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Büttner, Nils [Editor]; Koch, Anne-Katrin [Editor]; Zieger, Angela [Editor]; Schneidler, Friedrich Hermann Ernst [Editor]; Ausstellung Buch - Kunst - Schrift: F. H. Ernst Schneidler <2013, Offenbach am Main> [Editor]; Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart [Editor]; Klingspor-Museum Offenbach [Editor]; Bertram, Gitta [Oth.]
Buch Kunst Schrift: F. H. Ernst Schneidler ; [diese Publikation erscheint begleitend zur Ausstellung "Buch - Kunst - Schrift: F. H. Ernst Schneidler", Klingspor-Museum Offenbach, 10. März bis 5. Mai 2013] — Stuttgart, 2013

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.38908#0136

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| Abb.27 | W-Sonderdruck Nr. 8:
Friedrich Cottlieb Klopstock: Ausgewählte
Oden, 1926; WSKSS für den Bildungsver-
band der Deutschen Buchdrucker

62
Dieser Schriftart widmete die
Juniperuspresse einen Sonderdruck. Vgl.
Liste der Sonderdrucke im Anhang
dieses Katalogs, S.322.
63
Werbeblatt der Union Deutsche
Verlagsgesellschaft, S.2.
64
Rodenberg 1925 (wie Anm. 9), S.98.
65
Die Machtübernahme der Nationalsozia-
listen in Deutschland bedeutete den
rapiden Niedergang des deutschen Buch-
kunstgewerbes. Einen schweren Schlag
versetzte der Buchkunst schließlich das Verbot
der Deutschen Schrift im Jahr 1941. Vgl.
Egssen 1981 (wie Anm. 14), S.54.
66
Vgl. dazu das von Angela Zieger erstellte
Verzeichnis der W-Drucke und Sonder-
drucke der Graphischen Werkstätten der
Kunstgewerbeschule im Anhang dieses
Katalogs, S.322.

lers Deutsch-Römisch verwendet | Abb. 26 |.62 Die der Lesbarkeit
zuarbeitende Verwendung unterschiedlicher Schriftgrößen ist
so sorgsam gewählt, dass dennoch stets ein ruhiges und geschlos-
senes Druckbild gewahrt bleibt.
Kultivierte Schlichtheit
Die Seiten mit der wohldurchdachten Satzanordnung in ihren
verschiedenen Typen unterschiedlicher Größe regen zum Lesen
an. Alles an der Gestaltungsweise der Drucke wirkt unaufdring-
lich und sparsam. Genau das macht im Wesentlichen den Reiz
der Bücher der Juniperuspresse aus und weist sie zugleich als
Werke der Buchkunst aus. Schneidler suchte nicht verkrampft
nach dem Eigenwilligen, dem Besonderen, dem Aufgesetzten.63
Vielmehr zeichnen sich die von ihm verantworteten Drucke
durch ein klassisches Erscheinungsbild und eine solide hand-
werkliche Fertigung aus. Seine Arbeiten sollten nicht den An-
schein von überflüssigem Luxus vermitteln.64
In der kurzen Zeit ihres Bestehens schrieb sich die Juniperus-
presse in die neu entstandene Landschaft der deutschen Privat-
pressen ein, die aus ihrem subjektiven Gestaltungsbedürfnis
heraus das Ziel verfolgten, altes, traditionelles Buchgewerbe in
einer Zeit des Verfalls der Buchkunst wieder aufleben zu lassen.
So sehr aus Sicht des forschenden Interessierten das recht bal-
dige Ende des Wirkens der Juniperuspresse zu bedauern ist, so
bedeutete ihr Aus zunächst beileibe noch nicht das Ende der
neu erblühten Buchkunst, weder in Deutschland noch an der
Kunstgewerbeschule.65 Denn die Graphischen Werkstätten der
Kunstgewerbeschule produzierten in den Jahren 1925 bis 1935
insgesamt 34 nummerierte, sogenannte »W-Sonderdrucke«, die
faktisch in der Nachfolge des Wirkens der Juniperuspresse stan-
den | Abb.271.66 Auch diese in winzigen Auflagen gedruckten
Meisterwerke der Buchkunst verkörpern die kultivierte Schlicht-
heit, nach der Schneidler stets strebte.

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Die Juniperuspresse
 
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