Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 34.1933

DOI Artikel:
Horwath, Walter: Die Hamrudner Kirchenburg
DOI Artikel:
Glück, Paul: Ein altes Waffenverzeichnis des Schlosses Kadolzburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35023#0016
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14

Allerhöchste K. K. Erlaubnis, einen neuen Chor gegen Mittag, aus Mangel rnorgenwärts bauen zu können, angefangen,
denselben auch unter göttlichen Beistand im Jahr nach der Heylwärtigen Geburt unseres Erlösers 1784 glücklich
gegründet und beendet". Zur selben Zeit wurde das Gewölbe des Saales abgetragen, da die Südwand derart
durchbrochen wurde, daß es das Gewölbe nicht hätte tragen können, und mit einer flachen Holzdecke vertauscht. Das
bei der Durchbrechungsarbeit frei gewordene gotische Fenster wurde in den romanischen Chor als Türstock beim Auf-
gang in den Berchfrit ein- und nachher das alte romanische Chor zugemauert.
So ist dies alte Chor, wenn wir es heute bei starkem Kerzenlicht betreten, in seiner alten Unberührtheit erhalten
geblieben. Die rauchgeschwärzten Wände, die durch die gründliche Vernichtungswut der Tartaren und Türken
zerstörten Steinmetzarbeiten der Apsisfenster, der Altarkredenz und Trag- und Schlußsteine der Chorgurte sind
beredte Zeugnisse der unsagbaren Kämpfe, die um diese Kirchenburg tobten. Erhalten geblieben sind aber zwei
Steinmetzzeichen aus der romanischen Bauzeit und etliche Bilder einer alten Wandmalerei. Ein Bild zeigt uns
Christus am Kreuze dar, ein anderes läßt Christus erkennen, an den sich einer seiner Jünger schmiegt, dessen Gesicht leider
abbröckelte.
Bei der Untersuchung dieser Wandmalerei konnte ich drei Schichten übereinander feststellen. Die unterste Malerei
scheint mehr ornamentalisch, mit Blumenmotiven, gewesen zu sein. Darauf folgt eine 2 bis.3 mm dicke biblische Szenen
darstellende Schicht, die noch am besten erhalten ist. Charakteristisch ist für diese jenes Bild über der Altarkredenz,
wo die Heiligenscheine nach dem Rande zu 3 bis 5 mm erhöht angebracht sind. Demgemäß ist die dritte Schicht auch
5 bis 7 mm dick aufgetragen worden und ist am stärksten beschädigt.
Aus den siegreichen Kämpfen wollen wir nur zwei Begebenheiten herausgreifen. Im Jahre 1658, als die Türken
und Tartaren, alles niederbrennend, vor Hamruden erschienen sind, konnten sie das Dorf vernichten, aber die Kirchen-
burg leistete hartnäckigen Widerstand.
Fünf Jahre später, am 6. Dezember 1663, zog zwar der Moldauer Woiwode Bogdan Kirk mit 6000 Mann an
der Kirchenburg vorüber, richtete auch, während er hier übernachtete, viel Schaden an, wagte aber nicht die von der
Bevölkerung besetzte Kirchenburg zu stürmen, so stark befestigt sah sie ihm aus.


s Lmi/Ein Smgcrin wigtschwcr^o. CmtmlV scheußt r-.pfnndt Eysm/vnd so
^ Vikweitsöllgcführtwcrden/sollslcauchiiuifeineinsondkrlichtnWAgmgcführe«
rwndcn/vnd nik in jrcr faffung/VarsArgehörenju spannen,z. Pftrdt/Icbkm drey
Centneezugerechnck.

Singrün.

Abb. 11. Eine „Singerm".

Ein altes Warenverzeichnis des Schlosses Kadolzburg.
ie altberühmte Hohenzollernveste Kadolzburg, im Nürnberger Umlande gelegen, war in früheren Jahr-
hunderten wohlbewaffnet. Ihre Geschütze, Handwaffen und die sonstige Kriegsausrüstung wurden
ums Jahr 1530 ausgenommen in einem heute noch vorhandenen „Jnventari und Verzaichnus, was
an Geschütz, Pulver, Kugeln und allem Anderen, so darzu gehört, zu Cadoltzburgk an gemelten Ortern
funden worden ist". (Staatsarchiv Bamberg.)
Die dort genannten größeren Geschütze standen wohl alle auf den äußeren Werken, hinter den schweren Mauern
lind in den Türmen. Nach damaliger Sitte trugen sie durchweg kriegerische oder humorvolle Eigennamen und be-
standen aus folgenden Größen: 2 Büchsen (— Geschütze), die „Falken" genannt, 6 Schuhe 4 Zoll lang, beide Sechs-
pfünder; 1 Büchse, die „Venedigerin" genannt, 12 Schuhe 2 Zoll lang, ein Fünspfünder; 2 Büchsen, der „Singer"
und die „Singerin" genannt, je 8 Schuhe 9 Zoll lang, beide Fünfundzwanzigpsünder; 1 Büchse, die „Königin" genannt,
11 Schuhe weniger 2 Zoll lang, ein Fünspfünder; 1 ebensolche Büchse wie die vorige, die „Wirtenbergerin" genannt;
2 Büchsen, die „Rebhühner" genannt, 9 Schuhe 6 Zoll lang, beide Vierpfünder; 1 ungefaßte „Steinbüchse", d. h. nur
 
Annotationen