der Schrift verraten, sondern in Kombination mit den großen
Punzen eine gute Lesbarkeit bewirken und damit ihren Einsatz
bei großen Textmengen und somit vor allem als Buchschrift
nahelegen. Dies wird unterstützt durch die starke Unterschied-
lichkeit der Buchstabenformen sowie die Breite der einzelnen
Buchstaben, die selbst in kleinen Graden noch eine gute Lesbar-
keit garantiert. Aus dem Schriftbild sticht vor allem das Frage-
zeichen heraus, da seine Strichstärke von den restlichen Zeichen
der Schrift deutlich abweicht und damit ebenfalls auf die Basis
des Schreibens verweist | Abb. 5 |. Im Gegensatz zu vielen ande-
ren Antiqua-Schriften liegt der Schwerpunkt auf der unteren,
sehr breit angelegten Rundung. Des Weiteren stechen die Versa-
lien, d. h. die Großbuchstaben, »O« und »Q« durch ihre perfekte
Kreisform und gleichbleibende Strichstärke heraus. Hierdurch
entsteht ein klarer Bruch mit den historischen Vorbildern und
die Schrift kann zeitlich in der nahen Vergangenheit verortet
werden. Eigen ist der Schrift ebenfalls, dass sie sehr ausgekehl-
te Serifen besitzt. Auch die schrägen Serifen der Unterlänge, zu
sehen am kleinen »p«, die den geschriebenen, »handgemachten«
Charakter noch betonen, fallen auf. Bei der digitalen Stempel-
Schneidler fällt hingegen auf, dass die Unterlängen insgesamt
kürzer sind als im Bleisatz | Abb. 6 |.
Entwicklung einer Bleisatzschrift
Als Schneidler 1936/37 zusammen mit der Bauerschen Gieße-
rei, basierend auf den ersten Probeschnitten, wie sie im Wasser-
mann eingesetzt wurden,8 die Schneidler-Mediaeval erarbeite-
te, wurde diese manuell für den Handsatz produziert,9 obwohl
der mechanisierte Mengensatz zu dieser Zeit bereits in zwei Va-
rianten praktiziert wurde.10 Die Stempel wurden von Hand ge-
schnitten und gegossen und auch vorwiegend für den manuellen
Satz produziert. Die Schriftgießerei Bauer, mit der Schneidler ab
1934 all seine Schriften entwickelte und veröffentlichte, sah in
der Buchkunstbewegung und in der Produktion für Bibliophile
einen Ausgleich zur Verbreitung der Setzmaschinen und setzte
wahrscheinlich bewusst auf manuelle Produktion. Hier zeigt
sich das bibliophile Interesse Georg Hartmanns, der seit 1898
die Gießerei leitete.11 Dagmar Welle geht in ihrer Dissertati-
on Deutsche Schriftgießereien darauf ein,12 dass die Bauersche
Gießerei als eine der wenigen bis kurz vor ihrer Schließung 1972
noch manuell geschnitten hat, »obwohl schon seit ca. 1950 kaum
eine Gießerei noch die finanzielle Basis für ein derartig aufwen-
diges Verfahren hatte.«13
10
Der mechanisierte Mengensatz war zwar
schon in zwei Varianten 1886 von Otto
Mergenthaler und 1897 von Tolbert Lanston
entstanden und hatte auch schon Ver-
breitung gefunden. Bei dem von Mergentha-
ler entwickelten Gerät wird eine ganze
Zeile am Stück gegossen. Ähnlich einer Schreib-
maschine werden über eine Tastatur die
einzelnen Matrizen der Buchstaben zum
Gießen in eine Reihe gebracht. Aus dieser
Entwicklung entstand die Firma Linotype
(die auch namensgebend war) mit ihrer
deutschen Tochterfirma D. Stempel Mit
der Einzelbuchstaben-Setz- und Gieß-
maschine erfand Tolbert Lanston eine Ma-
schine, die im Vergleich zu den Zeilen-
Gießmaschinen den Vorteil hatte, dass die
Datenerfassung und -ausgabe in zwei se-
parate Arbeitsschritte getrennt waren, weil
die Datensicherung über ein Lochkarten-
System funktionierte. Basierend auf dieser
Technik entwickelte sich die Firma Mono-
type. Vgl. Andreas Pawlik: »GhostScript«,
in: Andreas Pawlik [u.a.]: PostScript:
Zur Form von Schrift heute, Ostfildern-
Ruit 2004, S. 26-34.
11
Vgl. Andreas Hansert: Georg Hartmann
(1870-1954): Biografie eines Frankfurter
Schriftgießers, Bibliophilen und Kunst-
mäzens, Wien [u.a] 2009, S.45 u. 135-138.
12
Dagmar Welle: Deutsche Schriftgießereien
und die künstlerischen Schriften zwisch-
en 1900 und 1930; erschienen in der Reihe:
Theorie und Forschung, Bd.478 Kunst-
geschichte, Bd.3, Roderer Verlag, Regens-
burg 1997, S.23.
13
Um sich ein Bild zu machen, wie
aufwendig die Produktion eines Buches
von der Herstellung der Lettern bis zum
Satz der Seiten war, verweise ich auf
den vorangegangenen Artikel von Paula
Simion, S. 170.
