nur eine anklingende Form, zu-
gleich eine Pflanze bezeichnend, welche sich in dem Pap. Harris Nr. I PI. XXI L. 3 unter

der Gestalt 9 \I \jj hank mitten in einem Verzeichniss von Vegetabilien vorfindet. Zur

genaueren Bestimmung derselben, wie für die Mehrzahl der in den Inschriften erwähnten und
überlieferten Pflanzennamen fehlt jeder Anhaltepunkt. Das von Kircher aufgeführte Wort
ANKOKl*) digitus angularis hilft über die Schwierigkeit der Erklärung nicht hinweg, selbst wenn
man den Namen der Pflanze etwa durch „Kingfingerblume" übertragen wollte.

Mit dieser Pflanze schliesst wohl das Reich der Vegetabilien ab und wir nehmen nunmehr
Kenntniss von den Mineralien, welche von den Oasen aus nach den Tempeln Aegyptens ge-
führt wurden.

Nach den von Herrn Dümichen im Rec. IV (Taf. 72 fll.) publicirten Listen, in welchen die
den Aegyptern unterjochten Länder als Lieferanten werthvoller oder nützlicher Erzeugnisse des

Mineralreiches aufgeführt erscheinen, wird auch r^A ^ 1 sei Uit „das Land der

Oase" nicht übergangen, welches den Heiligthümern zunächst das Product ^° oder |<~>

|«=>o I o eo

nutir lieferte. Das Wort ist merkwürdig genug. Es erscheint nämlich in den Inschriften der
späteren Epochen der Hieroglyphik mit der Bedeutung von „reinigen" (cc. mit <=>: reinigen,
von), entspricht also in Form und Sinn durchaus dem gleichfalls späten griechischen vltqÖio
„reinigen". Davon abgeleitet ward die Benennung des mineralischen nutir, griechisch vItqov,
unseres Laugensalzos Natron, dessen sich die Alten als Reinigungsmittel an Stelle unserer Seife

*) Formell würde sich ANKOKl verhalten zum älteren lianhal-, wie ANHOVC. lacerta, zum älteren
Itantam, der Abfall des anlautenden 7/ daher keine Schwierigkeit bereiten.
 
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