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Wie der oberste Teil des Turms war auch der unterste bewohnt; denn hier befand sich das Burgverlies, in das
man die Verbrecher vermittels eines Haspels, dessen sich heutzutage (1857) noch alte Leute erinnern, an Stricken
hinabließ.
Leider ist dieser Turm nicht mehr ganz unversehrt, und es muß den Unwillen des Geschichtsfreundes erregen,
wenn er die Westseite weithinauf eine quaderlose Lücke sieht; an der einen Seite, fast von der Zinne abwärts, hat
sich die äußere Stirnwand an der Gußmauer losgeschält, daß die Quadern eine Wölbung nach außen bilden und zu
fallen drohen, schließt Böhaimb seine interessanten Mitteilungen.
Das eingesessene Geschlecht derer von Wellheim erscheint zuerst mit dem nobilis bomo Friedrich von Wellheim
im Jahre 1121; ob es schon von 745 an Eichstättische Dienstmannen waren, wie Böhaimb und Kugler behaupten,
steht dahin. Jedenfalls hatten in der Folgezeit die Grafen von Hirschberg das oastrum Wellheim als bischöfliches
Lehen inne, wie das älteste Lehenbuch Eichstätts vom Anfang des 14. Jahrhunderts meldet. Mit dem Aussterben
der Grafen von Hirschberg im Jahre 1305 fiel das Lehen an Eichstätt zurück. Durch Vergleich mit dem Grafen Ludwig
von Öttiugen im Jahre 1309 kam dasselbe zugleich mit Dollnstein an das Haus Ottingen, nach andern mußte jener,
dessen Tochter die Witwe des letzten Hirschbergers war, es zugleich mit Adlerstein (Altenstein oder Hohenstein?) erst
„erstreiten". In der Folge erscheinen demgemäß Ottinger Ministerialen in Wellheim (1322 Rain, 1344 Hans von
Wellheim). Die Grafen Ludwig X. und XI. verkauften im Jahre 1360 Wellheim mit Dollnstein an den Grafen
Friedrich von Heideck um 24000 fl. Markgraf Albrecht Achilles brachte deu Grafen Johann III. von Heideck dahin,
daß er ihm und seinen Verbündeten, Otto, Pfalzgraf, und Johann III., Bischof von Eichstätt, die Burg abtrat, da
der erste markgräfliche Krieg (1449) für den Heidecker schlecht ausgefallen war. Pfalzgraf Otto und Bischof Johann
verliehen ihre Teile an Wellheim nach einigen Jahren dem Peter von Steppberg, Markfraf Albrecht Achilles da-
gegen trachtete, die zwei Teile vom Steppberger an sich zu bringen, was ihm 1453 durch Hinauszahlung seiner Mit-
teilhaber auch gelang. Ansbach belehnte nun den Grafen Hilpolt von Seckendorf-Brunn mit dem Ganzen, von dem
es 1458 Graf Konrad von Helfenstein erwarb, um es dem Herzog Ludwig von Württemberg zu öffnen. In der
Pfarrkirche zu Wellheim sieht man noch heute das Epitaph des Grafen Konrad von Helfenstein und seiner Gemahlin
Ursula. Es stellt die Olbergszene in Relief dar, seitlich die Gatten mit ihren Wappen, wie dies in den „Kunstdenk-
mälern Bayerns" abgebildet istU.
Ihnen folgte 1475 der Sohn Georg (f 1517) und diesem sein Stiefsohn Ulrich, der sich 1536 mit Verkaufsgedanken
trug. In seine Zeit fällt der Bauernkrieg und die interessante Episode, die sich damals in Wellheim zugetragen hat:
Fast alle Geschichtschreiber des fränkischen und schwäbischen Bauernkrieges im Jahre 1525 erwähnen eines gewissen
Zacharias Krell als eines Hauptanführers der rebellischen Bauern, ohne jedoch über dessen nähere Schicksale etwas
mehr Licht zu verbreiten. Hier soll nun das tragische Ende dieses Mannes geschildert und zugleich ein Beitrag zur
Geschichte der Burg Wellheim gegeben werden.
Als 1524 und besonders 1525 in den meisten Provinzen Deutschlands sich die Bauern gegen ihre „rechtmäßige",
aber nicht „rechtmäßige" Obrigkeit aus Anlaß der Lehre Luthers, der sie erst hetzte und dann im Stiche ließ, erhoben,
spielte unser Krell keine geringe Rolle. Er war aus der damals gräflich Helfensteinschen Herrschaft Wellheim ge-
bürtig, von großer Leibesstärke und trefflicher Beredsamkeit, aber von böswilligem Herzen und verderbtem Verstände.
Nachdem er den gräflichen Dienst verlassen und in München die Stelle eines Stadtredners (Advokaten) bekleidet
hatte, begab er sich politischer Umtriebe halber zu den aufrührerischen Bauern in Schwaben und förderte die Sache
des Aufstandes. Um nun auch seine Heimat zum Aufruhr zu bringen und sie mit dem neuen Evangelium bekannt
zu machen, kam er aus dem Lager von Leipheim am 21. März 1525 nach Wellheim, wobei er mit folgendem Paß-
port versehen war: „Wir Hauptleute und Räte gemeiner Bauernschaft bekennen, daß wir Zacharias Krell, Advokaten
aus München, zu unserm Bruder der evangelischen Wahrheit ausgenommen, geben auch Macht und Gewalt, Andere
zu ihm zu berufen und nach Vermög unserer Ordnung zu halten."
