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Venedig und Tintoretto

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Dagegen ist ihm Venedig „Höhepunkt aller Kunst,
sowie derjenige Staat, welcher der Geschichte den
intensivsten Typus des Kriegertums gab, den die
Menschheit jemals hervorgebracht hat“ (Crown 121).

VI.
Venedig und Tintoretto.
Ruskins Auffassung hellenischer Herrlichkeit ist
die verständliche Folge seiner christlich - religiösen
Kunsttheorie, wie seiner einseitigen Vergötterung der
Gotik. Unlogisch ist dagegen seine Apotheose der
spätem Venetianischen Kunst. Er ist eben Mensch
und zwar ein künstlerisch veranlagter Stimmungs-
mensch, und seine vorletzte „Erweckung“ geschah
im sanft hypnotisierenden Venedig, 1845, an einem
Sommertage, an welchem er zufällig an die Thür der
Scuola di San Rocco klopfte und — später hat
Ruskin es beklagt — der Pförtner ihm öffnete. So
wurde er in neue Pfade hineingezwungen. „Es freut
mich, dass die Wahrheit jetzt offen zu Tage liegt,
aber es war nicht das mir am wahrsten zukommende
Feld. . . . Auf dem eigenen Gebiet wurde die glück-
liche Kontinuität unmöglich und das Mass meiner
unmittelbaren Erfolge auf immer verkürzt“ (Pr. III
205).
Später, in den siebziger Jahren, hat er sich etwas
von Tintoretto entfernt, fand ihn zu „sittenlos“, viel-
leicht empfand er auch während der Tintorettomanie,
 
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