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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 34.1933

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Ebhardt, Bodo: Küstenfahrt von Tarragona nach Valencia
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https://doi.org/10.11588/diglit.35023#0034
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Die alten Torstraßen wie die von den Torres de Cuarte und den Torres de Seranos sind bestimmend im
Inneren. Eine Torstraße war wohl auch ursprünglich die Calle de San Vincente, die schnurgerade auf die neue
„Große Straße" nach Alicante führt. Die Mode, nach Revolutionen ehrwürdige alte Straßennamen durch Um-
taufen zu vernichten, geboten aus schlechtem Gewissen und Augst vor der Macht der Erinnerung an bessere Zeiten,
hat auch wohl in Valencia wertvolle Erinnerungen zu verwischen gesucht.
Ein Blick auf den Stadtplan zeigt eine innere und eine innerste ältere Stadt mit engen, verworrenen Straßen,
die, an zwei Seiten vom Rio Turia umflossen, nach Westen von der Plaza Guerillero-Romon oder del Mercado
begrenzt wird. An letzterem liegt die schöne Seidenbörse — Lonja — mit ihren herrlichen gotischen Hallen und der
edlen, zinnengeschmückten Außenansicht.
Sehr stimmungsvoll wirkt der noch heute benutzte Rest des arabischen Bazars, ein ganzes Quartier kleiner
Ladengebäude an engsten Straßen oder vielmehr Gängen, noch mit den hufeisenförmigen Bögen, Säulchen und
anderen Spuren maurischer Kunst geziert. Man erwartet unwillkürlich, ernste, in weite weiße Gewänder gehüllte
Arabergestalten daherschreiten zu sehen.


Abb. 26. Burg Altafulla am Mittelländischen Meer. Aus Bodo Ebhardt „Spanische Burgenfahrt".

Der alte Stadtmauerkranz ist durch breite, innere Ringstraßen ersetzt, deren schlechtes Pflaster gegenüber den
unter Ribera entstandenen glänzenden spanischen Landstraßen auffiel. An diesem Ringe, an der Calle de Jativa liegt
jetzt der neue, schöne Nordbahnhof, der aus der Altstadt dahin hinausgerückt wurde.
Große Straßendurchbrüche sind zum Teil in Arbeit, zum Teil geplant. Mögen sie nicht zuviel des Men
verwischen!
Es hätte nahegelegen, um den eiförmigen alten Stadtkern eine ähnlich geschwungene äußere Ringstraße anzu-
legen. Das entspricht aber nicht dem städtebaulichen Gefühle der heutigen Spanier.
An den beiden Seiten, die nicht vom Rio Turia begrenzt sind, sind vielmehr zwei sich rechtwinkelig schneidende,
breite, schnurgerade Straßen angeordnet, die beide den Namen Gran Via haben. Im Abstande von etwa dreiviertel
Kilometern laufen noch zwei weitere ebenso breite Straßen, ebenso schnurgerade und rechtwinklig stoßen sie auf den
Mo Turia, über den in ihrer Achse zwei große Brücken führen. Beide tragen den Namen Camino de Transito, also
etwa Ringstraße. Auf dem linken Ufer des Turia setzt sich diese Ringstraße fort, indem sie sich, dreimal geknickt, dem
knieförmig gebogenen Laufe des Turia anpaßt. Das so entstehende große Sechseck, das einen Durchmesser von fast
vier Kilometer hat, vergrößert das Stadtgebiet um mehr als das Achtfache und ist auch zum Teil bereits bebaut.
Nach Osteu führt von der alten Stadtburg, die heute Kaserne ist und einst von Karl V. als Schutz gegen die
Seeräuber des Mittelmeeres angelegt wurde, eine schnurgerade Straße nach dem Hafen Valencias, der noch heute
nach den ehemaligen Fischerhütten Cabanal und Grao-Strand genannt wird. Den Hafen bevölkern jährlich Tausende
von Schiffen, hauptsächlich um die berühmten Apfelsinen in alle Welt hinauszusühren.
Nicht weniger als sechs Eisenbahnlinien strahlen von Valencia nach Madrid, nach Utiel, nach Liria, nach
Calladayud und nach Tarragona aus. Dazu kommen noch eine Reihe von Kleinbahnen, alles ein Beweis außer-
ordentlicher Regsamkeit und glänzender Entwickelung der Stadt, die außerdem noch von der großen herrlichen Küsten-
 
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