Am 28. März kam Krell in Wellheim an und suchte sich sogleich der von allen Seiten fest verwahrten Burg zu
versichern. In dieser Absicht übergab er dem Amtspfleger und Burgvogt Georg Huber einen Brief, der angeblich
vom Grafen Ulrich von Helfenstein, der sich damals in Wiesensteig aufhielt, herrührte, aber uur erdichtet war. Der
Brief lautete: „Ulrich Graf von Helfenstein unserm Pfleger zu Wellenheim und Getreuen unfern Gruß zuvor! Unser
Befehl ist, daß Du gegenwärtigen unfern alten Diener, Zeiger des Briefs, in unserm Schloß Deiner Verwaltung
um sein Geld Unterhaltung und, was ihm notdürftig sein wird, bis auf weitern unfern Befehl gebest, ihm und seinem
Knecht, oder wen er ungefährlich brauchen wird, auch ob ihn jemand anlangen würde, unsers Schloß Wellheim gemeine
Freiheit mitteilest und das obere Zimmer ob der Türnitz eingebest, ihnen auch gute Gesellschaft beweisest, auch weder
dem Pfarrer noch Jemand Andern nichts davon sagest. Daran thuest Du unsere ernstliche Meinung. Gegeben zu
Wiesensteig am Sonntag Lätare v. 1525. Wöllst auch alle Zins einbringen."
So kürz der Brief ist, so überbietet doch ein Gedanke den andern an List und Verschlagenheit, nebstdem war
Zacharias als ehemaliger Diener des 1517 verstorbenen Grafen Georg von Helfenstein dem Burgvogt und den Markt-
bewohnern gut bekannt. Auf dieses Schreiben hin hat der getäuschte Pfleger den Krell in die Burg eingelassen, und
0 .4.. v. N6666r,XXIII (1473) an mitwoch nach lvcin starb der wolgebor her Canrad graue zv helfenstein des sele got genedig sey.
X. O. LILCCdXXIIII (1474) an mitwochs vor Katherin starb sein Gemahel fraw vrsvla geborne vö seckendorf.
Kalkstein H. V,8S, Br. 1,90 m. Provenien ungeklärt.
Wie der oberste Teil des Turms war auch der unterste bewohnt; denn hier befand sich das Burgverlies, in das
man die Verbrecher vermittels eines Haspels, dessen sich heutzutage (1857) noch alte Leute erinnern, an Stricken
hinabließ.
Leider ist dieser Turm nicht mehr ganz unversehrt, und es muß den Unwillen des Geschichtsfreundes erregen,
wenn er die Westseite weithinauf eine quaderlose Lücke sieht; an der einen Seite, fast von der Zinne abwärts, hat
sich die äußere Stirnwand an der Gußmauer losgeschält, daß die Quadern eine Wölbung nach außen bilden und zu
fallen drohen, schließt Böhaimb seine interessanten Mitteilungen.
Das eingesessene Geschlecht derer von Wellheim erscheint zuerst mit dem nobilis bomo Friedrich von Wellheim
im Jahre 1121; ob es schon von 745 an Eichstättische Dienstmannen waren, wie Böhaimb und Kugler behaupten,
steht dahin. Jedenfalls hatten in der Folgezeit die Grafen von Hirschberg das oastrum Wellheim als bischöfliches
Lehen inne, wie das älteste Lehenbuch Eichstätts vom Anfang des 14. Jahrhunderts meldet. Mit dem Aussterben
der Grafen von Hirschberg im Jahre 1305 fiel das Lehen an Eichstätt zurück. Durch Vergleich mit dem Grafen Ludwig
von Öttiugen im Jahre 1309 kam dasselbe zugleich mit Dollnstein an das Haus Ottingen, nach andern mußte jener,
dessen Tochter die Witwe des letzten Hirschbergers war, es zugleich mit Adlerstein (Altenstein oder Hohenstein?) erst
„erstreiten". In der Folge erscheinen demgemäß Ottinger Ministerialen in Wellheim (1322 Rain, 1344 Hans von
Wellheim). Die Grafen Ludwig X. und XI. verkauften im Jahre 1360 Wellheim mit Dollnstein an den Grafen
Friedrich von Heideck um 24000 fl. Markgraf Albrecht Achilles brachte deu Grafen Johann III. von Heideck dahin,
daß er ihm und seinen Verbündeten, Otto, Pfalzgraf, und Johann III., Bischof von Eichstätt, die Burg abtrat, da
der erste markgräfliche Krieg (1449) für den Heidecker schlecht ausgefallen war. Pfalzgraf Otto und Bischof Johann
verliehen ihre Teile an Wellheim nach einigen Jahren dem Peter von Steppberg, Markfraf Albrecht Achilles da-
gegen trachtete, die zwei Teile vom Steppberger an sich zu bringen, was ihm 1453 durch Hinauszahlung seiner Mit-
teilhaber auch gelang. Ansbach belehnte nun den Grafen Hilpolt von Seckendorf-Brunn mit dem Ganzen, von dem
es 1458 Graf Konrad von Helfenstein erwarb, um es dem Herzog Ludwig von Württemberg zu öffnen. In der
Pfarrkirche zu Wellheim sieht man noch heute das Epitaph des Grafen Konrad von Helfenstein und seiner Gemahlin
Ursula. Es stellt die Olbergszene in Relief dar, seitlich die Gatten mit ihren Wappen, wie dies in den „Kunstdenk-
mälern Bayerns" abgebildet istU.