Anne-Katrin Koch
204
Punzen eine gute Lesbarkeit bewirken und damit ihren Einsatz
bei großen Textmengen und somit vor allem als Buchschrift
nahelegen. Dies wird unterstützt durch die starke Unterschied-
lichkeit der Buchstabenformen sowie die Breite der einzelnen
Buchstaben, die selbst in kleinen Graden noch eine gute Lesbar-
keit garantiert. Aus dem Schriftbild sticht vor allem das Frage-
zeichen heraus, da seine Strichstärke von den restlichen Zeichen
der Schrift deutlich abweicht und damit ebenfalls auf die Basis
des Schreibens verweist | Abb. 5 |. Im Gegensatz zu vielen ande-
ren Antiqua-Schriften liegt der Schwerpunkt auf der unteren,
sehr breit angelegten Rundung. Des Weiteren stechen die Versa-
lien, d. h. die Großbuchstaben, »O« und »Q« durch ihre perfekte
Kreisform und gleichbleibende Strichstärke heraus. Hierdurch
entsteht ein klarer Bruch mit den historischen Vorbildern und
die Schrift kann zeitlich in der nahen Vergangenheit verortet
werden. Eigen ist der Schrift ebenfalls, dass sie sehr ausgekehl-
te Serifen besitzt. Auch die schrägen Serifen der Unterlänge, zu
sehen am kleinen »p«, die den geschriebenen, »handgemachten«
Charakter noch betonen, fallen auf. Bei der digitalen Stempel-
Schneidler fällt hingegen auf, dass die Unterlängen insgesamt
kürzer sind als im Bleisatz | Abb. 6 |.
Entwicklung einer Bleisatzschrift
Als Schneidler 1936/37 zusammen mit der Bauerschen Gieße-
rei, basierend auf den ersten Probeschnitten, wie sie im Wasser-
mann eingesetzt wurden,8 die Schneidler-Mediaeval erarbeite-
te, wurde diese manuell für den Handsatz produziert,9 obwohl
der mechanisierte Mengensatz zu dieser Zeit bereits in zwei Va-
rianten praktiziert wurde.10 Die Stempel wurden von Hand ge-
schnitten und gegossen und auch vorwiegend für den manuellen
Satz produziert. Die Schriftgießerei Bauer, mit der Schneidler ab
1934 all seine Schriften entwickelte und veröffentlichte, sah in
der Buchkunstbewegung und in der Produktion für Bibliophile
einen Ausgleich zur Verbreitung der Setzmaschinen und setzte
wahrscheinlich bewusst auf manuelle Produktion. Hier zeigt
sich das bibliophile Interesse Georg Hartmanns, der seit 1898
die Gießerei leitete.11 Dagmar Welle geht in ihrer Dissertati-
on Deutsche Schriftgießereien darauf ein,12 dass die Bauersche
Gießerei als eine der wenigen bis kurz vor ihrer Schließung 1972
noch manuell geschnitten hat, »obwohl schon seit ca. 1950 kaum
eine Gießerei noch die finanzielle Basis für ein derartig aufwen-
diges Verfahren hatte.«13
10
Der mechanisierte Mengensatz war zwar
schon in zwei Varianten 1886 von Otto
Mergenthaler und 1897 von Tolbert Lanston
entstanden und hatte auch schon Ver-
breitung gefunden. Bei dem von Mergentha-
ler entwickelten Gerät wird eine ganze
Zeile am Stück gegossen. Ähnlich einer Schreib-
maschine werden über eine Tastatur die
einzelnen Matrizen der Buchstaben zum
Gießen in eine Reihe gebracht. Aus dieser
Entwicklung entstand die Firma Linotype
(die auch namensgebend war) mit ihrer
deutschen Tochterfirma D. Stempel Mit
der Einzelbuchstaben-Setz- und Gieß-
maschine erfand Tolbert Lanston eine Ma-
schine, die im Vergleich zu den Zeilen-
Gießmaschinen den Vorteil hatte, dass die
Datenerfassung und -ausgabe in zwei se-
parate Arbeitsschritte getrennt waren, weil
die Datensicherung über ein Lochkarten-
System funktionierte. Basierend auf dieser
Technik entwickelte sich die Firma Mono-
type. Vgl. Andreas Pawlik: »GhostScript«,
in: Andreas Pawlik [u.a.]: PostScript:
Zur Form von Schrift heute, Ostfildern-
Ruit 2004, S. 26-34.
11
Vgl. Andreas Hansert: Georg Hartmann
(1870-1954): Biografie eines Frankfurter
Schriftgießers, Bibliophilen und Kunst-
mäzens, Wien [u.a] 2009, S.45 u. 135-138.
12
Dagmar Welle: Deutsche Schriftgießereien
und die künstlerischen Schriften zwisch-
en 1900 und 1930; erschienen in der Reihe:
Theorie und Forschung, Bd.478 Kunst-
geschichte, Bd.3, Roderer Verlag, Regens-
burg 1997, S.23.
13
Um sich ein Bild zu machen, wie
aufwendig die Produktion eines Buches
von der Herstellung der Lettern bis zum
Satz der Seiten war, verweise ich auf
den vorangegangenen Artikel von Paula
Simion, S. 170.
Anne-Katrin Koch
204