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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 34.1933

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Siebold, Karl: Ruine Küssaburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35023#0042
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Abb. 29. Die Küssaburg. Grundriß 1:1000.

Zwinger befindet sich eine steile Böschung, die stark mit Bau-
schutt überlagert war. In den weggeräumten Erbmassen
fanden sich kleinere Bruchstücke gotischer Fenstergewände ein-
fachster Profilierung, ein gut erhaltener Ausgußstein mit scharf
eingehauener Pfanne und Rinne, Backsteine und eine größere
Menge Dachziegel (Mönch und Nonne). Auch an anderen
Stellen wurde mit Wegräumen des Schuttes begonnen, jedoch
vorläufig ohne nennenswerte bauliche Ergebnisse. Auf dem
westlichen, höher gelegenen Teile der Burg wurde eine grö-
ßere Grube aufgedeckt, die, wie weiter unten gesagt wird,
bereits vor etwa 48 Jahren einmal geöffnet und alsdann
wieder mit Steinen ausgefüllt worden war.
Schon zwischen 1896—1900 wurden nämlich vom Bezirksban-
amt Waldshut Grabungen auf der Burg vorgenommen, vorwiegend
um sichere Anhaltspunkte für die innere Gestaltung derselben zu
gewinnen. Leider konnten damals nur wenig Mittel für diesen
Zweck zur Verfügung gestellt werden, so daß mau sich mit einigen
Stichproben begnügen mußte; der alte Grundriß der Burg konnte
nicht festgelegt werden. Die wichtigsten Ergebnisse der damaligen
Grabarbeiten sollen nachfolgend geschildert werden.

1. Am Turni, der am weitesten nach Süden vorgeschoben ist,
wurde sestgestellt, daß die Mauer bis auf den gewachsenen Felsen
herunter reicht und nicht etwa auf einen älteren Mauerteil als
Fundament aufgesetzt worden ist. In der Richtung gegen den
östlichen Turm wurde kein Mauerzug gefunden, vermutlich
weil die Ausgrabung nicht weit genug ausgedehnt worden
ist. Westlich schließt sich an den Turm eine 3 m starke Mauer
an, die im Grundriß durch Vertiefungen eine netzartige Ober-
fläche zeigt. (Dieser Mauerzug ist zur Zeit wieder mit Erde
bedeckt und auch im Grundrißplan nicht eiugezeichnet.)
2. Bei den: gegenüberliegenden nördlichen Turm wurden beim
Anschluß der von Osten nach Westen ziehenden inneren
Ringmauer an diesem Turin Überreste eingemauerter Haustein-
teile vorgefunden, welche zu einem Tore gehörten. Vor
diesem Tore gegen das Burginnere liegt eine (zur Zeit nicht
mehr sichtbare) schlechte Wackenpflasterung.
3. Auf dem oberen westlichen Burggebiet wurden die im Grund-
rißplan eingezeichneten Mauerteile mit einem bisher unbe-
kannten Burgtor freigelegt. Die nach Westen fallende, mit
Wacken gepflasterte Toreinfahrt war etwa 2,50 in hoch mit
Schutt bedeckt. Außer der Torschwelle ist auch der untere Teil
des Torgewändes vorhanden mit einer Aussparung in Höhe
der Radachse (lichte Torweite nur 1,63 m). Das Tor ließ sich
nach Westen öffnen und war nach den Vorgefundenen Sturz-
resten rundbogig abgeschlossen. Die ebenfalls gefundenen Be-
schläge waren von kunstloser Bearbeitung. Die hier aufgedeckte
rechteckige Grube (3,63/2,00 m Grundfläche, 1,30 m Tiefe) ist
mit Trockenmauerwerk umwandet und diente dem ausgegra-
benen Inhalt nach als Abfallgrube. Weiterhin fanden sich hier
Unterlagsplatten aus rohen Steinen (vermutlich für Holz-
pfosten) und Teile kreisrunder Mühl- oder Schleifsteine von
1,20 m Durchmesser.
4. In der Nähe der Zisterne wurde eine — ursprünglich über-
wölbte — Treppenanlage aufgedeckt. Sie führte zu einer im
Steinwerk gut erhaltenen Türe mit halbkreisförmigem Sturz.
Durch diese gelangte man in einen (auch heute noch) mit
Schutt angefüllten Raum des Turmes. Unmittelbar bei der
Zisterne selbst stieß man in geringer Tiefe auf das Hofpflaster,
daneben befindet sich ein Lettschlag und in weiterem Um-
kreis eine zweite ringförmige Ummauernng des Zisternen-
schachtes, welcher wohl auf diese Weise gegen Wasserablauf
geschützt werden sollte. Heute ist die Pflasterung und der
zweite Mauerring wieder mit Erde überdeckt.
Neg.-Baurat Siebvld, Waldshut.
 
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