Ihnen folgte 1475 der Sohn Georg (f 1517) und diesem sein Stiefsohn Ulrich, der sich 1536 mit Verkaufsgedanken
trug. In seine Zeit fällt der Bauernkrieg und die interessante Episode, die sich damals in Wellheim zugetragen hat:
Fast alle Geschichtschreiber des fränkischen und schwäbischen Bauernkrieges im Jahre 1525 erwähnen eines gewissen
Zacharias Krell als eines Hauptanführers der rebellischen Bauern, ohne jedoch über dessen nähere Schicksale etwas
mehr Licht zu verbreiten. Hier soll nun das tragische Ende dieses Mannes geschildert und zugleich ein Beitrag zur
Geschichte der Burg Wellheim gegeben werden.
Als 1524 und besonders 1525 in den meisten Provinzen Deutschlands sich die Bauern gegen ihre „rechtmäßige",
aber nicht „rechtmäßige" Obrigkeit aus Anlaß der Lehre Luthers, der sie erst hetzte und dann im Stiche ließ, erhoben,
spielte unser Krell keine geringe Rolle. Er war aus der damals gräflich Helfensteinschen Herrschaft Wellheim ge-
bürtig, von großer Leibesstärke und trefflicher Beredsamkeit, aber von böswilligem Herzen und verderbtem Verstände.
Nachdem er den gräflichen Dienst verlassen und in München die Stelle eines Stadtredners (Advokaten) bekleidet
hatte, begab er sich politischer Umtriebe halber zu den aufrührerischen Bauern in Schwaben und förderte die Sache
des Aufstandes. Um nun auch seine Heimat zum Aufruhr zu bringen und sie mit dem neuen Evangelium bekannt
zu machen, kam er aus dem Lager von Leipheim am 21. März 1525 nach Wellheim, wobei er mit folgendem Paß-
port versehen war: „Wir Hauptleute und Räte gemeiner Bauernschaft bekennen, daß wir Zacharias Krell, Advokaten
aus München, zu unserm Bruder der evangelischen Wahrheit ausgenommen, geben auch Macht und Gewalt, Andere
zu ihm zu berufen und nach Vermög unserer Ordnung zu halten."
Am 28. März kam Krell in Wellheim an und suchte sich sogleich der von allen Seiten fest verwahrten Burg zu
versichern. In dieser Absicht übergab er dem Amtspfleger und Burgvogt Georg Huber einen Brief, der angeblich
vom Grafen Ulrich von Helfenstein, der sich damals in Wiesensteig aufhielt, herrührte, aber uur erdichtet war. Der
Brief lautete: „Ulrich Graf von Helfenstein unserm Pfleger zu Wellenheim und Getreuen unfern Gruß zuvor! Unser
Befehl ist, daß Du gegenwärtigen unfern alten Diener, Zeiger des Briefs, in unserm Schloß Deiner Verwaltung
um sein Geld Unterhaltung und, was ihm notdürftig sein wird, bis auf weitern unfern Befehl gebest, ihm und seinem
Knecht, oder wen er ungefährlich brauchen wird, auch ob ihn jemand anlangen würde, unsers Schloß Wellheim gemeine
Freiheit mitteilest und das obere Zimmer ob der Türnitz eingebest, ihnen auch gute Gesellschaft beweisest, auch weder
dem Pfarrer noch Jemand Andern nichts davon sagest. Daran thuest Du unsere ernstliche Meinung. Gegeben zu
Wiesensteig am Sonntag Lätare v. 1525. Wöllst auch alle Zins einbringen."
So kürz der Brief ist, so überbietet doch ein Gedanke den andern an List und Verschlagenheit, nebstdem war
Zacharias als ehemaliger Diener des 1517 verstorbenen Grafen Georg von Helfenstein dem Burgvogt und den Markt-
bewohnern gut bekannt. Auf dieses Schreiben hin hat der getäuschte Pfleger den Krell in die Burg eingelassen, und
0 .4.. v. N6666r,XXIII (1473) an mitwoch nach lvcin starb der wolgebor her Canrad graue zv helfenstein des sele got genedig sey.
X. O. LILCCdXXIIII (1474) an mitwochs vor Katherin starb sein Gemahel fraw vrsvla geborne vö seckendorf.
Kalkstein H. V,8S, Br. 1,90 m. Provenien ungeklärt.