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Büttner, Nils [Hrsg.]; Koch, Anne-Katrin [Hrsg.]; Zieger, Angela [Hrsg.]; Schneidler, Friedrich Hermann Ernst [Hrsg.]; Ausstellung Buch - Kunst - Schrift: F. H. Ernst Schneidler <2013, Offenbach am Main> [Hrsg.]; Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart [Hrsg.]; Klingspor-Museum Offenbach [Hrsg.]; Bertram, Gitta [Bearb.]
Buch Kunst Schrift: F. H. Ernst Schneidler ; [diese Publikation erscheint begleitend zur Ausstellung "Buch - Kunst - Schrift: F. H. Ernst Schneidler", Klingspor-Museum Offenbach, 10. März bis 5. Mai 2013] — Stuttgart, 2013

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.38908#0300

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stehen Gestalt gewonnen. Es sind nicht Wesenheiten, sondern
durch Worte von ihnen abgezogene Begriffe, welche durch diese
Zeichen symbolisiert werden, und da das Gegenüber des sprach-
gewohnten menschlichen Geistes der starre Raum ist, so wird das
Ursymbol einer Kultur außer im Steinbau nirgends reiner ausge-
drückt als in einer Schrift«.21 Sein Verständnis für diese ursym-
bolische Bedeutung hätten sicherlich Schneidler wie Koch geteilt.
Doch war ihnen das Prägende, ja man möchte in Anlehnung an
Spengler sagen, das »faust’sche Ergründen« und gestalterische
Einwirken auf das Schriftbildliche von besonderer Wichtigkeit.
Bei aller Unterschiedlichkeit in der Arbeitsauffassung und
Arbeitsweise: Die Eigenart der Schriftgestaltung und des Er-
scheinungsbildes in der Anwendung des Schrift-Schaffens ist
ein Merkmal für die Leitfiguren, die Schrift am Kanon der Ge-
schichte Bildender Kunst ausgerichtet haben. Schneidler und
Koch bieten ein herausragendes Potential, das Schriftliche und
das Bildliche - auf jeweils ihre Weise - in eine spannungsrei-
che Diskussion geführt zu haben. Als Menschen ihrer Zeit mit
Empfinden für das, was an Ausdrucksart und an persönlichem
Erspüren geistiger und gesellschaftlicher Prozesse Anreize schuf,
ließen sie ihre Schriftkunst an der Kunst ihrer Zeit teilhaben.
Selbst im bewussten Abweisen des Zeitgenössischen - Max Boll-
wage attestiert Schneidler und Spemann Einigkeit in der Ableh-
nung der Moderne22 - kristallisierten sie Positionen der Form-
gebung heraus, die das Spektrum des Ausdrucks in ihrer Epoche
bereichert und erweitert haben. Schrift war ihnen nur bedingt
Formsache, sie war vielmehr Ausfluss eines Selbstbildes, das sich
intensiv an den Vorgefundenen Lebensgegebenheiten rieb und sie
auf ganz und gar eigene Weise zur Ansicht brachte.
Schneidler übertrug die Leitung der Akademie seinen beiden
Schülern Walter Brudi (1907-1987) und Eugen Funk (1911-
2004).23 Beide folgten dem Lehrer auf ihre Weise darin, ein ge-
stalterisch-künstlerisches Spektrum zwischen Schrift und Bild
zu entfalten, wie es auch andere Schüler vermochten, namentlich
Imre Reiner und HAP Grieshaber. Von diesen beiden besitzt das
Klingspor Museum Arbeiten, die die Vielfalt ihres Schaffens re-
präsentieren. Das Museum darf sich glücklich schätzen im Wis-
sen, dass auch von Eugen Funk und Walter Brudi - von Letzte-
rem sind jetzt schon zahlreiche Arbeiten im Museumsbestand
- ausgewählte (weitere) Konvolute in die Sammlung eingehen
werden. Schneidlers Wassermann, die Proben seiner Druck-

Stefan Soltek

21
Oswald Spengler: Der Untergang des
Abendlandes, München 1969.
22
MaxBollwage, »Kalligraph aus Leiden-
schaft. Rudo Spemann und die Stuttgarter
Schule unter RH. Ernst Schneidler«, in:
Gutenberg Jahrbuch 2006, S. 343
23
Nils Büttner und Angela Zieger (Hrsg):
230 Jahre Akademie der Bildenden Künste
Stuttgart. Rücksichten, Stuttgart 2011,
S-315~317, 335,346-
24
Siehe S. 4 des Vorwortes zur Behren-Schrift.
312
 
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