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treffen wir ihn am Hofe Erzherzog Sigismunds zu Innsbruck, später im Dienste Maximilians I. Auch am Hofe der
Medici weilte er einige Jahre. Für einen dieser prachtliebenden Fürsten schrieb er sein wildkriegerisches „Palle,
Palle"; so lautete der Kriegsruf der Medici, die in ihrem Wappen drei Kugeln (balle) hatten. Das Stück, das
ebenfalls über einen Fanfaren-Lantus kirmus gebaut ist, besaß eine unerhört anfeuernde Kraft, es ist ein in Kunst-
form gebrachtes Kriegsgeschmetter, unwiderstehlich, sieghafter Art.
Die Burgmusik im Rittersaal.
Im gedrängt vollen Rittersaal hob Musikdirektor Giesbert, der wie alle Mitwirkenden in der stimmungs-
vollen Tracht des ausgehenden 15. Jahrhunderts erschienen war, den Bogen und es erklang zunächst eine Fantasie
von Julius de Modena.
Das 15. Jahrhundert hatte die sogenannten
Jnstrumentenchöre ausgebildet; alle Gat-
tungen von Instrumenten, seien es Streich-,
Zupf-, Schlag- oder Blasinstrumente, wurden
in allen Stimmlagen gebaut, vom Klein-
diskantinstrument bis zum Kontrabaß. Um
einen Begriff zu geben von dem Klang
einer Jnstrumentengattung, wurde die Fan-
tasie von Julius de Modena auf vier Block-
flöten wiedergegeben, wie sie um 1500 im
Gebrauch waren.
Aus dem sogenannten Kölner Lieder-
buch folgten dann Lieder mit Violenbeglei-
tung, und zwar: „Ach höchster Hort" und
„Fried gib mir her".
Von besonderer Bedeutung für das Rhein-
land ist dieses Liederbuch, das der Notendrucker
Arnt von Aich (Arnt von Aachen) um 1510
in Köln herausgab. Es enthält 75 höchst
kunstvoll gearbeitete vierstimmige Lieder. Die
Hauptmelodie liegt dabei im Tenor; diese
Stimme ist auch allein textiert, die drei anderen
Stimmen sind offenbar für Instrumente ge-
dacht. In unserer Wiedergabe werden die
Lieder von einer Männerstimme gesungen
und von einem Biolenchor begleitet.
Im Anschluß erklangvonAdrianWillart
eine Fantasie für vier alte Instrumente.
Unter den jüngeren Mederländern gelangte
Willart, der schon früh nach Italien aus-
wanderte, als Kapellmeister an San Marco
in Venedig zu Weltruhm. Die Markuskirche
mit ihren zwei einander gegenüberliegenden
Orgeln regte ihn zu sogenannten doppel-
chörigen Kompositionen an.
Aber der Meister und Beherrscher gewal-
tiger Chormassen war auch ein Meister der
kleinen Form, wie seine kurzen, von reichem
Leben erfüllten, mit hoher kontrapunktischer
- Kunst gearbeiteten Fantasien zeigen.
Um das Klangbild alter Musik zu erweitern, bot Giesbert dann die Fantasie auf alten Fiedeln, den Vorläufern
der modernen Violinen, Instrumenten die zarter, fast aszetisch spröde im Vergleich mit unfern modernen Instru-
menten klingen.
Den Schluß bildete aus dem Kölner Liederbuch das köstlich lustige Lied: „Das kalb get seiner
narung nach."
Nun ergriff vr. Hans v. d. Gabelentz, der Burghauptmann der Wartburg, das Wort zu der Festrede:
Alte Musik auf der Marksburg: Die Sänger.
treffen wir ihn am Hofe Erzherzog Sigismunds zu Innsbruck, später im Dienste Maximilians I. Auch am Hofe der
Medici weilte er einige Jahre. Für einen dieser prachtliebenden Fürsten schrieb er sein wildkriegerisches „Palle,
Palle"; so lautete der Kriegsruf der Medici, die in ihrem Wappen drei Kugeln (balle) hatten. Das Stück, das
ebenfalls über einen Fanfaren-Lantus kirmus gebaut ist, besaß eine unerhört anfeuernde Kraft, es ist ein in Kunst-
form gebrachtes Kriegsgeschmetter, unwiderstehlich, sieghafter Art.
Die Burgmusik im Rittersaal.
Im gedrängt vollen Rittersaal hob Musikdirektor Giesbert, der wie alle Mitwirkenden in der stimmungs-
vollen Tracht des ausgehenden 15. Jahrhunderts erschienen war, den Bogen und es erklang zunächst eine Fantasie
von Julius de Modena.
Das 15. Jahrhundert hatte die sogenannten
Jnstrumentenchöre ausgebildet; alle Gat-
tungen von Instrumenten, seien es Streich-,
Zupf-, Schlag- oder Blasinstrumente, wurden
in allen Stimmlagen gebaut, vom Klein-
diskantinstrument bis zum Kontrabaß. Um
einen Begriff zu geben von dem Klang
einer Jnstrumentengattung, wurde die Fan-
tasie von Julius de Modena auf vier Block-
flöten wiedergegeben, wie sie um 1500 im
Gebrauch waren.
Aus dem sogenannten Kölner Lieder-
buch folgten dann Lieder mit Violenbeglei-
tung, und zwar: „Ach höchster Hort" und
„Fried gib mir her".
Von besonderer Bedeutung für das Rhein-
land ist dieses Liederbuch, das der Notendrucker
Arnt von Aich (Arnt von Aachen) um 1510
in Köln herausgab. Es enthält 75 höchst
kunstvoll gearbeitete vierstimmige Lieder. Die
Hauptmelodie liegt dabei im Tenor; diese
Stimme ist auch allein textiert, die drei anderen
Stimmen sind offenbar für Instrumente ge-
dacht. In unserer Wiedergabe werden die
Lieder von einer Männerstimme gesungen
und von einem Biolenchor begleitet.
Im Anschluß erklangvonAdrianWillart
eine Fantasie für vier alte Instrumente.
Unter den jüngeren Mederländern gelangte
Willart, der schon früh nach Italien aus-
wanderte, als Kapellmeister an San Marco
in Venedig zu Weltruhm. Die Markuskirche
mit ihren zwei einander gegenüberliegenden
Orgeln regte ihn zu sogenannten doppel-
chörigen Kompositionen an.
Aber der Meister und Beherrscher gewal-
tiger Chormassen war auch ein Meister der
kleinen Form, wie seine kurzen, von reichem
Leben erfüllten, mit hoher kontrapunktischer
- Kunst gearbeiteten Fantasien zeigen.
Um das Klangbild alter Musik zu erweitern, bot Giesbert dann die Fantasie auf alten Fiedeln, den Vorläufern
der modernen Violinen, Instrumenten die zarter, fast aszetisch spröde im Vergleich mit unfern modernen Instru-
menten klingen.
Den Schluß bildete aus dem Kölner Liederbuch das köstlich lustige Lied: „Das kalb get seiner
narung nach."
Nun ergriff vr. Hans v. d. Gabelentz, der Burghauptmann der Wartburg, das Wort zu der Festrede:
Alte Musik auf der Marksburg: Die Sänger.